Focus Tibet

Sorge um Aktivisten Tashi Wangchuk

Seit dem 10. April ist der Aktivist Tashi Wangchuk nicht mehr zu erreichen. Sein Konto auf dem chinesischen Portal Weibo ist geschlossen, und bei Kontaktaufnahme erscheint die Nachricht, dass «der Nutzer nicht existiert». In den Tagen zuvor befand er sich auf einer Reise in den Nordwesten Tibets, um die Schliessung von Schulen zu dokumentieren, die in tibetischer Sprach unterrichtet hatten. Auf dieser Reise war er massiv von der Polizei behindert worden, die mehrfach in Gästehäusern intervenierten, um ihm die Übernachtung zu verweigern.

Tashi Wangchuk war zu 5 Jahren Haft verurteilt worden, nachdem er nach Beijing gereist war, um eine Petition zum Erhalt der tibetischen Sprache direkt bei der Zentralregierung abzugeben. Sein «Vergehen» bestand darin, sich von einem Reporter der New York Times begleiten zu lassen. Er war im Januar 2021 aus der Haft entlassen worden, stand aber unter ständiger Polizeiaufsicht und verlor für 5 Jahre seine bürgerlichen Rechte.

Dennoch setzte er sich weiter für den Erhalt der tibetischen Sprache ein. Im Januar besuchte er mehrfach Behörden in Yushu und forderte sie auf, die tibetische Sprache im Unterricht und Behördengebrauch zu erhalten.

Seine Reise in den Nordwesten Tibets im April wurde immer wieder durch polizeiliche Interventionen behindert. Innert weniger Tage wurde er aus 6 Gästehäusern geworfen, nachdem jeweils die Polizei bei den Gastgebern interveniert hatte. Die Begründungen waren fadenscheinig: ein fehlendes Covid-Zertifikat, ein generelles Verbot, auswärtige Gäste aufzunehmen, oder die Schliessung des Gasthauses wegen «anderweitiger Probleme». Einmal drang eine Eliteeinheit der Polizei in sein Zimmer ein und zwang ihn zum sofortigen Verlassen. Bei seinem Besuch bei der lokalen Behörde, um eine Petition zum Bleiben abzugeben, wurde er Zeuge eines Anrufes der Polizei, die die Behörde anwies, ihn nicht zu empfangen. Kurz darauf erklärte ihm ein Mitarbeiter, dass derzeit niemand anwesend sei, um sein Anliegen zu hören. Weitere Behördenstellen erklärten sich nicht für zuständig und verwiesen ihn jeweils an eine andere Behörde. Diese waren aber «geschlossen».

Seine Odyssee durch die Gästehäuser und die Polizei-Intervention dokumentierte er mit Fotos auf Weibo, doch seit dem 10. April ist er von der Plattform verschwunden.

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD) und Radio Free Asia, 15. April 2022 // Dr. Uwe Meya

Screenshot: Weibo

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