China Focus

Mercedes entschuldigt sich für Dalai-Lama-Zitat

Nur wenige Wochen nach dem Sturm der Entrüstung, der sich über Delta Airlines, Marriott und Zara wegen der separaten Aufführung von Taiwan, Tibet, Macao und Hongkong in der Länderliste ergoss traf es nun auch den Automobilkonzern Mercedes-Benz. Am 5. Februar postete scheinbar ahnungslos das Social-Media-Team von Mercedes-Benz den an sich unverfänglichen Ausspruch des Dalai Lama „Betrachte eine Situation von allen Seiten und du wirst offener“ mit dem Hashtag «Monday Motivation» und der Einstimmung „Beginn deine Woche mit einer frischen Perspektive aufs Leben vom Dalai Lama“ auf Instagram.

Nur einen Tag später war nach massiven Protesten im Internet der Spruch wieder verschwunden. Stattdessen erschien auf der offiziellen China-Homepage von Mercedes-Benz auf der chinesischen Plattform Weibo eine Entschuldigung.  Man bedauere„falsche Informationen“, die „die Gefühle des chinesisches Volkes verletzet“ hätten und werde „sofort Schritte unternommen, um unser Verständnis für die chinesische Kultur und Werte zu vertiefen.“ Die Botschaft sei «extrem falsch» gewesen.

Dieses vermochte aber die Proteste nicht zu besänftigen. Nach Publikation der Entschuldigung empörte sich ein Nutzer auf Weibo: „Sie wollen sich nicht aufrichtig entschuldigen, sie sind nur besorgt um ihren Autoabsatz». Andere Nutzer forderten gar ein Verkaufsverbot von Mercedes-Fahrzeugen. Der Chefredakteur der parteieigenen „Global Times» kommentierte auf Weibo, dass das Zitat «das Image auf dem chinesischen Markt beschädigen“ werde. Er hoffe, Mercedes werde in Zukunft „vorsichtiger“ sein. Man habe sich „zum Feind des chinesischen Volkes gemacht“. Das einflussreiche Nachrichtenportal „Sina News“ schrieb, man enhalte den Chinesen „Schlüsselinformationen“ über den Skandal vor und fragte: „Hilft eine Entschuldigung wirklich?“

Rätselhaft bleibt, wie chinesische Nutzer das inkriminierte Zitat überhaupt entdecken konnten, da eigentlich Instagram durch die Internetzensur blockiert ist. Mercedes-Benz konnte oder wollte diese Frage nicht beantworten. Umgehen lässt sich die Blockade nur durch inzwischen nicht mehr genehmigte Software.

Handelsblatt, 6. Februar 2018
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Februar 2018
Süddeutsche Zeitung, 7. Februar 2018

Von Dr. Uwe Meya

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