Allgemein

Tibet-Information der GSTF vom 02. Mai 2016

Nacktfotos am Heiligen See

Fotos eines nackten Models, das nur teilweise mit einem Tuch bedeckt am Ufer des Heiligen Sees Yamdrok Tso posierte, sorgten für Aufregung innerhalb und ausserhalb Chinas. Ein professioneller Fotograf, der in Lhasa lebt und unter seinem Künstlernamen Yu Feixiong auftritt, hatte die Fotos an dem See aufgenommen, in dem nach buddhistischem Glauben eine Schutzgottheit lebt.

Nach der Publikation der Fotos berichteten zwei regierungsoffizielle Medien – die englischssprachige Zeitung People’s Daily und die Nachrichtenagentur Xinhua – dass der Fotograf daraufhin eine 10-tägige Haftstrafe erhielt wegen „Benehmens, das nicht die tibetische Kultur respektiert“.

Als das Time Magazine weiter recherchierte, dementierte jedoch das Büro für Öffentliche Sicherheit, dass eine solche Strafe ausgesprochen wurde. Ein Mitarbeiter des lokalen Büros im Bezirk Nagarze, in dem der See liegt, erklärte, er wisse von nichts.

Viele Kommentare in sozialen Medien innerhalb Chinas, wo die Bilder rasch zirkulierten, verurteilten die Respektlosigkeit des Fotografen. Dieser beantwortete keinen Anruf auf seinem Telefon, teilte aber in einem Kommentar auf der Platform WeChat mit, das Model habe ihn darum gebeten, um „Erinnerungen an dieses heilige Land“ zu behalten. Sie habe gesagt, sie sei „nun in ihrem besten Alter, um nach Tibet zur reisen, während ihre Jugend langsam verwelke“.

Time Magazine, 14. April 2016

 

Selena Gomez muss Konzert in China absagen

Die Sängerin der Gruppe Come & Get It hatte im Rahmen ihrer Welttournee, die sie auch in die Schweiz führt, zwei Konzerte in China angekündigt. Wenig später verschwanden jedoch die angekündigten Konzerte in Beijing am 6. August und Shanghai am 8. August wieder von ihre Webseite.

Grund für die Absage dürften Fotos sein, die Selena Gomez mit dem Dalai Lama zeigen. Gomez war dem Dalai Lama vor 2 Jahren in Kanada begegnet und hatte Fotos in sozialen Medien verbreitet, die sie hinter dem Dalai Lama sitzend zeigen. Sie wendet sich zu ihm zurück und blickt zu ihm auf, während er ihren Kopf berührt. Dazu schrieb sie den Kommentar „Words of Wisdom; speechless“.

Im letzten Jahr hatte bereits Bon Jovi Konzerte in China absagen müssen , weil bei einem vorigen Konzert ein Bild des Dalai Lama als Bühnenhintergrund verwendet wurde. Die Gruppe Maroon 5’s musste ihre Konzerte in China absagen, weil ein Mitglied der Band dem Dalai Lama Glückwünsche zum Geburtstag übermittelt hatte. Die isländische Sängerin Björk erhielt Auftrittsverbot in China, nachdem in ihrem Song „Declare Independence“ bei einem Auftritt in Shanghai mehrmals „Tibet“ ausgerufen hatte.

New Zealand Herald, 20. April 2016

 

NGOs werden an die kurze Leine gelegt

Der Ständige Ausschuss des Volkskongresses billigte im April ein Gesetz, das dem Staat sehr weit reichende Kontrolle über NGOs erlaubt. Alle etwa 7000 NGOs in China sind neu dem Ministerium für Staatssicherheit und nicht mehr dem Ministerium für zivile Angelegenheiten rechenschaftspflichtig. Alle NGOs müssen sich neu registrieren lassen. Sie müssen ihre Finanzen und sämtliche Aktivitäten mit chinesischen Gruppen offenlegen. Aktivitäten, „die die Staatsgewalt untergraben und die Nation spalten“, werden unter Strafe gestellt. Vertreter und Mitarbeiter der NGOs können zu „Interviews“ vorgeladen werden – eine Umschreibung für Verhöre. Betroffen sind auch Ableger von ausländischen Think Tanks, Forschungseinrichtungen und wohltätige Stiftungen wie zum Beispiel die Bill-Gates-Foundation.

bz Basel, 29. April 2016

 

Druck auf Indien: Visum für Uiguren und chinesische Dissidenten widerrufen

Neben chinesischen Dissidenten sind auch uigurische Exilpolitiker vom Bannstrahl der chinesischen Regierung betroffen. Am 22. April 2016 kündigte die indische Regierung an, dass Vertretern des Uigurischen Weltkongresses (WUC) die Einreise zu einer interreligiösen Konferenz in Dharamsala vom 28. April bis 1. Mai gestattet wird, wo sie auch auf den Dalai Lama treffen würden. Nach heftigen Protesten und intensiven Interventionen von China wurde nur wenige Tage später das Visum für den WUC-Generalsekretär, Dolkun Isa, widerrufen. China betrachtet den WUC als „terroristische Vereinigung“. Indien berief sich bei der Streichung des Visums auf eine ominöse Interpol-Notiz, die Dolkun Isa verbrecherische Aktivitäten zuschreibt.

Die Medien, die zunächst einladen waren, über die Konferenz und das Treffen der uigurischen Führer mit dem Dalai Lama und anderen tibetischen Politikern zu berichten, wurden ebenfalls ausgeladen und ihnen sogar nahegelegt, die Konferenz nicht einmal zu erwähnen.

Nur wenige Tage später wurde bekannt, dass Einreisevisa auch für 9 im Exil lebende chinesische Dissidenten widerrufen wurden. Eine Dissidentin, Lu Jinghua, durfte in New York nicht ihr Flugzeug besteigen, obwohl das Visum in ihrem Pass gültig war. Ebenso wurde das Visum für Alex Chow, den Mitbegründer der „Regenschirm-Bewegung“ aus Hongkong widerrufen.

Phayul, 22., 25. 27. und 30. April 2016

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von  Dr. Uwe Meya

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