Zwei weitere Projekte der Regierung unterstreichen das Misstrauen gegenüber der Loyalität der Tibeter und zeugen von den Bemühungen, die «Wurzeln» aller dissidenten Bestrebungen zu «brechen», wie es ein Regierungsbeamter nannte.
Im Bezirk Shigatse in Zentraltibet wurde kürzlich ein neues Ausbildungszentrum für Kader eingerichtet, die zur «politischen Erziehung» in alle Regionen Tibets entsandt werden. Das Leben in diesem Ausbildungszentrum ist paramilitärisch organisiert und umfasst Veranstaltungen zur «Selbstkritik», zur «Korrektur des Denkens», Flaggenzeremonien und patriotische Gesänge. Auch das persönliche Leben soll streng beaufsichtigt werden. Ebenso werden das Abhalten von Wahlen und das Einberufen von Versammlungen trainiert.
Im Mai soll in Lhasa ein «Palast der Jugend» eröffnet werden. Staatlichen Medien zeigten einen ausgedehnten mehrstöckigen Komplex mit mehreren Flügeln und einem Sportplatz. Hier sollen tibetische Jugendliche «extracurriculären Aktivitäten nachgehen», «traditionelle Kultur erwerben und Erziehung zum Patriotismus erhalten». Der Gebäudekomplex biete Platz für Wissenschaft, Kultur und sportliche Betätigung «mit ethnischen Elementen für die Jugend in der gesamten Autonomen Region Tibet im Südwesten».
ICT zitiert Reporter von AFP, die kürzlich etwa 1500 öffentlich zugängliche Dokumente über das Beschaffungswesen von Regierungsstellen analysierten, die landesweit «Erziehungszentren» zum «Brechen der Wurzeln» ausstatten. Angeschafft wurden demnach unter anderem 2’768 Gummiknüppel, 550 elektrische Schlagstöcke (die ansonsten zum Viehtrieb verwendet werden), 1367 Paare Handschellen und 2792 Dosen Tränengas.
International Campaign for Tibet (ICT), 14. Februar 2019 / Radio Free Asia, 14. Februar 2019 / Dr. Uwe Meya
Foto: Der geplante Jugendpalast in Lhasa (Foto: International Campaign for Tibet)