Im Bezirk Tenchen im Osten Tibets haben Eltern vor einem der Internate, die durch den 2021 publizierten Bericht über die massenhafte Zuweisung in Chinesisch geprägte Schulen bekannt wurden [vergl. Tibet-Information vom 16. Dezember 2021; UM], dagegen protestiert, dass ihre Kinder keine Sonderferien zum Ernten des Raupenkeulenpilzes erhielten.
Der in tibetischer Sprache yartsa gunbu genannte Pilz (wissenschaftlicher Name Ophiocordyceps sinensis) wächst nur in Höhen ab 3500 m wird seit Jahrhunderten im April geerntet. Ihm werden heilende Kräfte gegen mehrere Krankheiten zugeschrieben, und deswegen ist er sehr begehrt und teuer. Das (amerikanische) Pfund kann zwischen umgerechnet $ 15’000 bis 50’000 kosten. Das Ernten ist eine wesentliche oder sogar die wichtigste Einnahmequelle für viele tibetische Familien.
Ein Video, das RFA zugespielt wurde, zeigt etwa 40 Elternpaare, die sich vor dem Gitter des Internats in der Ortschaft Trido drängen und inständig um Sonderferien für ihre Kinder bitten, um bei der arbeitsintensiven Ernte zu helfen. In der Vergangenheit hatten die Schulen die Kinder über das Wochenende oder sogar für mehrere Tage während der Erntesaison zu ihren Eltern entlassen.
Einen Tag nach dem Protest am 27. April erschien ein Regierungskader und sagte zu, einige Kinder dürften nach Hause reisen. Es ist noch unklar, ob ihnen tatsächlich Sonderferien gewährt wurden. Die zuständige Regierungsbehörde antwortete nicht auf eine Anfrage von RFA.
Radio Free Asia, 29. April 2024 // Dr. Uwe Meya
Foto: Radio Free Asia, Screenshot: Citizen Lab