Focus Tibet

Polizei belästigt Gründer und ehemaliges Lehrpersonal einer geschlossenen tibetischen Schule

Im Juli 2021 wurde die Sengdruk Taktse Schule in Dharlag, Bezirk Golog im Osten Tibets, von den Behörden geschlossen. Die private Schule unterrichtete in tibetischer Sprache. Die Begründung lautete, Unterricht dieser Art, der sich vor allem an Mönche und Nonnen richte, müsse in Klöstern und nicht in Schulen stattfinden. Die von der Schliessung betroffenen Kinder wurden auf diverse andere Schulen mit chinesischem Unterricht verstreut, und Waisenkinder ohne Registrierung eines Wohnsitzes oder Kinder aus sehr abgelegenen Dörfern fanden überhaupt keine Aufnahme in Schulen. Ihre bisherige Registrierung in der geschlossenen Schule wurde nicht als Wohnsitzregistrierung anerkannt. Zwar versprachen die Behörden bei der Schliessung, in der Schule würde weiterhin Unterricht unter chinesischer Aufsicht stattfinden, aber seitdem stehe die Schule leer.

Der Gründer der Schule, Khenpo Jigmey Kunga Gyaltsen, würde unter konstanter Beobachtung durch die Polizei stehen. Das gesamte entlassene Lehrpersonal würde regelmässig zu Verhören auf Polizeistationen zitiert, und es würde überwacht, mit wem sie sich treffen.

Im August 2021, drei Wochen nach der Schliessung, wurde die langjährige Lehrerin Rinchen Kyi verhaftet und wegen «Anstiftung zu Separatismus» angeklagt, nachdem sie mit einem Hungerstreik gegen die Schliessung ihrer Schule protestierte. Gemäss neueren Berichten kam sie wegen einer «psychischen Erkrankung» zunächst in ein Spital und befand sich danach bis August 2022 im Hausarrest [vergl. Tibet-Informationen vom 10. September und 5. Oktober 2021; UM].

Radio Free Asia, 7. April 2023 // Dr. Uwe Meya

Protestmarsch der von der Schliessung Betroffenen (Foto: Radio Asia)

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