In der Präfektur Tsolho in Amdo, im Nordosten Tibets, wurde per Regierungsdekret allen tibetischen Parteimitgliedern jegliche religiöse Betätigung in ihren Wohnungen verboten. Das bedeutet auch, dass sie die Hausaltäre und Schreine, die sich traditionell in jedem tibetischen Haushalt befinden, beseitigen müssen. Falls sie dem nicht Folge leisten, drohen ihnen Strafen wie die Entlassung aus Regierungspositionen oder die Streichung von staatlichen Zuschüssen und Leistungen. Weiterhin gelten für die Betroffenen auch Verbote von privaten religiösen Handlungen wie zum Beispiel Zeremonien nach dem Ableben von Familienmitgliedern und Verwandten.
Diese Verbote reihen sich in eine Serie von gleichen Massnahmen in anderen Regionen Tibets.
Bereits im April dieses Jahres hatte die Regierung einen «Verhaltenskodex für Mitglieder der Kommunistischen Partei in der Autonomen Region Tibet, die nicht an die Religion glauben» erlassen, der ihnen religiöse Aktivitäten im privaten wie öffentlichen Leben untersagt. Weiter sollen sie Angehörige davon abhalten, Altäre aufzustellen, religiöse Gegenstände zu verwenden oder Bilder von religiösen Personen aufzuhängen. In der Präfektur Nagchu im Norden Tibets wurde im Mai den Eltern von Schulkindern mitgeteilt, dass sie keine religiösen Gegenstände wie Gebetsmühlen und Gebetsketten mit sich führen dürfen, wenn sie ihre Kinder in der Schule besuchen. Auch wurde dort das Rezitieren von Mantras und Gebeten verboten. Im Oktober erliessen die Behörden in der nordtibetischen Präfektur Golog ein striktes Verbot aller religiösen Aktivitäten für frühere und gegenwärtige Mitglieder der Kommunistischen Partei. Im Bezirk Darlag wurden am 2. und 3. Oktober Wohnungen der Parteimitglieder auf Fotos des Dalai Lama durchsucht. Verboten sind hier unter anderem das Umwandeln von religiösen Orten, das Tragen von Gebetsketten, der Gebrauch von digitalen Gebetsketten oder der Besitz anderer religiöser Objekte.
Central Tibetan Administration, 24. November 2021 // Dr. Uwe Meya
Karte: Radio Free Asia