Allgemein Politik

Jahresbericht 2012 des US State Department: „Die Repression in Tibet ist sehr hart“

DIIR, tibet.net, 21. Mai 2013 –
Das US State Department (amerikanisches Aussenministerium) erklärte in seinem neuen Report (1), dass die Tibeter in Tibet von einer ausgesprochen heftigen religiösen Repression und gesellschaftlichen Diskriminierung betroffen sind.

So heisst es in dem am 20. Mai herausgegebenen International Religious Freedom Report 2012, dass die chinesische Regierung in ihrer Beachtung und dem Schutz der Religionsfreiheit sehr nachgelassen habe, wobei gleichzeitig eine erhebliche Zunahme der staatlichen Eingriffe in die religiöse Praxis, besonders in den tibetisch-buddhistischen Klöstern, zu verzeichnen sei.

Von den 117 Selbstverbrennungen aus Protest gegen die chinesische Herrschaft ereigneten sich 85 im Jahre 2012.

„Die Repression war das ganze Jahr über heftig, verschärfte sich jedoch noch mehr im Vorfeld und während politisch heikler und religiöser Jahrestage und Ereignisse. Die offizielle Einmischung in die Praxis der tibetisch-buddhistischen religiösen Traditionen rief tiefe Ressentiments bei der Bevölkerung hervor. Immer mehr Tibeter verbrannten sich während des Jahres“.

„Es gab auch zahlreiche Berichte über gesellschaftliche Diskriminierung, wie etwa von Tibetern, die auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert werden, bei der Vergabe von Hotelzimmern oder bei Geschäftstransaktionen; doch weil die ethnische Identität der tibetischen Buddhisten eng mit der Religion verknüpft ist, ist es schwierig, die Vorfälle nur als Beispiele von rein ethnischer oder rein religiöser Intoleranz einzustufen. So erzählten tibetisch-buddhistische Mönche und Nonnen, dass sie anders als gewohnt nicht ihre monastischen Roben, sondern gewöhnliche Zivilkleidung trugen, wenn sie in anderen Teilen Chinas unterwegs waren, womit sie vermeiden wollten, dass sie Opfer von Diskriminierung oder willkürlichen Polizeikontrollen wurden“.

In dem Bericht heisst es, die US-Regierung habe die chinesischen Behörden auf verschiedenen Ebenen wiederholt aufgefordert, die religiöse Freiheit aller Glaubensrichtungen zu respektieren und den Tibetern zu gestatten, dass sie ihre religiösen Traditionen erhalten, ausüben, lehren und weiterführen. Sie drängte die chinesische Staatsführung in einen zielführenden Dialog mit dem Dalai Lama und seinen Vertretern zu treten, und ebenso, die politischen Massnahmen, welche die besondere religiöse, kulturelle und linguistische Identität der Tibeter bedrohen, zurückzunehmen, denn diese Bedrohung ist die Hauptursache der Verbitterung unter den Tibetern.

Vertreter der US-Regierung reichten über zehn Gesuche um diplomatischen Zugang zu der TAR ein, seit es im Mai 2011 zuletzt zu einem offiziellen Besuch eines amerikanischen Diplomaten in der Gegend gekommen war, doch keinem einzigen wurde stattgegeben.

(1) 2012 Report on International Religious Freedom: China (Includes Tibet, Hong Kong, and Macau)
phayul.com, 17. Mai 2013 –

Drei tibetische politische Gefangene nach Verbüssung ihrer Haftstrafen entlassen

Unabhängig voneinander wurden ein höherer tibetischer Lama und zwei politische Häftlinge nach voller Ableistung ihrer fünfjährigen Haftstrafe entlassen.

Ein in Südindien lebender Mönch sagte, Lama Adril Lobsang Tsultrim vom Kloster Wonpo Gaden Shedrup Dhargyeling sei am 15. Mai freigelassen worden.

„Lama Adril Lobsang Tsultrim wurde am 15. März 2008 in Lhasa unter der Beschuldigung, geheime Informationen mit Aussenstehenden geteilt zu haben, festgenommen. Ein Jahr lang befand er sich in der Haftanstalt Toelung, ehe er in das Gefängnis Chushul verbracht wurde.

„Am 15. Dezember 2009 hatten Lama Tsultrims Schüler um seine vorzeitige Freilassung aus medizinischen Gründen ersucht, doch die Behörden lehnten das Gesuch ab und verurteilten ihn statt dessen zu fünf Jahren Gefängnis“.

Lama Tsultrim wurde 1944 geboren und im Kindesalter als die Wiedergeburt von Lama Adril Taggyal erkannt.

Ausserdem wurden Lobsang Tenpa und Lobsang Choeden, zwei tibetische politische Gefangene aus dem Kloster Kardze in Osttibet, am 12. Mai nach Vollendung ihrer Gefängnisstrafen entlassen.

Die beiden Mönche sind im Zusammenhang mit den friedlichen Protestaktionen, zu denen es im Mai 2008 in der Gegend von Kardze kam, festgenommen worden. Eine grosse Zahl von Tibetern, darunter auch Mönche des Klosters von Kardze gingen damals auf die Strasse, um ein Ende der chinesischen Besatzung zu fordern. Später verurteilte das Mittlere Volksgericht von Kardze die beiden Mönche zu je 5 Jahren Gefängnis.

Im Frühjahr 2008 erhoben sich Tausende von Tibetern aus Protest gegen die chinesische Besatzungsmacht. Überall auf dem Hochland kam es zu friedlichen Demonstrationen, in einem Ausmass, wie man es bisher noch nie erlebt hatte. Die chinesischen Behörden gingen mit brutaler Gewalt gegen die Demonstranten vor, was zum Tod von mindestens 200 Tibetern führte. Unzählige verschwanden gänzlich, Tausende wurden festgenommen und ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren zu langen Haftstrafen verurteilt.

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Arbeitsgruppe München

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