Dritte Selbstverbrennung in der gleichen Woche
Am 28. März verbrannte sich der 28-jährige Kunchok Tenzin auf einer Strassenkreuzung in der Nähe des Klosters Mori in der Präfektur Kanlho im Nordosten Tibets. Tibeter konnten seinen Leichnam bergen und in das Kloster bringen, wo am gleichen Abend die Totenrituale und Kremation erfolgten. Sicherheitskräfte riegelten das Kloster darauf ab. Auch in den Dörfern nahe des Klosters ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Kunchok Tenzin trat als Junge in das Kloster ein und soll einer der besten Schüler gewesen sein.
Kunchok Tenzin ist insgesamt der 112. Tibeter, der sich selbst verbrannte, 91 von ihnen sind gestorben.
Liste von „13 gesetzeswidrigen Verhaltensweisen“
In der Präfektur Malho, in der sich viele Selbstverbrennungen ereigneten, haben die Behörden eine Liste von verbotenen Verhaltensweisen veröffentlicht, die Radio Free Asia vorliegt. Die Publikation der Liste soll laut offizieller Verlautbarung dazu dienen, „die soziale Stabilität und Disziplin aufrecht zu erhalten“ und „gesetzeswidrige Taten zu unterbinden“. Unter anderem ist es verboten, Selbstverbrennungen zu filmen, dazu aufzurufen, Sicherheitskräfte zu behindern, Regierungskader „einzuschüchtern“, oder Informationen über Selbstverbrennungen an „ausländische separatistische Kräfte“ zu übermitteln. Auch ist es nicht erlaubt, Spenden zu sammeln [was oft geschah, um Hinterbliebene nach Selbstverbrennungen zu unterstützen; UM], zum Schutz der Umwelt oder der tibetischen Sprache aufzurufen, und religiöse Zeremonien abzuhalten, sofern diese Handlungen „Andeutungen“ über die Unabhängigkeit Tibets beinhalten.
Diese Liste folgt auf die im Februar d.J. neu lancierte „Patriotische Umerziehung“, die ebenfalls mit zahlreichen Strafandrohungen auf Selbstverbrennungen zu reagieren versucht [vergl. Tibet-Information vom 22. Februar 2013; UM].
Mutter von 4 Kindern verbrennt sich
Am 24. März verbrannte sich die 30-jährige Kalkyi in der Nähe eines Klosters im Bezirk Dzamthang und starb. Tibeter konnten ihren Leichnam in das Kloster Jonang bringen, noch bevor Sicherheitskräfte eintrafen, und führten dort die Totenrituale durch. Diese wurden nach Augenzeugenberichten, die TCHRD zitiert, von 4000 Tibetern besucht. Sicherheitkräfte warnten die Tibeter, dass sie die Leiche gewaltsam wegtransportieren würden, wenn die Einäscherung nicht sofort vorgenommen würde.
Kalkyi hinterlässt drei Söhne und eine Tochter, alle noch unter 15 Jahren. Sie ist die 16. Frau, die diesen Schritt wählte.
Waldarbeiter stirbt in selbst errichtetem Scheiterhaufen
Nur einen Tag nach der Selbstverbrennung von Kalkyi wurde im Bezirk Sangchu in der Präfektur Kanlho morgens der verbrannte Leichnam des 43-jährigen Lhamo Kyab gefunden. Er hatte noch vor Morgengrauen einen Haufen aus Reisig und Holz errichtet, diesen mit Kerosin angezündet und sich in die Flammen gesetzt. Als Tibeter dort eintrafen, war sein Körper schon weitgehend verbrannt.
Kurz darauf erschienen Sicherheitskräfte und riegelten den Ort der Selbstverbrennung ab.
Quellen: Tibetan Centre for Human Rights and Democracy TCHRD; Radio Free Asia
Zusammengestellt für die GSTF von Dr. Uwe Meya