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Nach Larung Gar nun auch Welle von Wegweisungen in Yachen Gar

Bereits im Oktober 2001 und August 2017 waren etwa 2500 bzw. 2000 Mönche und Nonnen weggewiesen und dieselbe Zahl an Unterkünften abgerissen worden; angeblich, um die Infrastruktur mit Kanalisation und Zufahrten für die Feuerwehr und Rettungsdienste zu. In einer dritten Welle werden nun seit Mai 2019 wiederum 3’500 Praktizierende weggewiesen. Während Bewohner, die aus Sichuan stammen, bisher nicht betroffen sind, richten sich die gegenwärtigen Wegweisungen an Praktizierende, die aus entfernteren Regionen Tibets stammen. Allerdings mussten sich alle verbleibenden Bewohner verpflichten, keinerlei politischen Aktivitäten nachzugehen. Nach Angaben von Informanten sind die Wegweisungen noch nicht beendet, so dass sich die Zahl der Betroffenen erhöhen könnte. Die Weggewiesenen haben oft keine Bleibe mehr in ihrer Herkunftsregion und wissen auch nicht, wie sie ihre buddhistischen Studien weiterführen können. Sie erhielten lediglich einen kleinen Geldbetrag für ihre Reise.

Nach den Wegweisungen aus dem buddhistischen Zentrum Larung Gar seit 2017 trifft derzeit eine neue Welle von Wegweisungen das etwas weniger bekannte Yachen Gar. Dieses liegt im Bezirk Palyul in der Präktur Kardze in der heutigen chinesischen Provinz Sichuan und zog wegen seiner Abgelegenheit etwas weniger Besucher an als das bekanntere Larung Gar. Gegründet im Jahr 1985 beherbert Yachen Gar etwa 10’000 Mönche, Nonnen und praktizierende Laien für buddhistische Studien.

Bereits Anfang 2018 hatten chinesische Kader begonnen, alle Bewohner von Yachen Gar mit Namen, Alter, Herkunftsregion und -kloster zu registrieren. Derzeit sind etwa 600 Kader in Yachen Gar positioniert, die die Wegweisungen minutiös überwachen. Es ist explizit verboten, dass verbleibende Bewohner die Weggewiesenen zur Abreise begleiten. Unterkünfte seien bisher noch nicht abgerissen worden; lediglich provisorische Behausungen von Zugereisten aus entfernteren Regionen wurden entfernt.

Während von den vorgeblichen Infrastrukturverbesserungen so gut wie nichts zu sehen ist, wurde Larung Gar komplett abgeriegelt. Der Zugang ist lediglich über zwei bewachte Posten möglich, wo elektronische Personenkontrollen stattfinden; nur wer über eine offizielle Auftenthaltsbewilligung verfügt, wird eingelassen. Die Gründe für diese drastischen Massnahmen werden in der Tatsache gesehen, dass Larung Gar und Yachen Gar mehrere tausend praktizierende Buddhisten aus China anzogen und sich so ein fruchtbarer Dialog zwischen Han-Chinesen und Tibetern entwickelte, der der Partei und Staatsführung suspekt wurde.

Auch Larung Gar war schon 2001 von Wegweisungen und Zerstörung von Behausungen betroffen. Insgesamt wurden dort seitdem fast 5000 Bewohner weggewiesen und 7000 Unterkünfte zerstört.

Radio Free Asia, 7. Juni 2019, 11. Juni 2019 // Dr. Uwe Meya

Bild: Yachen Gar auf einem undatierten Foto (Radio Free Asia)

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