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Drittes „Geneva Forum 2020“ fand vom 9. bis 13. November 2020 online statt.

Finden sie alle Links, Videos und die Statements der 3 Mitglieder der Parl. Gruppe Tibet an der virtuellen „Geneva Forum“ – Woche, die live auf dem Fernsehsender Tibet TV übertragen wurden. Das Thema des Forums für 2020 lautete

„Chinas politische Strategie zur Religionsfreiheit: Globale Auswirkungen“

Eröffnet wurde es durch den tibetischen Präsidenten Dr. Lobsang Sangay und die Parlamentarierin Regula Rytz. Mit Nationalrätin Laurence Fehlmann Rielle und Nationalrat Nicolas Walder beteiligten sich so drei Mitglieder der Parlamentarischen Gruppe Tibet am „Geneva Forum 2020“.

Lesen Sie hier den ausfühlichen Beitrag von Karin Gaiser zum Geneva Forum 2020 – erschienen im tibetfocus Magazin tf151

Alle Informationen auf https://tibetoffice.ch/genevaforum/

Download der „Geneva Forum“ – Broschüre

Lesen Sie hier die Forderungen als Beschluss des Geneva Forum.

Statement von NR Regula Rytz zur Eröffnung des Geneva Forums NR Regula Rytz
„Ehrenwerter Präsident Dr. Lobsang Sangay,
Ehrenwerte Mitglieder der nationalen Parlamente
Liebe Tibeterinnen und Tibeter auf der ganzen Welt
Es ist eine grosse Ehre für mich, an der Eröffnung des dritten Genfer Forums teilzunehmen, und ich danke Ihnen herzlich für die Einladung.
Leider können wir uns heute wegen der COVID-19-Krise nicht in Genf treffen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns heute im digitalen Raum treffen. Denn: Trotz der Pandemie können wir die globale Frage der Menschenrechte und die schwierige Situation der Tibeter in der Volksrepublik China nicht ignorieren.
Wie Sie wissen, bin ich Abgeordnete des Schweizer Parlaments und Mitglied der Parlamentarischen Gruppe für Tibet. In dieser Gruppe sind Parlamentarier aller Parteien vertreten. Wir alle sind der Achtung der Menschenrechte und der humanitären Grundwerte verpflichtet, die die Menschheit leiten.

Unsere PG Tibet kritisiert deshalb, dass unsere Regierung, der Bundesrat, ihre Haltung gegenüber Tibet seit den 1960er Jahren geändert hat: In der Vergangenheit wurden viele tibetische Flüchtlinge in der Schweiz aufgenommen und der Dalai Lama wurde empfangen. Heute verfolgt der Bundesrat die „Ein-China-Politik“, toleriert chinesische Interventionen gegen tibetische Organisationen in der Schweiz und bringt tibetische Asylsuchende in eine ausweglose Situation.
Wir versuchen, das zu ändern, jeden Tag. Denn: Die Schweiz hat in dieser Sache eine besondere Verantwortung. Die Schweiz ist Depositarstaat der Genfer Konventionen, deren Umsetzung durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) geregelt wird.
Mein Land steht für Demokratie, Menschenrechte und humanitäres Völkerrecht.
Aber: Die Schweiz ist auch das erste Land in Europa, das ein Freihandelsabkommen mit der Volksrepublik China unterzeichnet hat. Wir haben deshalb eine grosse Verantwortung, der Versuchung zu widerstehen, wirtschaftliche Interessen über die Verteidigung der Menschenrechte zu stellen. Wir wissen, dass sich auch Schweizer Unternehmen an der „Belt and Road“-Initiative beteiligen wollen und damit das Risiko eingehen, den Profit über die Forderung nach politischen Reformen zu stellen. Das kann nicht sein.
Für mich muss die wirtschaftliche Zusammenarbeit immer Hand in Hand gehen mit der Umsetzung der Menschenrechte und der sozialen Entwicklungsziele.
Eine gesunde Wirtschaft bedeutet Demokratie sowie Menschen- und Umweltrechte.
Wir alle kämpfen gemeinsam für diese Werte.
Vor allem die Covid-19-Krise hat ein weiteres Problem offenbart. In vielen Ländern sind die Lieferketten mit China zusammengebrochen. Dies hat die lokale Wirtschaft zusätzlich blockiert.
Das zeigt, dass keine Wirtschaft zu sehr von einem anderen Land abhängig sein sollte. Das bedeutet: Die Beziehung zwischen allen Ländern und China sollte von Respekt, aber auch von Belastbarkeit und Unabhängigkeit geprägt sein. Ohne Menschenrechte keine enge Zusammenarbeit.
Es ist daher gerade jetzt, in der COVID-Pandemie, ein guter Zeitpunkt, unsere Arbeit für Reformen im Bereich Demokratie und Grundrechte fortzusetzen. In der ganzen Welt. Auch in der Volksrepublik China.
Zu den Menschenrechten gehört natürlich auch die Religionsfreiheit. Wir alle wissen, dass die Religionsfreiheit in Tibet unter der Besetzung durch China massiv gelitten hat.
Deshalb begrüsse ich es sehr, dass die Religionsfreiheit im Mittelpunkt des dritten Genfer Forums steht, und ich freue mich auf die Diskussionen und Entscheidungen, die stattfinden werden.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Debatte und dass die Zukunft allen Tibetern Hoffnung und die Freiheit gibt, nach ihren Werten und ihrer Religion zu leben.
Ich glaube fest daran, dass sich Ihre, unsere Arbeit letztlich auszahlen wird. Oder um Seine Heiligkeit, den Dalai Lama zu zitieren:
„Entscheiden Sie sich dafür, optimistisch zu sein, dann fühlt es sich besser an.“

Hier gehts zur Aufzeichnung des Eröffnungspodiums:

Geneva Forum, 1. Podium, 10. November 2020 – Laurence Fehlmann Rielle, NR-Genf

Die Schweizer Politik der Religionsfreiheit gegenüber der Politik Chinas

Als Vorbemerkung möchte ich betonen, dass die Religionsfreiheit in der ganzen Welt nach wie vor ein wichtiges Thema ist. Viele Menschen mit Glauben an verschiedene Religionen sind Verfolgungen und Leiden ausgesetzt. Ein vor 20 Jahren eingesetztes amerikanisches Komitee berichtete 2019, dass in vielen Ländern schwere Repressionen gegen Menschen aufgrund ihres Glaubens eingeleitet werden. Unter diesen Ländern wird China wegen der Repression gegen buddhistische Tibeter, Christen, muslimische Uiguren und Falun-Gong-Praktizierende besonders zitiert. Aber natürlich sind auch die Menschenrechtsverteidiger im Visier. Einige Worte zur Situation in der Schweiz in Bezug auf Religion.

Die eidgenössische Anerkennung des Prinzips der Religionsfreiheit und der staatlichen Neutralität geht auf die Schweiz im Jahr 1874 zurück und wurde seither durch Verfassungsrevisionen bestätigt und sogar gestärkt. Die Bundesverfassung von 1999 (BV), die am 1. Januar 2000 in Kraft getreten ist, garantiert in Artikel 15 die Gewissens- und Glaubensfreiheit wie folgt: 1. Die Gewissens- und Glaubensfreiheit ist gewährleistet. 2. Jede Person hat das Recht, ihre Religion frei zu wählen sowie ihre philosophischen Überzeugungen zu pflegen und sie einzeln oder in Gemeinschaft zu bekennen.

Wie alle anderen Freiheiten kann die Gewissens- und Glaubensfreiheit unter den Bedingungen von Artikel 36 CF eingeschränkt werden. Dies setzt insbesondere voraus, dass jede Einschränkung eines Grundrechts – eine rechtliche Grundlage hat, d.h. sie muss durch ein öffentliches Interesse oder den Schutz eines Grundrechts anderer gerechtfertigt sein und in einem angemessenen Verhältnis zum verfolgten Ziel stehen. Das Recht jedes Einzelnen und jeder Gruppe, sich zu ihrer Religion zu bekennen, ist mit der Verpflichtung der staatlichen Behörden verbunden, die religiöse Neutralität zu wahren und die Ausübung religiöser Überzeugungen nicht ohne zwingende Rechtfertigung zu behindern. In diesem Sinne zielt sie darauf ab, die Religionsfreiheit der Bürger zu wahren, aber auch den religiösen Frieden im Geiste der Toleranz zu erhalten. Dieser Auszug ist einem Urteil des Bundesgerichts entnommen.

Artikel 8 CF verbietet auch jegliche Diskriminierung, insbesondere aufgrund der Herkunft oder religiöser, philosophischer oder politischer Überzeugungen. Doch wie wir wissen, ist die Anwendung dieser Prinzipien nicht immer einfach, denn einige Religionen haben Traditionen, die Reaktionen auf politischer Ebene und in der Gesellschaft hervorrufen. Wir mussten uns also einer Initiative stellen, wie der, die als Ergebnis das Verbot der Minarette hatte, obwohl diese meiner Meinung nach kein Problem darstellte. Die gleiche unangenehme Debatte wurde im Zusammenhang mit dem Verbot der Burka geführt. Jedenfalls stellen diese Phänomene das Prinzip der Religionsfreiheit in der Schweiz nicht in Frage.

Um nun zum Problem der Religion in China zu kommen, möchte ich einen Artikel zitieren, der im Februar 2018 von Cyrille Pluyette von AP veröffentlicht wurde. Darin wird berichtet, dass China seine Kontrolle über die Religionen verstärkt. Diese Massnahmen zielen darauf ab, die nationale Sicherheit zu stärken und gegen so genannte „Ausländerinfiltrationen“ zu kämpfen. Beispielsweise verbieten diese Massnahmen die Annahme von Geldgeschenken von ausländischen Vereinigungen, nicht genehmigte Zusammenkünfte werden streng bestraft und die Eröffnung religiöser Schulen wird sehr strengen Bedingungen unterworfen. Die tibetischen Mönche stehen unter ständiger Beobachtung, und die chinesischen Behörden haben die Kontrolle über das Hauptzentrum des tibetischen Buddhismus in der Provinz Sichuan übernommen. Der Kontrollprozess über die Uiguren wächst mit dem Argument, dass die Muslime mit jihadistischen Gruppen in Verbindung stehen. Auch die Christen sind Opfer dieser Einschüchterungspolitik.

Wie reagiert die Schweiz in diesem Zusammenhang?

Im Juni 2018 fand in Peking die 16. Sitzung des bilateralen Menschenrechtsdialogs zwischen der Schweiz und China statt. Der vertrauliche Rahmen, in dem die Gespräche stattfanden, förderte eine offene, konstruktive und gegenseitig kritische Debatte über die aktuelle Menschenrechtssituation sowohl international als auch in den beiden Ländern. Im Zentrum der Gespräche standen das Justizsystem und das Strafvollzugssystem sowie die Minderheitenrechte.

Die Schweiz hat ihre tiefe Besorgnis über die Strafverfahren, denen Anwälte und Menschenrechtsverteidiger ausgesetzt sind, sowie über die Schikanen und Angriffe auf die geistige und körperliche Unversehrtheit, deren Opfer sie sind, zum Ausdruck gebracht. Dabei stützte sie sich auf Einzelfälle. Eine eingehende Diskussion wurde über die Todesstrafe geführt. Auch die Rechte von Frauen und Menschen mit Behinderungen wurden diskutiert.

Die Schweiz hat sich kritisch über den Schutz von Minderheiten und deren Rechte in Tibet und der Region Xinjiang geäussert. In diesem Zusammenhang bestand sie auf der Verschlechterung der Menschenrechtssituation in Xinjiang und auf den schweren Menschenrechtsverletzungen, die in den „Umerziehungslagern“ begangen wurden, in denen Tausende von Uiguren gefangen gehalten werden. Der Dialog konzentrierte sich auch auf das multilaterale Engagement der beiden Länder. Die Schweiz nutzte die Gelegenheit auch, um an die Mandate der Menschenrechtsmechanismen der Vereinten Nationen, insbesondere des Menschenrechtsrats, zu erinnern und die Bedeutung der Beteiligung der Zivilgesellschaft an diesen internationalen Vereinbarungen zu betonen.

Zur Erinnerung: Der bilaterale Menschenrechtsdialog zwischen der Schweiz und China wurde 1991 aufgenommen.

In einem Artikel berichtete der ehemalige Direktor des IKRK, Paul Grossrieder, dass die Schweiz im Juli 2013 ein Freihandelsabkommen mit China unterzeichnet hat. Im Jahr 2014 ratifizierten die beiden nationalen Parlamenstkammern die tausend Seiten dieses Abkommens, das weder Menschenrechte noch Arbeitsrechte erwähnt, wie sie von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vorgesehen sind. Dieses Abkommen ist einzigartig in Europa, und wir können erkennen, dass es unseren Industrien kommerzielle Vorteile bringt. In seiner jetzigen Form ist dieses Engagement mit China jedoch problematisch für ein Land, das sich als einer der Garanten von Recht und Menschenrechten in der Welt präsentiert.

In Bezug auf den Willen zur Vorherrschaft von Xi Jinping hat die EU ihre Positionen verhärtet. Und gerade durch die Stärkung anderer Partnerschaften, insbesondere mit Japan, Südkorea oder Indien, versucht Europa, seine Beziehungen zu China wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Schweizer Behörden ihrerseits sind nach wie vor zufrieden mit dem Freihandelsabkommen. Unser Aussenminister spricht von „Herausforderungen und Differenzen“ und hat stets seine „Besorgnis über die Menschenrechtssituation“ zum Ausdruck gebracht, was aber die „freundschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik China“ nicht berührt.

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern verlaufen jedoch nicht immer so reibungslos: Der für den Sommer geplante bilaterale Menschenrechtsdialog Schweiz-China 2019 wurde von China ausgesetzt, das Berichten zufolge auf die Veröffentlichung eines von Bern mitunterzeichneten Briefes reagierte, in dem Peking aufgefordert wurde, die Inhaftierung der Uiguren in Xinjiang zu beenden. Der von der Schweiz und 22 weiteren Staaten mitunterzeichnete Brief war an den Präsidenten des UNO-Menschenrechtsrats gerichtet. Er forderte die chinesische Regierung auf, die willkürliche Inhaftierung von Uiguren in Xinjiang zu beenden und dem Hochkommissar für Menschenrechte uneingeschränkten Zugang zu dieser Region im äussersten Westen Chinas zu gewähren, wo die Regierung beschuldigt wird, bis zu 1 Million Angehörige turksprachiger muslimischer Minderheiten in Umerziehungslager eingesperrt zu haben. Peking würde die Schweiz nicht direkt für die Kritik an ihrer Xinjiang-Politik verantwortlich machen, sondern vielmehr dafür, dass Bern dieses Anliegen zusammen mit anderen Mitgliedern der internationalen Gemeinschaft öffentlich zur Schau stellt. Das liegt daran, dass die Kommunistische Partei Chinas es vorzieht, die strittigen Themen im Verborgenen zu diskutieren. Es handelt sich um periodische Treffen, bei denen Schweizer und chinesische Vertreter in streng vertraulichen Sitzungen diskutieren.

Dieser Mangel an Transparenz wird von NGOs und vielen politischen Akteuren kritisiert. Viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier in der Schweiz stellten Fragen oder brachten das Problem der Doppelmoral der Schweiz zur Sprache: Einerseits fördern wir die Menschenrechte und andererseits gelingt es uns, die Wirtschaftsbeziehungen weiterzuführen: Oft kippt die Waage zugunsten der Geschäftsbeziehungen.

Wie Sie vielleicht wissen, ist die Schweiz eines der ersten westlichen Länder, das 1950 die Volksrepublik China anerkannte. Dies gibt uns Verantwortung. Meiner Meinung nach sollten wir den Dialog mit China über die Menschenrechte im Allgemeinen aufrechterhalten, wozu auch die Freiheit gehört, die eigene Religion nach persönlichem Gutdünken auszuüben. Dieser Dialog ist immer auch eine Gelegenheit, Botschaften zu übermitteln. Aber wir müssen auch die Meinungsverschiedenheiten öffentlich zur Sprache bringen, um China zu einem Wandel zu bewegen. Es ist ein verfassungsmässiger Auftrag, die Schweizer Position im Bereich der Menschenrechte zu beanspruchen.

Schliesslich möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf eine Resolution lenken, die das Parlament des Kantons Genf kürzlich an den Bundesrat gerichtet hat und die das Abkommen zwischen den schweizerischen und chinesischen Behörden betrifft, das es China erlaubt, in der Schweiz Ermittlungen über die chinesischen Staatsangehörigen durchzuführen.

Er fragt das eidgenössische Parlament:

– konkrete Massnahmen zu entwickeln, um Überwachungs- und Einschüchterungshandlungen zu beenden, die auch Minderheitengemeinschaften wie Uiguren oder pro-demokratische Gegner einschliessen, die in der Schweiz das Objekt sind, insbesondere indem sie sich gegen die Erneuerung des Abkommens aussprechen, das den chinesischen Behörden erlaubt, auf Schweizer Territorium zu ermitteln;

– konkrete Massnahmen zu entwickeln, um den Überwachungs- und Einschüchterungshandlungen ein Ende zu setzen, die auch Minderheitengemeinschaften wie Uiguren oder pro-demokratische Gegner einschliessen, die in der Schweiz das Objekt sind

– alle Massnahmen zu ergreifen, damit die freie Meinungsäusserung über die Situation in Ostturkestan sowie die Menschenrechtssituation in China in der Schweiz vollumfänglich gewährleistet ist.“

Hier gehts zur Aufzeichnung des 1. Podiums:  

Hier gehts zur Aufzeichnung des 2. Podiums:

Hier gehts zur Aufzeichnung des 3. Podiums:

Sprecher sind:

  • Geshe Lhakdor, Director, Library of Tibetan Works and Archives 
  • Telo Rinpoche, Representative, Office of Tibet-Moscow
  • Piero Verni, Author and Founding President, Heritage of Tibet
  • Tsewang Gyalpo Arya, Representative, Office of Tibet-Tokyo

Hier gehts zur Aufzeichnung des 4. Podiums und der Schlussrunde:

Schluss-Statement von Nicolas Walder, Mitglied des Schweizer Parlaments, Co-Präsident der Parlamentarischen Gruppe Tibet-Schweiz

Ich freue mich sehr, heute hier zu sein, um ein paar Worte zum Abschluss des Geneva Forums 2020 zu sprechen, das vom Tibet Bureau, Genf, organisiert wurde.

Da wir aufgrund der Pandemie vor besonderen Herausforderungen stehen, möchte ich den Organisatoren danken, dass sie beschlossen haben, diese Veranstaltung beizubehalten und sie online zu organisieren. 

Die grosse Öffentlichkeit, die an diesen Podien teilgenommen hat, zeigt, dass, auch wenn COVID-19 uns alle in unserem täglichen Leben betrifft, Menschenrechtsfragen für eine grosse Zahl von Menschen von primärer Bedeutung bleiben.

Ich glaube sogar, dass die Pandemie die Grenzen eines rein individualistischen und merkantilen Ansatzes und die Notwendigkeit einer solidarischen, ethischen und prinzipientreuen Zusammenarbeit zwischen den Nationen aufgezeigt hat.

Unter ihnen ist die Religionsfreiheit ein tragender Pfeiler.

Leider müssen wir zugeben, dass dies in der Volksrepublik China noch immer nicht der Fall ist.

Es gibt zunehmende Besorgnis über Menschenrechtsverletzungen in China. Tibeter, Uiguren, Mitglieder von Falun Gong, aber auch politische Gegner, soziale Verantwortungsträger oder Umweltaktivisten werden täglich gewaltsam schikaniert.

Als Mitglied des Parlaments und Co-Präsident der Parlamentariergruppe Tibet-Schweiz bin ich zutiefst besorgt über die gegenwärtige Situation in China. Dies gilt umso mehr, als sich die Situation tendenziell weiter verschärft.

Selbst unser Aussenminister Ignazio Cassis räumte eine Zunahme der Menschenrechtsverletzungen in China ein und forderte mehr Entschlossenheit gegenüber dem Vorgehen der Regierung in Peking. Solche Aussagen der Bundesregierung sind in der Schweiz sehr ungewöhnlich. 

Deshalb reagierten viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier, als in den Medien bekannt wurde, dass zwischen unseren beiden Ländern ein Abkommen besteht, das die Überprüfung angeblich illegaler chinesischer Staatsbürger in der Schweiz durch chinesische Beamte einschliesst, und baten darum, ein solches Abkommen nicht zu erneuern.

Wir befinden uns jetzt in einem Prozess von Anhörungen und Diskussionen in der Kommission für auswärtige Angelegenheiten des Ständerates im Parlament. Deshalb wird der Prozess der Erneuerung des Abkommens, der im kommenden Dezember hätte stattfinden sollen, bis zu weiteren Anhörungen in unserer Kommission verschoben. Diese Gespräche werden auch die Gelegenheit bieten, einen weiteren Skandal zu diskutieren, der durch die Medien aufgedeckt wurde, nämlich die sehr voreingenommenen Lingua-Tests, die tibetischen Asylbewerbern auferlegt wurden.

Während der letzten Kommissionssitzung erhielten wir auch eine knappe Mehrheit zur Unterstützung der Petition, die viele von Ihnen 2018 weitgehend befürwortet haben. Dieser von 11300 Personen unterzeichnete Text bittet die Schweizer Regierung um politische Unterstützung für die tibetische Sache in den Gesprächen mit China sowie um Anerkennung und Schutz für die in der Schweiz lebenden Tibeter.

– Anerkennung zum Beispiel durch die Aufnahme der Erwähnung „Tibet“ in die von der Schweizer Regierung ausgehändigten Sonderausweise.

– Und Schutz insbesondere gegen die Spionage- und Schikanierungstechniken der chinesischen Behörden gegen Tibeter und ihre Organisationen in der Schweiz.

Zwei weitere sehr wichtige Texte wurden am Montag von der Kommission verabschiedet. Sie fordern 

– eine Bewertung der Politik des sog. bilateralen konstruktiven Dialogs über Menschenrechte. Nach jahrzehntelangem Dialog mit den chinesischen Behörden ist es an der Zeit, das Ergebnis zu bewerten und, falls nötig, unsere Strategie zu ändern. 

– Ein Bericht über die Tibeter in der Schweiz, insbesondere im Hinblick auf die Meinungsfreiheit und die Überwachung, der sie unterworfen sind.

Diese zweite Anfrage wurde auch durch den Sicherheitsbericht des Nachrichtendienstes des Bundes angeregt, der in seinem Bericht über die Sicherheit der Schweiz im Jahr 2020 die Zunahme der Spionageaktivitäten mehrerer Länder, darunter auch Chinas, feststellt. Es wird in diesem Bericht auch die gezielte Bekämpfung der in der Schweiz niedergelassenen Tibeter und Uiguren und ihrer Organisationen erwähnt.

Die Kommission für auswärtige Angelegenheiten hat mit der Arbeit an der Petition und den Postulaten begonnen, was bedeutet, dass diese Punkte entweder für die Dezember- oder für die März-Sitzung 2021 auf der Tagesordnung stehen werden. Schliesslich werden die Schweizer Politik in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen in China auf der Tagesordnung des Parlaments stehen und somit öffentlich debattiert werden.

Diese Beispiele und die verschiedenen Massnahmen, die in den verschiedenen Ländern ergriffen wurden, zeigen, dass das Vertrauen in die chinesischen Behörden zur Einhaltung der universellen Menschenrechte und anderer internationaler Regeln abnimmt. Immer mehr Länder scheinen endlich zu erkennen, dass es nicht ausreicht, internationale Abkommen zu unterzeichnen. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Länder, auch China, sie auch tatsächlich respektieren. 

Im Namen der parlamentarischen interfraktionellen Gruppe Tibet-Schweiz möchte ich allen Redner/-innen und Teilnehmer/-innen an diesem Forum 2020 herzlich danken. Und auch Ihnen allen für Ihre Beiträge und Ihr Engagement für mehr Achtung der Menschenrechte in China und anderswo. Nur die Bündelung all unserer Aktionen kann Respekt, Freiheit und Schutz für alle Menschen in der Region bringen.

Vielen Dank und bis zum nächsten Jahr!

Virtual Geneva Forum Week Schedule: 

Timings: 2:30 to 4:00 pm (Geneva time); 7 to 8:30 pm (India time), and 8:30 to 10: 00 am (New York time)

9 Nov. 2020: Inaugural Panel

10 Nov. 2020: Panel 1: China’s Policy on Freedom of Religion under the Global Framework

11 Nov. 2020: Panel 2: Religious Persecution: Crackdown on People of Faith in China

12 Nov. 2020: Panel 3: Tibetan Buddhist System of Reincarnation and Why China wants to control it?

13 Nov. 2020: Panel 4: Countering China’s Persecution of Believers: Way Forward

Followed by the Geneva Forum 2020 Declaration and Closing Note

Organized by Tibet Bureau Geneva.

Media Partners: TibetTV & Tibet.Net 

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