Vom 15. bis 17. September fand in der osttibetischen Stadt Tsoe, heutige Provinz Gansu, eine Kalachakra-Zeremonie statt. Die Besucher und Besucherinnen widersetzten sich offenbar einer Wegweisung der Behörden für alle auswärtigen Gäste. Die lokale Regierung hatte am 10. September in einem Dekret mitgeteilt, dass der Besuch der Zeremonie nur den Einwohnern der Gemeinden von Tsoe offenstehe. Die Beschränkung diene dazu, «die religiösen Versammlungen harmonisch, stabil und reibungslos ablaufen zu lassen, Staus und Menschenansammlungen vor Ort und ein Verwaltungschaos zu vermeiden».
Videoaufnahmen, die ICT erhielt, belegen, dass sich dennoch geschätzt 100’000 Gläubige zur Zeremonie einfanden. Auch wenn nicht bekannt ist, ob sich Auswärtige vom Dekret an der Teilnahme abhalten liessen, übersteigt die auf den Videos (Video clip 1, Video clip 2, Video clip 3) zu sehende Zahl der Gläubigen, die sich mit Zelten auf dem Grasland eingefunden hatten, deutlich die der Einwohner von Tsoe.
Die Belehrungen während einer Kalachakra-Zeremonie können nur von wenigen qualifizierten Gelehrten, einschliesslich des Dalai Lama, vermittelt werden. Die Vorbereitungen dafür nehmen mehrere Tage in Anspruch. Im Juli wurde eine Kalachakra-Zeremonie in dem Dorf Samey-shi in der Präfektur Tsolho im Nordosten Tibets unterbrochen und ein dafür errichtetes Sandmandala zerstört. Die Zeremonie sollte eigentlich bis 23. Juli dauern, jedoch erschien zum Höhepunkt am 18. Juli ohne Ankündigung die Polizei und zwang Lama Tashi Gyatso, der die Zeremonie leitete, und mehrere zehntausend Pilger, den Ort zu verlassen. Trotz Protesten der Anwesenden zerstörte die Polizei das Sandmandala, indem sie Wasser darüber goss. Besucher, die Fotos von der Zeremonie in sozialen Medien geteilt hatten, wurden zum Verhör vorgeladen.
International Campaign for Tibet (ICT), 19. September 2023 // Dr. Uwe Meya
Foto: Screenshot Radio Free Asia