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Tibet-Information der GSTF vom 15. Juli 2015 zum Tode von Tenzin Delek Rinpoche

Einer der prominentesten politischen Gefangenen stirbt in Haft –

Am 12. Juli starb im Alter von 65 Jahren der seit 2002 inhaftierte Tenzin Delek Rinpoche in einem Gefängnis in Chengdu, Provinz Sichuan. Er war in seiner Heimatregion in der Präfektur Kardze bis zu seiner Inhaftierung für sein religiöses und soziales Engagement hoch geachtet.

Menschenrechtsgruppen hatten seit Frühjahr 2015 eine Kampagne gestartet, um eine Freilassung aus medizinischen Gründen zu erwirken. Es war bekannt, dass Tenzin Delek schwer herzkrank war, ohne dafür in Haft angemessene Behandlung zu bekommen. Bereits am 2. Juli hatten die Behörden in Kardze seine beiden Schwestern aufgefordert, nach Chengdu zu reisen, weil er ernsthaft krank sei. Dort wurden die Schwestern für 10 Tage in einem Gästehaus untergebracht, ohne ihn sehen zu dürfen. Am 12. Juli wurden sie über seinen Tod informiert. Bis heute ist sein Leichnam nicht zur Bestattung freigegeben. Auf Fragen nach der Todesursache und dem Zeitpunkt der Freigabe des Leichnams teilten die Behörden mit, darüber würde eine interne „Besprechung“ stattfinden.

Tenzin Delek Rinpoche war wegen angeblicher Beteiligung an einem Bombenanschlag in Chengdu vom 3. April 2002 verhaftet worden. Während 8 Monaten wurde er in Isolationshaft gehalten, ohne dass er einen Rechtsbeistand erhielt. Dann verurteilte ihn ein Gericht in einer Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit am 5. Dezember 2002 zusammen mit seinem Neffen Lobsang Dhondup zum Tode. Während Lobsang Dhondup am 22. Januar 2003 hingerichtet wurde, erhielt Tenzin Delek einen Aufschub für 2 Jahre; später wurde die Todesstrafe auf internationalen Druck in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt.

Tenzin Delek hatte stets seine Beteiligung an dem Bombenanschlag bestritten. Während der 13 Jahre in Haft war er völlig isoliert und konnte seine Verwandten insgesamt nur sieben Mal sehen, und das nur für jeweils 30 Minuten unter strenger Aufsicht von Gefängnispersonal. Der letzte Besuch wurde im November 2013 genehmigt. Tenzin Delek soll in den letzten Jahren nur noch an Stöcken gelaufen sein, weil er durch die Misshandlungen in Haft Beinverletzungen erlitten hatte.

Radio Free Asia, http://www.rfa.org/english/news/tibet/monk-07132015015651.html, 13. Juli 2015

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD), http://www.tchrd.org/, 15. Juli 2015

Phayul, http://www.phayul.com/news/article.aspx?id=36249&article=Uproar%2c+sadness+after+prominent+Tibetan+Lama%27s+death+in+Chinese+jail&t=1&c=1, 14. Juli 2015

 

Schüsse und Verletzte nach Protesten anlässlich Tenzin Deleks Tod

In Nyagchuka, dem Nachbarbezirk von Lithang, der Heimat von Tenzin Delek, versammelten sich über 1000 Menschen, um seiner zu gedenken und gegen die unmenschliche Behandlung in Haft zu protestieren. Dabei sollen Tibeter auch Steine auf die Polizei geworfen haben. Nach übereinstimmenden Berichten verschiedener Quellen hat die Polizei Tränengas und Schusswaffen gegen die Protestierenden eingesetzt. TCHRD erklärt, dass ihr Fotos vorliegen, die mindestens 7 Tibeter mit Schussverletzungen zeigen. Die Zahl der Verletzten liege aber wahrscheinlich wesentlich höher. Die Region sowie die Verbindungsstrasse zwischen Lithang und Nyagchuka sind von Sicherheitskräften mittlerweile abgeriegelt.

Auch vor dem Gefängnis in Chengdu, wo Tenzin Delek starb, versammelten sich etwa 100 Tibeter zum Protest. Über Zwischenfälle ist hier nichts bekannt.

Radio Free Asia, http://www.rfa.org/english/news/tibet/marchers-07132015172716.html, 13. Juli 2015

Zusammengestellt und redigiert für dei GSTF von  Dr. Uwe Meya

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