Focus Tibet

Bericht der RAND-Corporation: Verstärkter Trend zu Langzeit-Haft in tibetischen Gefängnissen und Haftlagern

Eine Analyse über die Jahre von 2014 bis 2022 zeigt einen verstärkten Trend zu längeren Haftzeiten in Tibet, so die RAND-Corporation. Diese ist eine internationale Nonprofit-Organisation, die nach eigenen Angaben «durch Forschung und Analyse zur Verbesserung der Politik und Entscheidungsfindung» beitragen will.

Der Bericht basiert auf einer interessanten Methodologie: über längere Zeiträume wurden mittels Satellitendaten die nächtlichen Lichtemissionen der in Tibet bekannten Gefängnisse und Lager gemessen und auf Trends über die Zeit analysiert. Aus einer Analyse des Tibet Research Project (TRP) von 2021 waren insgesamt 83 Haftanstalten mit ihren Geodaten bekannt, davon wurden 79 als verlässlich identifizierbar in den RAND-Bericht aufgenommen. Für jede einzelne Haftanstalt existiert eine Satellitenaufnahme. Anhand der baulichen Merkmale wurden 14 von ihnen als «Hochsicherheits-Lager» eingeordnet.

Wie aus der TRP-Analyse hervorgeht, hat sich die Zahl der Haftanstalten in Tibet seit 2011 nicht relevant vermehrt. Vielmehr vergrösserte sich die Zahl vor allem in den Jahren 2009 bis 2011, also direkt nach dem Aufstand in Lhasa von März 2008. Im Gesamt-Durchschnitt veränderten sich die Lichtemissionen aus den tibetischen Lagern im gemessenen Zeitraum zwischen 2014 und 2022 nicht wesentlich. Wenn hingegen nur die 14 Hochsicherheits-Lager betrachtet werden, fällt eine deutliche Vermehrung in den Jahren 2018 bis 2022 auf. Ebenso zeigen sich regionale Unterschiede im zeitlichen Ablauf der Änderungen der Lichtemissionen. Letzteres wird damit erklärt, dass die präventiven Massnahmen zur «Stabilitätssicherung» mit Internierungen in Lagern in jeder Region mit unterschiedlichem Tempo und wechselnder Intensität implementiert wurden.

Die Erhöhung der nächtlichen Lichtemissionen in Hochsicherheits-Lagern ohne relevante Neu- oder Ausbauten erklären die Autoren mit einer stärkeren Belegung und/oder längeren Haftzeit. Dieses steht im Gegensatz zu einer gleichen Analyse in der Provinz Xinjiang, wo die Lichtemissionen mit einem aggressiven Aus- und Neubau von Lagern korrelierten.

Der volle Bericht: https://www.rand.org/pubs/research_reports/RRA2474-1.html

Tibet Research Project (TRP) Analyse mit Geodaten: https://tibetresearchproject.org/

The Guardian, 27. Juli 2023 // Dr. Uwe Meya

Quelle: Tibet Research Project

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