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Tibet-Information der GSTF vom 25. Mai 2015: 140. Selbstverbrennung aus Protest gegen Repressionen

Aus Protest gegen anhaltende Repressionen hat sich am 20. Mai der 34-jährige Tenzin Gyatso im Ort Tawu in der Präfektur Kardze in Flammen gesetzt und starb. Der Vater von vier Kindern setzte sich auf einer Brücke nahe einem Regierungsgebäude in Flammen, in dem „Patriotische Umerziehungskampagnen“ durchgeführt wurden. Sein Körper wurde sofort von Sicherheitskräften, die herbeigeeilt waren, fortgeschafft, ohne dass zunächst ersichtlich war, ob er noch lebte oder nicht. Die Tibeter, die sich am Ort der Selbstverbrennung eingefunden hatten und Slogans gegen die Sicherheitskräfte riefen, wurden mit Schlägen auseinander getrieben. Mehrere Tibeter wurden verhaftet und angeblich in Polizeigewahrsam misshandelt.

Einen Tag später, am 21. Mai, riefen Behördenvertreter bei der Familie an und unterrichteten sie darüber, dass Tenzin Gyatso verstorben sei. Gleichzeitig bestellten sie die Familienangehörigen zum Verhör in die Bezirksstadt Dhartsedo ein. Es ist nicht bekannt, ob der Leichnam zur Bestattung übergeben wird, und was mit den Familienmitgliedern geschah.

Laut Informanten sind nun in der Region Kontrollposten an jeder grösseren Strassenkreuzung postiert, kontrollieren die Tibeter und hätten bereits mehrere verhaftet, weil sie eine „feindselige“ Haltung zur Schau getragen hätten.

Hintergrund der Selbstverbrennung: Repressionen
Laut Informanten sei die Selbstverbrennung offenbar durch durch die in der Region forcierte „Patriotische Umerziehung“ motiviert gewesen, die der neue Vizegouverneur des Bezirks veranlasste. Damit sollten Feiern zum 80. Geburtstag des Dalai Lama unterbunden werden. Den Familien in der Region sei mit Androhung von Strafen mitgeteilt worden, dass alle Geburtstagsfeiern als Versuche gewertet würden, „die Nation zu spalten“. Ebenso würde es denjenigen ergehen, die für die Tibeter beten würden, die sich selbst verbrannt hätten. Alle Familien hätten eine schriftliche Erklärung unterzeichnen müssen, dass sie keinerlei Feiern abhielten. Sicherheitskräfte seien in den Ortschaften aufgezogen und würden mit martialischem Gehabe und Übungen die Tibeter einschüchtern. Etwa 80 Tibeter seien im Mai teils willkürlich verhaftet worden.

Unruhe-Region Tawu
Der Bezirk Tawu galt schon lange als „problematische“ Region. Eine der ersten Selbstverbrennungen durch den Mönch Tsewang Norbu ereignete sich dort am 15. August 2011; kurz darauf zündete sich die Nonne Palden Choetso am 3. November 2011 an.
Am 6. Juli 2011 stoppte die Polizei eine Gruppe von über 1000 Tibetern, die am heiligen Berg Nyitso den Geburtstag des Dalai Lama feiern wollte. Am gleichen Ort erschossen zwei Jahre später Sicherheitskräfte zwei Tibeter und verwundeten weitere acht schwer, die dort anlässlich des Geburtstages zu Picknick und Gebeten versammelt hatten.

Quellen: International Campaign for Tibet; Radio Free Asia RFA

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von Dr. Uwe Meya

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