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Stellungnahme der GSTF zur Ausstrahlung des Films „Buddhismus – Missbrauch im Namen der Erleuchtung“ auf SRF Sternstunde Religion

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Am 01. Januar 2023 strahlte das Schweizer Fernsehen SRF eine Dokumentation mit dem Titel «Buddhismus – das Gesetz des Schweigens» – aus, deren Macher:innen auch ein gleichnamiges Buch veröffentlicht haben. Die in der Reportage und im Buch beschriebenen Verhaltensweisen einzelner buddhistischer Geistlicher, denen sexueller Missbrauch und körperliche Gewalt vorgeworfen werden, sind für die GSTF völlig inakzeptabel und diejenigen, die sie praktizieren, stehen unserer Meinung nach jenseits jeder wahrhaftigen Spiritualität. Besonders verurteilen wir Handlungen an Kindern und Jugendlichen in deren Obhut. Es obliegt den Strafverfolgungsbehörden der einzelnen Länder, alle gesetzeswidrigen Handlungen zu verfolgen, sobald diese bekannt werden.

«Den tibetischen Buddhismus» gibt es nicht. Die spezifisch tibetische Ausformung des Buddhismus kennt unterschiedlich praktizierende Schulen, die jedoch keine Weisungsbefugnisse höherer Instanzen kennen. Der Dalai Lama als spirituelle Instanz für die Tibeter:innen hat keine formelle «Oberaufsicht» gegenüber diesen buddhistischen Geistlichen. Im Gegenteil fordert er Praktizierende immer wieder auf, nicht nur religiöse Lehrer, sondern auch ihn selbst zu prüfen und zu hinterfragen!

In mehreren dokumentierten Statements hat sich der Dalai Lama entschieden gegen vorgeworfene Praktiken von buddhistischen Geistlichen ausgesprochen, die das Vertrauen ihrer Schüler:innen missbrauchen. Er hat auch die von Missbräuchen betroffenen Menschen aufgefordert, solche Handlungen den Strafverfolgungsbehörden anzuzeigen. Es handelt sich bei den Vorwürfen um charakteristisch sektiererische Auswüchse, gegen die keine Religion – auch der Buddhismus nicht – immun ist.

Wir wollen die Glaubwürdigkeit der Opfer in dieser Dokumentation in keiner Art und Weise in Frage stellen oder gar eine Opfer-Täter-Umkehr vornehmen. Die GSTF ist jedoch der Meinung, dass die Filmemacher:innen durch den Einbezug des Dalai Lama und einiger Interviewten aus seinem Umfeld seine weltweite Bekanntheit instrumentalisieren und Verantwortlichkeiten konstruieren, die sachlich nicht gegeben sind. Damit drängen die Macher:innen die eigentlich Missbrauchs-Beschuldigten aus dem Fokus. Die Hauptvorwürfe des Missbrauchs in der Dokumentation zielen auf einzelne buddhistische Lehrer. Dem Dalai Lama wird lediglich unterstellt, sich verspätet von diesen Personen distanziert zu haben.

Auch Bezüge zu schaffen von Missbrauchs-Vorfällen zur grossen tibetischen Gemeinschaft in der Schweiz, entbehrt jeglicher Berechtigung.

Die GSTF hofft, dass die Opfer durch die juristischen Verfahren in den einzelnen Ländern, in denen es zu Missbräuchen gekommen ist, rasch die ihnen zustehende Genugtuung erfahren.

Thomas Büchli, Präsident der GSTF und Lhawang Ngorkhangsar, Vize-Präsidentin der GSTF

Stellungnahme der GSTF vom 1.1.2023:
https://gstf.org/wp-content/uploads/2019/11/Stellungnahme-zur-SRF-Doku-Missbrauch-im-Namen-der-Erleuchtung-20221221GSTF.pdfhttps://gstf.org/wp-content/uploads/2019/11/Stellungnahme-zur-SRF-Doku-Missbrauch-im-Namen-der-Erleuchtung-20221221GSTF.pdf

Kritik an Klöstern in Europa 20230102SRF-Artikel von Christian Walther und Link zum Film in der Sternstunde: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/kritik-an-kloestern-in-europa-missbrauchsvorwuerfe-erschuettern-den-tibetischen-buddhismus

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