Die Regierung der “Autonomen Region Tibet“ kündigte am 27. Juni an, dass in den nächsten 8 Jahren insgesamt 130‘000 Tibeter umgesiedelt werden sollen, die in 100 Ortschaften leben. Die von der Umsieldung Betroffenen leben in der Region Nagqu nördlich von Lhasa in Höhen von über 4’000 m. Allein 26‘300 Personen [nach anderen Quellen 17’555 Tibeter] sollen bis 11. August 2022 in die niedriger gelegene Stadt Lhokha südöstlich von Lhasa umziehen. Teile dieses Plans seien bereits im Gange., und die ersten Familien sollen ihre neuen Unterkünfte zum 15. Juli beziehen. Die Ankündigung erfolgte durch den Leiter der Verwaltung für Forstwirtschaft und Grassland, Wu Wei. Daraus ist zu schliessen, dass es sich um einen weiteren Schritt in der zwangsweisen Sesshaftmachung von Nomaden handelt.
Diese Massnahme „widerspiegelt einen auf den Menschen ausgerichteten Entwicklungsgedanken, der sowohl den Schutz der Umwelt als auch die Forderung der Menschen nach einem besseren Leben berücksichtigt“, so Wu Wei.
Ausserhalb Chinas wurde diese Umsiedlungspolitik in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert. Beobachter wiesen darauf hin, dass die Umsiedlungen meist gegen den Willen der Betroffenen erfolgen, ohne dass sie Einsprachemöglichkeiten haben, dass Versprechen auf finanzielle Kompensationen oder berufliche Umschulungsangebote oft nicht eingehalten wurden, und dass Betroffene ohne Perspektive oder Arbeit in der neuen Umgebung in staatliche Abhängigkeit gerieten.
Asian News International (ANI), 27. Juni 2022, Tibetan Review, 28. Juni 2022 // Dr. Uwe Meya
Foto: Tibetan Review