Gemeinsame Erklärung der Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft, der Tibeter Gemeinschaft in der Schweiz & Liechtenstein, der Tibetischen Frauenorganisation in der Schweiz und des Verein Tibeter Jugend in Europa zur Rede von Frau Dechen Shak bei einer Nebenveranstaltung der China Society for Human Rights Studies (CSHRS) während der 55. Sitzung des UN-Menschenrechtsrates am 18. März 2024.
Wir, die unterzeichnenden Organisationen, bringen unsere tiefe Besorgnis über die Äusserungen der tibetischen Sängerin, Frau Dechen Shak, bei dieser Nebenveranstaltung zum Ausdruck und lehnen diese ab. Die Veranstaltung wurde von der China Society for Human Rights Studies organisiert, die sich selbst als „Nichtregierungsorganisation“ bezeichnet. Ein genauerer Blick auf die CSHRS zeigt jedoch, dass sie „eine zeitgenössische chinesische Perspektive der Menschenrechte fördert und praktiziert“, was bedeutet, dass sie in Wirklichkeit das Sprachrohr der Kommunistischen Partei Chinas und der Regierung der Volksrepublik China (VRC) ist, also keineswegs unabhängig oder „regierungsunabhängig“.
Frau Dechen Shak machte höchst problematische Bemerkungen über das System der Internate für tibetische Kinder, das wir ablehnen. Sie dankte der Regierung der Volksrepublik China mehrmals mit emotionalen Worten dafür, dass sie mit diesem System „die tibetische Sprache und Kultur bewahrt“. Im Gegenteil, sie behauptete, dass die tibetische Sprache und Kultur im Exil verschwinden. Diesbezüglich erinnern wir sie an das Gegenteil: In der Schweiz gibt es 24 Tibeter Schulen mit über 600 Schülern.
Diese Äusserungen sind grundlegend falsch und ignorieren die Beweise, die in einem Bericht des Tibet Action Institute erhoben wurden. Zusammengefasst kommt der Bericht zum Schluss: „Die chinesische Regierung hat in Tibet ein ausgedehntes Netz von kolonialen Internaten eingerichtet, in denen die Schüler getrennt von ihren Familien leben und einer hochgradig politisierten Ausbildung, hauptsächlich in chinesischer Sprache, unterzogen werden. Die Schulen, die von der chinesischen Regierung als Mittel angepriesen werden, um eine dünn besiedelte und weit verstreute Bevölkerung mit Bildung zu versorgen, sind der Eckpfeiler einer assimilatorischen Agenda, die vom chinesischen Präsidenten Xi Jinping selbst vorangetrieben wird und darauf abzielt, Bedrohungen für die Kontrolle der Kommunistischen Partei Chinas durch die Beseitigung ethnischer Unterschiede abzuwenden. Die Auswirkungen der kolonialen Internatserfahrung auf tibetische Kinder und ihre Familien – einschliesslich psychologischer und emotionaler Traumata – und die Folgen für ganze Generationen von Tibeter: innen und das langfristige Überleben der tibetischen Identität sind gravierend.“ Eltern, die von diesem System betroffen sind, das etwa eine Million Kinder betrifft, werden unter Druck gesetzt, sich von ihren Kindern zu trennen, und es werden ihnen Strafen oder soziale Nachteile angedroht, sollten sie sich weigern, ihre Kinder auf diese Schulen zu schicken.
Dieses System der kolonialen Internate ist von verschiedenen internationalen Gremien, Parlamenten und Einzelpersonen verurteilt worden. Es ist offensichtlich, dass die Regierung der Volksrepublik China eine Kampagne gestartet hat, mit der sie versucht, die Beweise und die Auswirkungen dieses Berichts zu verfälschen. Wir bedauern zutiefst, dass sie nun tibetische Stimmen wie die von Frau Dechen Shak in dieser Hinsicht benutzt, um ihr Image aufzupolieren.
Frau Dechen Shak behauptet, sie würde „Brücken bauen“. Das Gegenteil ist der Fall. Brücken werden von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama, der tibetischen Zentralverwaltung und den verschiedenen tibetischen Gemeinschaften weltweit gebaut. Durch ihre Bemühungen werden die tibetische Kultur und Religion im Exil bewahrt.
Daher verurteilen wir die Äusserungen von Dechen Shak aufs Schärfste.
Hier finden Sie das englische joint statement.