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Klimaveränderung könnte Tibet stärker betreffen als andere Regionen

Laut dem kanadischen Klimaforscher Joseph Shea (University of Northern British Columbia) könnte sich das tibetische Plateau stärker erwärmen als der Durchschnitt der Erde, mit massiven Folgen für die Umwelt in Tibet und die Anrainer-Staaten. Wenn sich die Temperatur generell bis Ende des Jahrhunderts um 4 Grad erhöht, dürfte sich das tibetische Plateau aufgrund der exponierten Lage und geografischen Besonderheiten um 4.5 bis 5 Grad erwärmen.

Die Himalaya-und Karakorum-Region, die aufgrund ihres Reichtums an Gletschermasse auch als «Dritter Pol» bezeichnet wird, wird aufgrund von Projektionen einen Verlust von Permafrost und verstärkte Niederschläge als Regen anstatt als Schnee verzeichnen. Sie könnte bis Ende des Jahrhunderts zwei Drittel ihrer gesamten Gletschermasse verlieren.

Das bedeutet, dass Wasser im Winter schneller abfliesst und nicht im Frühjahr in ausreichender Menge als Schmelzwasser zur Verfügung steht, wenn es für die Ackerbestellung benötigt wird. Etwa 70% der Wassermenge im Ganges resultiert beispielsweise aus Schmelzwasser, das im Frühjahr fehlen wird, weil es schon während des Winters abläuft. Obwohl mildere Winter die Erntemenge im Prinzpip erhöhen könnten, wird der Wassermangel diesen Effekt mehr als aufheben. Das könnte wiederum die Migration verstärken, weil die Ackerbauern verarmen.

Auch Nina Holmelin, eine Forscherin am Center for International Climate Research (CICERO) in Oslo, die die Adaptation von nepalischen Ackerbauern auf die Klimaveränderung untersucht, bezeichnet den Wassermangel im Frühjahr als deren grösste Bedrohung.

Ebenso sind Bahnlinien und andere Bauwerke, die auf Permafrost-Boden errichtet sind, gefährdet. Schon frühere Studien hatten auf die sich beschleunigende Versteppung von Grasland auf dem tibetischen Plateau hingewiesen. Vor drei Jahren kollabierten nahe dem See Aru Tso auf dem tibetischen Plateau zwei Gletscher, und die nachfolgende Flutwelle tötete 9 Hirten und mehrere Hundert Tiere. Auslöser waren vermutlich Regenfälle, die die Gletscher unterspülten und ins Gleiten brachten. Laut Klimaforschern ist schon allein der Zusammenbruch eines Gletschers ein seltenes Ereignis, und der Kollaps zweier Gletscher innerhalb kürzester Zeit sei noch nie gesehen worden.

Free Tibet Campaign, 23. Oktober 2019 // Dr. Uwe Meya

Foto: Eugene Ga/Shutterstock

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