Focus Tibet

Beliebte tibetische Schule soll in chinesischer Sprache unterrichten – oder sie wird geschlossen

Im August wurde der Leitung der Gyalten Getza Schule in der Stadt Tehor Rongbacha in der Präfektur Kardze mitgeteilt, dass künftig der Unterricht sowie alle Prüfungen in chinesischer Sprache durchgeführt werden müssen. Bei Nichtbefolgen würde die Schule geschlossen.

Am 23. August feierte die Schule ihr 23-jähriges Bestehen. Sie ist benannt nach ihrem Gründer Gyalten Lobsang Jampa Rinpoche, der als Inkarnation von Gyaltsen Rinpoche angesehen wird und 1949 im Alter von 3 Jahren in das in Tehor Rongbacha gelegene Kloster eintrat. Die Schule beheimatet auch einen Kindergarten und bietet kostenlosen Unterricht bis zur 6. Primarklasse an. Auch weiterführender Unterricht bis zur 8. Klasse wird angeboten. Die Unterrichtsfächer umfassen Tibetisch, Englisch, Chinesisch, Mathematik, tibetische Medizin und freiwillige Fächer wie Kunst und Schneiderei. Dort unterrichten 35 Lehrer und Lehrerinnen, und 642 Schüler und Schülerinnen absolvierten erfolgreich das Lernprogramm. Insgesamt wurde kostenloser Unterricht an etwa 1’000 Schulkinder erteilt.

Die Unterrichtskommission der Provinz Sichuan hatte die Schule mehrfach mit Auszeichnungen versehen. Der Gründer, Gyalten Lobsang Jampa Rinpoche, geniesst in der Region hohes Ansehen und ist Abgeordneter im Chinesischen Nationalkongress sowie Vizepräsident der Buddhistischen Vereinigung von Sichuan.

Allen Auszeichnungen zum Trotz scheint China entschlossen, die chinesische Sprache im Unterricht in Tibet durchzusetzen und zielt dabei vor allem auf in privater Initiative gegründete Schulen. Am 8. Juli war bereits die Sengdruk Taktse Schule im Bezirk Darlak in der osttibetischen Region Golog geschlossen worden. Auch diese Schule war von einem angesehenen Mönch, Khandrul Jigme Kunsang Gyaltsen aus der buddhistischen Akademie Larung Gar, gegründet worden und unterrichtete vornehmlich in tibetischer Tradition. Hier lautete die Begründung, Unterricht dieser Art, der sich vor allem an Mönche und Nonnen richtet, müsse in Klöstern und nicht in Schulen stattfinden.

Tibet Watch, 19. Juli und 23. August 2021 // Dr. Uwe Meya

Foto: Tibet Watch

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