Focus Tibet

Besorgnis über Bauarbeiten am Jokhang-Tempel

Die tibetische Bloggerin Woeser macht auf Bauarbeiten am Jokhang-Tempel aufmerksam, die offenbar auf die Errichtung zweier Pavillons in chinesischem Stil abzielen. Der Johkang-Tempel befindet sich in der Altstadt von Lhasa und ist als UNESCO-Weltkulturerbe geschützt. Er gilt als einer der ältesten und religiös bedeutendsten Tempel in Tibet. Daher würden in chinesischem Stil neu errichtete Pavillons auf seinem Gelände die Architektur massiv verfremden.

Chinesische Staatsmedien hatten am 7. Mai über «Schutzmassnahmen» am Jokhang berichtet, ohne aber Details zu nennen. Derzeit ist der Jokhang wegen der Corona-Pandemie noch für Besucher geschlossen, aber weil der Barkhor-Pilgerweg, der ihn umrundet, wieder geöffnet wurde, gelangten Fotografien der Bauarbeiten an die Öffentlichkeit.

Der 1’300 Jahre alte Jokhang ist das Ziel von Pilgerreisen nicht nur aus Tibet, sondern aus der ganzen Welt. In seinem Hof steht eine Steinsäule, in die der Text eines Abkommens zwischen dem tibetischen Königreich und der chinesischen Tang-Dynastie aus den Jahren 821-823 eingraviert ist – eine damals nicht ungewöhnliche Massnahme, um Verträge schriftlich festzuhalten. Das Abkommen beschreibt die Grenzziehung zwischen Tibet und dem chinesischen Reich und ist für die Tibeter Beweis für die gleichberechtigten Beziehungen zwischen beiden Regionen. Einer der chinesischen Pavillions wird scheinbar auf dieser Steinsäule errichtet.

Wiederholte Aufforderungen der UNESCO an China in den vergangenen Jahren, gemäss Weltkulturerbe-Status Berichte über Renovationen zu erstatten – zuletzt auch nach dem Grossbrand im Jokhang von 2018 – wurden von China entweder nicht oder nur mit unverbindlichen Worten beantwortet.

International Campaign for Tibet (ICT), 7. Mai 2020 // Dr. Uwe Meya

Foto: Woeser via Radio Free Asia

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