Ausgewählte Mönche und Nonnen in Tibet werden in einer von Staatspräsident Xi Jinping lancierten Kampagne als Repräsentanten für die «Siniserung der Religion» trainiert. Religiöse Würdenträger sollen sich gemäss der «Politik der vier Standards» verhalten. Es ist nicht genug, religiös gebildet zu sein, sondern «politische Verlässlichkeit», «moralische Integrität» und «aktives Bekämpfen» von Protesten gegen die chinesische Herrschaft werden nun von ihnen gleichermassen verlangt. Für den höheren Titel eines Geshe, eines religiösen Gelehrten, wird jetzt auch eine Ausbildung «Poilitk, Jura, und Geschichte» – selbstverständlich aus chinesischer Sichtweise – gefordert, um die staatliche Anerkennung zu erhalten.
Gemäss Beobachtern wie Human Rights Watch ist diese neue Kampagne ein Eingeständnis, dass frühere Versuche, die Klöster zum Beispiel durch ein von aussen eingesetztes „Management-Komitee“ oder Denunziationskampagnen gegen den Dalai Lama unter staatliche Kontrolle zu bringen, nicht den gewünschten Erfolg brachten. Statt zahllose Kader von aussen in die Klöster zu delegieren, versuche man nun, die Religion quasi „von innen“ gefügig zu machen. Dieses wird indirekt auch durch die kommunistische Parteizeitung Global Times bestätigt, die in einem Bericht anmerkt, dass die Kampagne effektiver sein könnte als frühere, weil die trainierten religiösen Würdenträger «ein besseres Verständnis für die Denkweisen und Gewohnheiten in ihrer Gruppe» hätten als die entsandten Kader.
Radio Free Asia, 1. November 2018 / Zusammenfassung: Dr. Uwe Meya
Foto: Mönche in einem Kloster in der Präfektur Kardze (undatiertes Foto, Radio Free Asia)