In weiten Regionen im Osten und Norden Tibets, die heute zu den chinesischen Provinzen Sichuan und Qinghai gehören, und in der Präfektur Kanlho in der chinesischen Provinz Gansu verfügten Behörden Anfang Juli die Schliessung von Klöstern «für auswärtige Besucher». Diese Anordnungen sollten ganz offensichtlich Feiern zum 85. Geburtstag des Dalai Lama am 6. Juli unterbinden.
In der Präfektur Kardze besuchte am 5. Juli eine Delegation mit dem Parteifunktionär Wang Shu Yin und Vertretern der örtlichen Polizei das Kloster Ganden Phuntsok Ling zu einer «Inspektion». Die Mönche wurden ermahnt, «vorbildlich und patriotisch, …[sowie] wachsam für Besucher in der Region und im Kloster» zu sein und «verdächtige Personen» den Behörden und der Polizei zu melden.
Derartige Restriktionen anlässlich von «sensitiven» Daten wie auch dem 10. März, dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes, waren schon im letzten Jahr implementiert worden. Tibeter unterlaufen diese Verbote derweil mit viel Geschick. So wurden am 6. Juli dennoch Weihrauchfeuer entzündet, und in sozialen Medien wurden am 6. Juli viele Bilder von buddhistischen Heiligen geteilt, speziell von Chenresig, der das Prinzip des Mitgefühls verkörpert, mit dem der Dalai Lama identifiziert ist. Andere platzierten Gedichte, in denen von der «glorreichen Sonne» die Rede ist und Langlebenswünsche geteilt werden.
Radio Free Asia, 10. Juli 2020 // Dr. Uwe Meya