Allgemein

Tibet-Information der GSTF vom 30. Juni 2014

Tibetischer Regierungsangestellter erschossen

Am 14. Juni wurde ein tibetischer Regierungsangestellter, dessen Name in den chinesischen Medien mit Zhang Wei angegeben wird, erschossen. Dieser war auf dem Rückweg von einer Reise aus der osttibetischen Präfektur Kardze, wo er Sammeln und Verkauf des Raupenkeulenpilzes kontrolliert hatte. Dieser parasitische Pilz mit dem wissenschaftlichen Namen Cordyceps siniensis ist wegen seiner angeblichen medizinischen Wirkungen begehrt und erzielt auf dem Mark sehr hohe Preise, derzeit etwa umgerechnet Fr. 30‘000 – 35‘000 pro Pfund. Schon in den vergangenen Jahren war es immer wieder zu Streitigkeiten gekommen, weil sich verschiedene Gruppen um die besten Sammelgebiete einen harten Konkurrenzkampf liefern. Das Sammeln des Raupenkeulenpilzes ist gerade für verarmte, sesshaft gemachte Nomaden oft die einzige Einkommensquelle. In diesem Jahr zeichnet sich ab, dass die Ernte besonders gering ausfällt. Im vergangenen Jahr gab es wegen Streigkeiten um die Pilze zwei Tote und vier Verletzte. Auch der Dalai Lama rief aus dem Exil zur Zurückhaltung auf. Die Regierung entsandte Kontrolleure in die Sammelgebiete.

Laut chinesischen Medien sei der Mord an dem Regierungsangestellten ein geplanter Racheakt gewesen, und ein Tibeter werde als Tatverdächtiger gesucht.

Wiederum Streit wegen Ausbeutung von Bodenschätzen

In Tongbar in der osttibetischen Präfektur Chamdo haben sich die Befürchtungen der Bewohner bestätigt, dass hier in grossem Stil nach Gold geschürft werden soll. Noch im März d.J. war den Bewohnern erklärt worden, dass die Erdarbeiten einem Dammbau dienten. Aus Protest gegen die Arbeiten hatte sich Anfang Mai ein Tibeter durch den Sprung von einem Hausdach das Leben genommen. Im Nachgang zu den Protesten hatten Sicherheitskräfte 60 Tibeter verhaftet, die noch immer nicht freigelassen sind. Jetzt würden nach Angaben von Informanten von RFA die Arbeiten noch beschleunigt: eine Brücke über den Salween sei fast fertig gebaut, Stollen würden getrieben, und die Häuser der Tibeter würden durch unterirdische Sprengungen beschädigt.

Im Bezirk Chabcha im Nordosten Tibets wurden am 7. Juni insgesamt 27 Tibeter verhaftet, die gegen den Abbau von Marmor nahe ihrem Dorf protestieren. Angeblich sei die 1989 erteilte Genehmigung dazu schon im Mai abgelaufen, aber die Betreibergesellschaft hätte dieses ignoriert. Inzwischen nähern sich die Arbeiten einem Friedhof und einem religiösen Ort, an dem die Bewohner zu den lokalen Gottheiten beten, Opfergaben darbringen und Weihrauch verbrennen. Von den festgenommen 27 Bewohnern wurden 4 freigelassen; einigen sei in der Haft der Kopf kahlgeschoren worden.

US-Gesetzesentwurf für Einreisebeschränkungen gegen chinesische Politiker

Die beiden US-Kongressabgeordneten Jim McGovern (Demokraten) und Joseph Pitts (Republikaner) haben einen Gesetzesentwurf eingebracht, der chinesischen Politikern die Einreise in die USA verweigern soll, wenn diese an Einreiserestriktionen für US-Diplomaten nach Tibet beteiligt sind. Beide Abgeordnete beklagen sich darüber, dass allein in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt 10 Anfragen für die Einreise von diplomatischem Personal nach Tibet abgelehnt wurden. Die US-Diplomaten wollten sich ein unabhängiges Bild von der Menschenrechtslage verschaffen. Das Aussenministerium wird in dem Gesetzesentwurf aufgefordert, eine Namensliste von denjenigen chinesischen Politikern anzufertigen, die entscheidend an diesen Ablehnungen beteiligt sind. Sobald sie mehr Reisegesuche nach Tibet als in andere Regionen Chinas ablehenen, würden sie umgekehrt mit Einreiseverbot in die USA belegt.

Quellen: Radio Free Asia RFA; International Campaign for Tibet ICT

Zusammengestellt für die GSTF von Dr. Uwe Meya

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