Allgemein

Tibet-Information der GSTF vom 10. Oktober 2016

Zerstörung von Larung Gar wird beschleunigt

Seit Ende August beschleunigen die chinesischen Behörden die Zerstörung der Unterkünfte und Ausweisungen von Mönchen und Nonnen der buddhistischen Akademi Larung Gar. Systematisch werden Mönche und Nonnen, die aus einer bestimmten Region stammen, weggewiesen. Waren es im August Tibeterinnen und Tibeter aus den Regionen Lhasa, Ngari, Nagchu und Chamdo, die vorher schon wochenlang durch Verhöre und Umerziehungssitzungen belästigt worden waren , betrifft es nun alle aus den angrenzenden Provinzen Qinghai, Gansu und Yunnan. Während einige Studierende aus der Provinz Qinghai, die eine offiziellen Genehmigung hatten, bleiben durften, betrifft es laut Informanten ohne Ausnahme alle aus Gansu und Yunnan. Auch bei diesen Wegweisungen werden die Familienangehörigen in den Heimatprovinzen massiv unter Druck gesetzt, ihre Verwandten zum Verlassen von Larung Gar zu überzeugen. Teilweise werden ihnen massive Strafen angedroht, wie zum Beispiel der Entzug von Sozialleistungen, wenn es ihnen nicht gelingt, ihre Angehörigen zum Verlassen zu bewegen.

Ziel soll nach wie vor sein, die Zahl der Studierenden auf etwa 5’000, also die Hälfte der jetztigen Zahl, zu reduzieren. Etwa 2’000 sind bisher weggewiesen worden. Der Staatspräsident und Parteivorsitzende Ji Yinping zeige ein ganz persönliches Interesse an der Aktion, heisst es aus Regierungskreisen.

Die Leitung von Larung Gar fordert noch immer alle auf, sich der Wegweisung nicht zu widersetzen und auf jegliche Gewalt zu verzichten. Drei Nonnen haben aus Verzweiflung Selbstmord begangen. Vielen, die sich bis Ende September freiwillig zum Verlassen gemeldet haben, wurde von der Leitung ein Platz in einem anderen Kloster angeboten.

Free Tibet Campaign stellte zahlreiche Fotos und ein Video online, das weinende Nonnen beim Abtransport aus Larung Gar zeigt (Link siehe unten).

Bis Anfang Oktober waren etwas mehr als die Hälfte der insgesamt 1’000 zum Abriss vorgesehenen Behausungen zerstört. Laut Vorgaben müssen die Behausungen bis September 2017 beseitigt sein. Die Liste aller derjenigen, die noch in diesem Jahr weggewiesen werden, muss bis Ende Oktober d.J. an die Zentralregierung abgeliefert werden. Um den Prozess der Wegweisung zu beschleunigen, sind nach Angaben der Betroffenen Anfang Oktober ungefähr 300 Funktionäre aus angrenzenden chinesischen Provinzen eingetroffen, die von Tür zu Tür gehen und die Bewohner nach ihrer Herkunftsprovinz befragen und entsprechend die Wegweisung verkünden. In diesem Kontext wurde auch das strikte Verbot ausgesprochen, die zerstörten Gebäude wieder aufzubauen.

Ebenfalls Massenwegweisungen soll es kürzlich im etwa 300 km entfernten Yachen Gar gegeben haben, einer ähnlichen, aber kleineren Institution wie Larung Gar. Hier sollen ebenfalls 1’000 Studierende zum Verlassen aufgefordert worden sein, und es habe erste Abrisse von Behausungen gegeben.

Free Tibet Campaign, 30. September 2016: http://www.freetibet.org/news-media/na/new-images-show-scale-damage-larung-gar?utm_source=Free+Tibet+email+updates&utm_campaign=86d610b9f3-Larung_Gar_Day_of_Action10_6_2016&utm_medium=email&utm_term=0_8b3b75e260-86d610b9f3-49802621&mc_cid=86d610b9f3&mc_eid=524401721d

International Campaign for Tibet, 4. Oktober 2016

Radio Free Asia, 6. Oktober 2016

 

China protestiert gegen Reisen und Aufenthalte des Dalai Lama

Kurz nachdem der taiwanesische Parlamentarier Freddy Lim im September im indischen Exil mit dem Dalai Lama zusammentraf und ihn zu einem Besuch nach Taiwan einlud, erhob China in gewohnter Manier seine Drohgebärden. Ein Sprecher des Ministeriums für Taiwanesische Angelegenheiten in Beijing erklärte, man sei entschieden dagegen, dass Taiwan «Separatisten» einlade. Und er grollte weiter, «die Absicht einiger Kräfte in Taiwan, sich mit den Separatisten für die Unabhängigkeit Tibets zu verbinden», würde «Störungen erzeugen, die schwerwiegende Folgen für die Beziehungen über die Strasse von Taiwan haben». Der Aussenminister der neuen China-kritischen Regierung in Taiwan, David Lee, erklärte hingegen, wenn der Dalai Lama einen Visa-Antrag stelle, würde man diesen «gemäss den Regeln» bearbeiten.

Ebenso fühlte sich die chinesische Regierung bemüssigt, nach dem Besuch des Dalai Lama beim Europa-Parlament nochmals dazu aufzurufen, die Bemühungen zur Eindämmung seines Einflusses zu intensivieren. Kurz nach dem Besuch des Dalai Lama in Strassbourg fügte der Vorsitzende der Kommunistischen Partei in Lhasa in einer Rede hinzu, der «Kampf gegen die Dalai Clique» müsse höchste Priorität haben. Alle seien aufgerufen, die «reaktionäre Natur» seines Wirkens zu entlarven, «separatistische und subversive Aktivitäten niederschlagen, und die zerstörerischen Elemente gegen die ethnische Einheit eliminieren».

Phayul, 14. September und 1. Oktober 2016

Zusammengestellt und redigiert für die GSTF von  Dr. Uwe Meya

 

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