Nachdem auch in Tibet Infektionsfälle bekannt wurden, erliessen die Behörden einen Massnahmenkatalog für die «Autonome Region Tibet» (TAR), der die Feiern zum Losar (24. – 26. Februar) stark einschränkt. Zum «Schutz der Gesundheit» und «Verminderung des Infektionsrisikos» müssen alle grösseren Feiern «stark verkürzt und im Umfang eingeschränkt» werden.
Abgesehen davon wurden Touristenattraktionen wie der Potala-Palast, aber auch grössere Klöster in der TAR und benachbarten Provinzen für Besucher geschlossen.
Umgekehrt sammeln aber Mönche auch Spendengeld, so zum Beispiel im Kloster Labrang im Nordosten Tibets. In Tawo im Osten Tibets haben Mönche tausende Gesichtsmasken an die Bevölkerung verteilt.
Sieben Tibeter wegen «Verbreitens von Gerüchten» über Coronavirus bestraft
In der Präfektur Chamdo im Osten Tibets sind insgesamt 7 Tibeter verhaftet und bestraft worden, weil sie «Gerüchte» über die Infektionen verbreitet hätten. Bekannt sind Details von zwei Tibetern.
Der eine hatte sich auf einer Online-Plattform am 29. Januar beklagt, dass Reisende von China unerkannt nach Chamdo einreisen würden und unter den lokalen Bewohnern «Panik» verursachten. Der Verfasser wurde zu 10 Tagen Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Der zweite hatte im sozialen Netzwerk WeChat ein Schutzgebet platziert, das man zehnmal rezitieren und danach an 10 weitere Empfänger weiterleiten sollte, um sich gegen Ansteckung zu schützen. Er wurde zu 7 Tagen Haft verurteilt.
Die Behörden warnten in den Medien nochmals davor, «Gerüchte zu erzeugen, an sie zu glauben, und sie weiter zu verbreiten»; stattdessen solle man sich einem «sauberen und harmonischen Cyberspace» verpflichtet fühlen.
Belohnungen an Informanten über Versuche, die Viruskontrollen zu umgehen
Laut einer offiziellen Mitteilung haben die Behörden in Ngaba im Osten Tibets Belohnungen für alle Meldungen ausgesetzt, wenn Kontrollen gegen die Ausbreitung des Virus umgangen werden.
In der Stadt Jang in Ngaba werden alle Meldungen über Besucher aus Regionen mit hohen Infektionsraten mit Geld belohnt. Zu diesen Regionen gehören Besucher nicht nur aus der am stärksten betroffenen chinesischen Provinz Hubei, sondern auch aus der tibetischen Präfektur Kardze, die eine Reihe von Infizierten meldet.
Speziell sollen Beobachtungen gemeldet werden, wenn sich Reisende lokalen Gesundheitskontrollen entziehen wollen, oder Gastgeber ihre Besucher verbergen. Parties, Essensgesellschaften oder Spielveranstaltungen sind verboten, und alle Personen, die diese dennoch veranstalten, müssen den Behörden gemeldet werden.
Nicht geschlossen sind Tankstellen, Spitäler, Lebensmittelgeschäfte und Märkte, aber es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Situation für Preiserhöhungen auszunutzen.
Die Belohnung würde innert 24 Stunden gezahlt. Für Meldungen wurde sogar eine zentrale Telefonnummer eingerichtet mit einer Kontaktperson namens Palden Kyab. Ein Testanruf von Radio Free Asia auf dieser Nummer endete allerdings auf dem Anrufbeantworter.
Radio Free Asia, 10. und 12. Februar 2020 // Phayul, 11. Februar 2020 // Dr. Uwe Meya
Foto: Mönche in Labrang beim Spendensammeln (Foto: Radio Free Asia)