Kurz vor dem 30. Jahrestag der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Dalai Lama am 10. Dezember wurden in der Autonomen Präfektur Kanlho, in der heutigen chinesischen Provinz Gansu, drei Tibeter wegen Beiträgen auf der in China populären Plattform WeChat verhaftet. Sie sollen mit Freunden und Verwandten ausserhalb Tibets kommuniziert haben, wobei die Inhalte im Detail nicht bekannt sind. Einer der Verhafteten ist der Thangka-Maler Lubum Dorjee, der von Geburt taub ist.
Die von der chinesischen Firma Tencent lancierte App WeChat ist die am meisten verwendete soziale Plattform in China und auch in Tibet, zumal internationale Plattformen wie Facebook im Land verboten sind. WeChat entwickelt seine Überwachungssoftware stets weiter, so dass missliebige Inhalte nicht nur effizient erkannt und gelöscht, sondern auch ihre Absender belangt werden können. Die Behörden in Tibet offerieren hohe Belohnungen für das Denunzieren von missliebigen Nutzern. Es sind einzelne Fälle bekannt, wo Tibeter identifiziert und verhaftet wurden, nur weil sie ein Bild oder Lehren des Dalai Lama über WeChat verbreiteten oder sich über die Unterdrückung der tibetischen Sprache äusserten.
Bereits im März, vor dem 60. Jahrestag des tibetischen Volksaufstands, hatten die Behörden in Kanlho gewarnt, dass WeChat-Nutzende Gefängnisstrafen von einem bis zu acht Jahren drohten, wenn sie «illegale Informationen» verbreiten. Im Bezirk Sangchu wurde eine ähnliche Warnung publiziert, dass Inhalte, die das Ansehen der Partei, der Regierung oder des Staates schädigen, als «kriminelle Akte» gedeutet würden.
International Campaign for Tibet, 17. Dezember 2019 // Dr. Uwe Meya