Im April 2024 erfuhren 25 tibetische Familien im Bezirk Markham im Osten Tibets, dass ihr Land von der lokalen Regierung ohne ihr Wissen an Geschäftsleute verkauft wurde. Bei einer Protestaktion am 10. April wurden 4 Tibeter verhaftet. Zwar wurden sie am 16. April freigelassen, berichteten aber über Misshandlungen während der sechs Tage in Haft. Es ist nicht bekannt, an wen das Land verkauft wurde und was die Pläne der ungenannten Geschäftsleute sind. Den betroffenen Familien wurde zwar eine Entschädigung angeboten, die sie aber wegen einer viel zu niedrigen Summe zurückwiesen, die kaum mehr als ein Zehntel des geschätzten Wertes des Landes mit der Fläche von ca. 1.5 x 1 km ausmacht.
Informanten von Radio Free Asia gaben an, dass die lokalen Regierungskader die betroffenen Familien daran hinderten, den übergeordneten Behörden in Chamdo und Lhasa eine Petition zu übergeben, den Verkauf rückgängig zu machen. Auch hätten die Kader ihren vorgesetzten Behörden den Landraub verschleiert und behauptet, es handele sich um „politische Proteste“.
Am 16. April organisierte das lokale Parteikomitee eine «politische Erziehungssitzung» mit mehr als 30 Partei- und Regierungskadern. Danach besuchten diese Kader jeden einzelnen Haushalt. Zwar würde sich die Regierung der Probleme der Betroffenen annehmen, aber es sei ihnen verboten, Nachrichten darüber an Menschen ausserhalb Tibets weiterzugeben. Die Weitergabe beschädige die «nationale Würde» und stelle damit einen kriminellen Akt dar. Alle müssten die geringe Entschädigung akzeptieren, oder sie würden wegen «Nichteinhalten von Bestimmungen» verhaftet. Auch wurde eine Belohnung offeriert, wenn die Bewohner beim Identifizieren der Protestierenden mithelfen.
Radio Free Asia, 16. Mai 2024 // Dr. Uwe Meya