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Über 1000 Verhaftete nach Protest gegen Staudamm-Projekt

Nach Protesten gegen ein geplantes Staudamm-Projekt in dem Bezirk Dege in der Präfektur Kardze im Osten Tibets kam es zu über 1000 Verhaftungen, einschliesslich mehr als 100 Mönche von mindestens 2 Klöstern. Bei der Verhaftung wurden die Betroffenen gezwungen, ihr eigenes Bettzeug und Essen mitzubringen, was auf eine längere Haftzeit hindeutet. Die Verhafteten wurden in mehrere Zentren aufgeteilt, da keines der Haftzentren genug Platz für alle hat. Einige der verhafteten Mönche mit angeschlagener Gesundheit wurden inzwischen freigelassen.

Die Proteste richteten sich gegen den geplanten Bau des Gangtuo-Damms am Drichu, der einer der Zuflüsse des Yangtze-Flusses ist. Der Damm ist Teil eines grossen Projekts, das mit 13 Staustufen insgesamt 13’920 Megawatt an Energie produzieren soll. Dafür würden die Bewohner von zwei Dörfern zum Umzug gezwungen und 6 Klöster überflutet. Darunter befindet sich das Wonto-Kloster mit alten Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert. Das Kloster hält traditionell jedes Jahr kurz nach dem tibetischen Neujahr die Chotrul Duchen Zeremonie («Zeremonie der Wunder») ab, die nach den Verhaftungen ausfiel.

Die Proteste begannen, soweit bekannt, am 14. Februar, als sich 300 Tibeter vor dem Gebäude der Bezirksverwaltung von Dege versammelten und in Sprechchören den Ausstieg aus dem Projekt forderten. Regierungskader forderten die Protestierenden auf, ruhig zu sein, da sie in der Angelegenheit des Dammbaus nichts zu sagen hätten. Ein in das Ausland geschmuggeltes Video zeigt, wie die Polizei die Protestierenden, die teils auf Knien um den Ausstieg bitten, bedrängt und misshandelt.

Speziell trainierte Polizeieinheiten wurden am 22. Februar in die Region entsandt, wo sie die Verhaftungen durchführten. Dabei wurden mehrere Gefangene so schwer misshandelt, dass sie in Spitalpflege gebracht werden mussten. Als sich Angehörige vor den Haftzentren versammelten und die Freilassung forderten, wurden sie auch verhaftet. Andere Quellen berichten, den Verhafteten seien zusätzliche Nahrung und Wasser verweigert worden, worauf es bereits einzelne Todesfälle gäbe.

Radio Free Asia, 22., 23. und 24. Februar 2024 // Dr. Uwe Meya

Video: https://youtu.be/47m5sQ1GS5k

Foto: Radio Free Asia

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