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Covid-Massnahmen mit drastischen Folgen auch in Tibet

Die teilweise drastischen Massnahmen zur Kontrolle der Covid-Infektionen prägen auch in Tibet das Leben. Mitte August waren die Infektionszahlen in der sogenannten „Autonomen Region Tibet“ (TAR) auf 3‘400 gestiegen.

Als Zentrum des Ausbruches wurde die zweitgrösste Stadt, Shigatse, identifiziert. Ab 8. August wurde eine dreitägige Ausgangssperre verhängt. Tausende von Touristen sassen dort fest. Die Behörden verlangen zwei negative Covid-Tests im Abstand von drei Tagen, dazu noch einen negativen Test direkt vor der Ausreise von Tibet am Flughafen oder Bahnhof. In der chinesischen Stadt Shijiazhuang wurden am 17. August 12 Reisende im Zug von Lhasa bei einer „Ankunftsinspektion“ positiv getestet, obwohl sie bei Abfahrt in Lhasa ein negatives Resultat vorwiesen.

Ein Tourist berichtete dem chinesischen Nachrichtenportal Caixin unter einem Pseudonym über die Zustände in Shigatse. Er habe für den 11. August für seine Ausreise einen Covid-Test gebucht, der aber ausfiel, weil kein medizinisches Personal anwesend war. Auch träfen häufig die Resultate, die eigentlich innerhalb drei Tagen verfügbar sein sollten, nur verspätet ein. Dadurch verpassten viele Reisende ihre umgebuchten Flüge. Ein nicht namentlich genannter Gesundheitsarbeiter berichtete Caxin, dass der PCR-Test in „höchst primitiver Weise“ durchgeführt werde und es überall an geschultem Personal mangele. Vom 15. bis 18. August fand in Lhasa eine „Desinfektionsmassnahme“ statt, und es galt bis 21. August ein partieller Lockdown: öffentliche Zusammenkünfte waren untersagt, und niemand durfte ausser in Notfällen das Haus verlassen.

In Shigatse wurden am 12. August fünf Funktionäre wegen „mangelhafter Implementierung der Präventions- und Kontrollmassnahmen“ entlassen, und am 17. August mussten aus gleichem Grund drei Funktionäre in Lhasa ihren Platz räumen. Informanten von ICT glauben aber, dass die Entlassenen schon bald wieder in offizielle Ämter zurückkehren; zu stark seien ihre „Beziehungen“ zu Staat und Partei, als dass man sie fallen liesse. Vielmehr seien die Entlassungen und die Bekanntmachungen symbolträchtig erfolgt, um soziale Unruhen zu vermeiden.

Einzelne Einträge in sozialen Medien geben chinesischen Reisegruppen die Schuld, das Virus erst nach Tibet eingeschleppt zu haben. China hatte sich in diesem Jahr bemüht, nach zwei Jahren Lockdown den Inlands-Tourismus nach Tibet anzukurbeln.

Auch in anderen Regionen Tibets ausserhalb der TAR werden Covid-Fälle gemeldet, ohne dass Details bekannt sind. In einer IKEA-Filiale in Shanghai kam es zu chaotischen Szenen, als bekannt wurde, dass ein Kunde längeren Kontakt zu einem Jungen hatte, der nach Rückkehr aus Lhasa positiv getestet worden war. Als sich die Behörden anschickten, die Filiale abzuriegeln, um alle Besucher unter Quarantäne zu stellen, ergriffen Hunderte in Panik die Flucht.

International Campaign for Tibet, 12. August 2022, Der Stern, 16. August 2022, Caixin, 18. August 2022 // Dr. Uwe Meya

Foto: ICT

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