Für seinen 90. Geburtstag am 6. Juli 2025 hat der Dalai Lama eine wichtige Mitteilung über seine mögliche Wiedergeburt angekündigt. Eine Reihe von ungewöhnlichen diplomatischen Visiten des Präsidenten der sogenannten «Autonomen Region Tibet», Yan Jinhai, und des Vorsitzenden der Kommunistischen Partei in Tibet, Wang Junzheng, in südostasiatischen Nachbarländern lässt die Vermutung aufkommen, dass die Regierung der Volksrepublik China eine diplomatische Offensive startet, um ihre Nachbarn auf ihre Sichtweise der Nachfolge des Dalai Lama zu verpflichten.
Bis zur totalen Abschottung während der Covid-Pandemie waren diplomatische Besuche in der Regel für die Zentralregierung in Beijing reserviert, und vor allem Auslandsreisen von Offiziellen aus Tibet waren sehr selten.
Im November führte eine zehntägige Tour die Delegation zunächst nach Nepal, Sri Lanka und Singapur, um «die Zusammenarbeit in mehreren Bereichen zu stärken», wie es in der chinesischen Staatspresse hiess. Danach wurden die Malediven, Thailand und Myanmar besucht, unter anderem um «die erfolgreichen Praktiken und die reiche Erfahrung der Kommunistischen Partei in Tibet darzustellen». Da ausser den Malediven alle Länder eine signifikante buddhistische Tradition haben, äusserten mehrere ausländische Experten die Vermutung, dass die Volksrepublik China Druck auf diese Staaten ausübt, damit sie sich der offiziellen Position anschliessen, dass die Zentralregierung in Beijing die alleinige Autorität für die Anerkennung der nächsten Inkarnation habe.
Abgesehen von der Thematik zu Tibet ist die Volksrepublik China offenbar auch um die Stärkung der Beziehungen zu anderen Staaten wie Pakistan, Afghanistan und den benachbarten Republiken in Zentralasien bemüht, wie weitere Reisen lokaler Partei- und Regierungskader zeigen.
South China Morning Post, 8. Dezember 2023 // Dr. Uwe Meya
Foto: Chinesische Delegation in Nepal (Foto: Setopati Digital Newspaper)