Ähnlich wie beim traditionellen Reiterfest in Machu litt auch das traditionelle Shoton-Fest in Lhasa unter demonstrativer Polizeipräsenz. Das Shoton-(Joghurt-) Fest geht auf eine Tradition aus dem 16. Jahrhundert zurück, den aus dem Retreat zurückkehrenden Mönchen Joghurt zu offerieren. Auf einem Hügel neben dem Drepung-Kloster nahe Lhasa wird ein riesiges Thangka entrollt. In Lhasa finden zahlreiche Picknicks und Musikvorführungen im Garten des Norbulingka, dem Sommerpalast des Dalai Lama, statt.
Die Strassen in Lhasa waren laut Augenzeugen wegen der angereisten Menge kaum mehr passierbar, jedoch berichteten viele Tibeter von einem Klima der Angst und Einschüchterung. Polizei- und Sicherheitskräfte waren demonstrativ präsent. An jeder Strassenkreuzung seien Überwachungskameras installiert. Ein Tibeter bemerkte gegenüber Radio Free Asia, dass man ausserhalb der eigenen Wohnung auf Schritt und Tritt überwacht werde. Regierungsangestellte bekamen zwar eine Woche Ferien, ihnen wurde aber genauso wie Schülern verboten, ein Kloster zu betreten oder an religiösen Aktivitäten teilzunehmen.
Chinesische Parteikader hielten während des Festivals Ansprachen, in denen sie den Dalai Lama denunzierten und die Tibeter aufforderten, sich loyal zu Partei und Regierung zu verhalten.
Radio Free Asia, 6. September 2019 // Dr. Uwe Meya
Bild: Feiernde in Drepung im September (Foto: Radio Free Asia)