Am 21. August wurden der 63-jährige Bu Dokyab und sein 43-jähriger Neffe Gyaltsen im Bezirk Chumarleb im Norden Tibets verhaftet, während sie gerade in einem Restaurant assen. Die Behörden machten keine Angaben über den Grund der Verhaftung, aber die Bewohner des Bezirks vermuten, dass dieses wegen ihres offenen Widerstands gegen Konfiszierung von Land geschah. Kurz vorher waren Tibeter zu einer Versammlung in Chumarleb gerufen worden, in der die Konfiszierung angekündigt wurde. Bo Dukyab hatte laut Informanten von RFA die Betroffenen während der Versammlung vehement und offen dazu aufgefordert, das Land ihrer Ahnen nicht aufzugeben, zumal sie nach Umsiedlung keine Perspektiven für ein neues Einkommen hätten.
Bu Dokyab ist bekannt als grosszügiger Dorfvorsteher, der sich in der Vergangenheit mehrfach auch für bedürftige Tibeter eingesetzt hatte, die ihre versprochene staatliche Unterstützung nicht erhalten hatten. Für seinen Einsatz gegenüber den Behörden sei er bereits zweimal vorher verhaftet worden.
In der Region hatten in den letzten Monaten mehrere Bezirksverwaltungen Versammlungen einberufen, in denen den Bewohnern die Konfiszierung ihres Landes angekündigt wurde. Dieses steht im Gegensatz zu behördlichen Versprechen aus der Vergangenheit, dass Landrechte über 50 Jahre nicht angetastet würden. Diejenigen, die sich gegen die Landnahme wehren, werden neuerdings nicht selten im Rahmen der Kampagne gegen «Kräfte der Unterwelt» [vergl. Tibet-Information vom 6. Mai 2020; UM] angeklagt.
Radio Free Asia, 24. August 2020 // Dr. Uwe Meya
Bo Dukyab (links) und Gyaltsen (rechts) in einem undatierten Foto (Radio Free Asia)