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Tibet am chinesischen Nationalfeiertag: Verhaftungen, erzwungene Feiern

Tibet am chinesischen Nationalfeiertag_Foto: Tibet Watch

Schon lange vor den Feiern zum 70. Jahrestag der chinesischen Staatsgründung intensivierten die Behörden in Tibet Verhaftungen. Davon betroffen waren auch Pensionäre unter «Korruptionsverdacht» und Jugendliche, die versucht hatten, elektronisch Geld zu Verwandten nach Indien zu transferieren und dazu die für Banktransfers beliebte App «Red Envelope» des chinesischen Netzwerks WeChat benutzt hatten. Ein Exiltibeter aus den USA, der kürzlich Lhasa besucht hatte, berichtete gegenüber Radio Free Asia von einem Jugendlichen, der verhaftet und misshandelt wurde, weil er Geld zur Gedenkfeier für einen Verstorbenen zum Büro des Dalai Lama nach Indien transferiert hatte.

Laut Tibet Watch wurden im nördlich von Lhasa gelegenen Nagqu sechs Tibeter verhaftet, weil sie sich geweigert hatten, chinesische Flaggen in die Hand zu nehmen und «patriotische» Lieder zu singen.

Überall wurden Tibeter dazu gezwungen, schon vor dem Nationalfeiertag Veranstaltungen zum Lob der Partei zu besuchen und Portraits von chinesischen Führern an ihren Hauswänden aufzuhängen. Pensionäre mussten «patriotische Lieder» einstudieren. Partei- und Regierungskader, Pensionäre sowie Schüler und Studenten vermieden es aus Angst, während der Feierlichkeiten religiöse Stätten aufzusuchen. Vorab hatte die Regierung gewarnt, dass ansonsten Schulverweise und das Streichen von staatlichen Beihilfen an die Familien drohten.

Landesweit wurde unter Klöstern ein Wettbewerb mit dem Titel «Ich und das Mutterland» veranstaltet. In einem Video ist zu sehen, wie mehrere tausend Mönche vor dem Kloster Jambaling stehen und singen. Das Lied hat den Text «Ich und mein Mutterland, untrennbar selbst für den kleinsten Moment, lang lebe das Mutterland». Auch sieht man Szenen, wie Mönche die chinesische Flagge auf Klosterdächern hissen, mit chinesischen Flaggen in der Hand winken, und Rollbilder mit den Portraits chinesischer Führer an den Wänden anbringen.

Vor dem Kloster Jambaling, wo eine Feier unter Teilnahme von Parteikadern stattfand, war ein grosses Banner mit der Aufschrift angebracht «Möge die Kommunistische Partei zehntausend Jahre leben». Von den Feiern gibt es ein Video, das auf Youtoube zu sehen ist (Link siehe unten). Tsering Norbu, der Parteisekretär in der Verwaltungskommission des Klosters, erklärt in einer Rede, «alle Mönche sollten der Partei dankbar sein, die Partei spüren, der Partei gehorchen und ihr folgen». Tsunglo-Shamba Khedu, der Vizepräsident der Autonomen Region Tibet und Abt von Jambaling, erklärte, «die Güte der Partei ist tiefer als der Ozean und schwerer als ein Berg.» Die Mönche sollten ein Modell für Patriotismus sein und sich gegen die «reaktionären Ansichten» des Dalai Lama wenden.

Link zum Video

Tibet Watch, 1. Oktober 2019

Radio Free Asia, 3. Oktober 2019 // Dr. Uwe Meya

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