Focus Tibet

Wie China Tibets Bodenschätze ausbeutet

Die Human Rights Foundation veröffentlichte einen Bericht, der die Praktiken der Volksrepublik China und Kommunistischen Partei beschreibt, wertvolle Bodenschätze in Tibet abzubauen. Auch wenn es schwieriger ist als in Ost-Turkestan (chin. Provinz Xinjiang), erzwungene Arbeit und weitere Verletzungen der Rechte der Betroffenen nachzuweisen, ergeben sich diesbezüglich deutliche Verdachtsmomente.

Ausbeutung seit 1960, mit Steigerung seit 2010

Ein Motiv für die Invasion Tibets 1949 waren die Vorkommen von wertvollen Bodenschätzen. Gerade die Lagerstätten für Kupfer und Lithium haben in den letzten Jahren grosse Bedeutung im Rahmen der «grünen Wende» erhalten. Die Ausbeutung begann in den 1960er Jahren, mit einer deutlichen Steigerung seit 2010. Zunächst handelte es sich um chinesisch-kanadische Joint Ventures, wo die kanadische Seite das technische Fachwissen beisteuerte, während China Arbeitskräfte rekrutierte. Später brachte die VR China die Joint Venture in Staatsbesitz.

Im März 2010 publizierte die chinesische Regierung Pläne, insgesamt 3000 Lagerstätten von Erzen und Mineralien mit einem geschätzten Gesamtwert von umgerechnet US-$ 125 Mrd. auszubeuten. Dadurch sollte sich bis ins Jahr 2020 der Anteil des Bergbaus von seinerzeit 3% auf 30% des tibetischen Bruttoinlandsproduktes erhöhen. Im Jahre 2006 wurden nur 1% der bekannten Lagerstätten ausgebeutet, jedoch stieg die Zahl nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie 2006 sprunghaft an.

Nach regierungsoffiziellen Angaben sollten durch Investitionen in den Bergbausektor 1‘400 neue Arbeitsstellen, angeblich für lokale Anwohner, geschaffen werden. Dem hielt die bekannte tibetische Intellektuelle und Dissidentin Woeser entgegen, dass seit 2006 bis 2010 schätzungsweise 10‘000 chinesische Migranten in der Bergbauindustrie neu eingestellt wurden.

Niedergeschlagene Proteste und Umweltschäden

Die drastische Steigerung des Abbaus von Lagerstätten hat seit 2007 zu erheblichen Konflikten mit betroffenen Tibetern geführt, in deren Verlauf es sogar Tote gab; so wurden im August 2010 drei Tibeter bei einem friedlichen Protest gegen eine Goldmine von Sicherheitskräften erschossen.

Schon seit 2010 gab es Berichte, dass die nomadisch lebende tibetische Bevölkerung zwangsweise umgesiedelt und in Siedlungen untergebracht wurde, so zum Beispiel für die Goldmine in Gyama. Die Firma China National Gold zwang 100 Bewohner, in Häuser umzusiedeln, so dass sie von staatlichen Unterstützungsprogrammen abhängig wurden. Nach einer Untersuchung, die in einem renommierten niederländischen Wissenschaftsjournal veröffentlicht wurde [Science for the Total Environment, Elsevier-Verlag, September 2010; UM], haben im Tal von Gyama im Flussbett des gleichnamigen Flusses die Konzentrationen von Kupfer, Blei, Eisen und Aluminium seit 1990 erheblich zugenommen. Die Autoren des Berichts wartnen vor den Gesundheitsrisiken, wenn diese Metalle Aufnahme in die Nahrung finden. Mehr noch, der Gyama-Fluss mündet in den Kiychu-Fluss, der durch Lhasa fliesst und schliesslich in den Yarlung Tsangpo mündet, der schliesslich als Brahmaputra in Bangladesh in das Meer fliesst. Damit gefährden Rückstände potenziell eine grosse Bevölkerungszahl.

Der Begriff «Tifa» für Programme zur zwangsweisen Umsiedlung und Umschulung

Im Zusammenhang mit den Massnahmen zur Umsiedlung und Umschulung von «überflüssigen Arbeitskräften im Agrarsektor» – so die staatliche Bezeichnung – taucht immer wieder der Begriff «Tifa» auf. Damit soll es sich um eine Art Codewort der Kommunistischen Partei handeln. Diese Codeworte beziehen sich auf verschiedene, genau definierte Praktiken, und es ist für Regierungsbeamte obligatorisch, «tifa» zu verwenden, wenn sie über diese Praktiken und ihre Umsetzung sprechen. «Tifa» ist für zwangsweise Umschulungen in Niedriglohnsektoren in Ost-Turkestan gut belegt, aber es gibt mehrfache Erwähnungen dieses Begriffs im Zusammenhang von Programmen für die Ausbeutung von Bodenschätzen in Tibet, die auch mit Begriffen wie «Absorption von Arbeitskräften», «Transfer überschüssiger ländlicher Arbeitskräfte», «Export von Arbeitskräften» und «Transferbeschäftigung» beschrieben sind. Der für die Jamestown Foundation arbeitende Autor Adrian Zenz hat im September 2020 einen umfassenden Bericht unter dem Begriff der «Armutsbekämpfung» über zwangsweise Umschulungen tibetischer Arbeitskräfte berichtet. Betroffene werden je nach «Order» von Firmen in Gruppen trainiert und nachfolgend transferiert. Dafür werden Quoten zur Rekrutierung der Betroffenen ausgegeben, die die lokalen Funktionäre erfüllen müssen; andernfalls werden sie bestraft.

Der Bericht der Human Rights Foundation führt im Detail Beispiele auf, wie zwei in chinesischem Besitz befindliche Firmen (Zijin Mining Group Ltd. und China Gold International Resources) in verschiedenen Regionen Tibets Gold, Kupfer und Lithium abbauen, von diesem «Tifa-Programm» Gebrauch machen.

Im Januar 2023 trat in der sogenannten «Autonomen Region Tibet» ein Gesetz in Kraft, das allen, die dreimal staatlich vermittelte Arbeitsstellen verweigern, die Sozialleistungen kürzt oder sogar streicht.

Vancouver Media Coop; 26. Dezember 2010 // A. Zenz «Xinjiang’s System of Militarized Vocational Training Comes to Tibet”, China Brief; Volume 20 Issue 17 // Human Rights Foundation.,22. Juli 2024

Vollständiger Bericht der Human Rights Foundation: https://hrf.org/undermined-chinas-growing-presence-in-tibetan-mining/#24

// Dr. Uwe Meya

Foto: Central Tibetan Administration

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