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Willkürliche Verhaftungen in Tibet wegen Auslandskontakten

In den vergangenen Monaten wurden mehrere Verhaftungen in Tibet gemeldet, die sämtlich Tibeter unter der Anschuldigung betrafen, mit dem Ausland kommunziert zu haben. Scheinbar handelte es sich aber nur um den Austausch von harmlosen Informationen ohne strafbaren Hintergrund.

Vier Mönche des Klosters Tengdro im Westen Tibets wurden in einer Gerichtsverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Haftstrafen zwischen 5 und 20 Jahren verurteilt. Anlass dazu war ein in einem Cafe Ende 2019 versehentlich zurückgelassenes Telefon des Mönchs Choegyal Wangpo. Die Polizei, die das Telefon inspizierte, fand darauf ein Bild des Dalai Lama und Korrespondenz über Geldspenden der Mönche von Tengdro an ein Schwesterkloster in Nepal nach dem dortigen Erdbeben von 2015. Darauf durchsuchten die Behörden das Dorf und das gesamte Kloster und verhafteten 20 Mönche, die teilweise schwer misshandelt wurden. Die Bewohner wurden einer «politischen Schulung» unterzogen, um «das Denken der Mönche und Nonnen zu vereinheitlichen» und «der Partei zu folgen».

Im April d.J. wurden im Bezirk Driru in der Region Nagqu im Norden Tibets mehrere Personen verhaftet. Nur von einem Tibeter, dem 44-jährigen Gyajin, ist der Name bekannt. Er war in der Region bekannt für seinen Einsatz für den Erhalt der Umwelt und der tibetischen Sprache. Vorgeworfen wurde den Verhafteten offenbar nur, dass sie Telefongespräche mit dem Ausland geführt hätten. Die Region Driru ist bekannt für ihren Widerstand gegen die chinesischen Behörden. Am 6. Februar erlag der 51-jährige Touristenführer Kunchok Jinpa in Driru seinen mutmasslich in Haft zugefügten Verletzungen. Er war wegen «Verrats von Staatsgeheimnissen an das Ausland» zu 21 (!) Jahren Haft verurteilt worden, aber vorzeitig entlassen worden.

Human Rights Desk, Central Tibetan Administration (Dharamsala); 30. Juni 2021, The Guardian, 6. Juli 2021 // Dr. Uwe Meya

Karte: Radio Free Asia

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