Mit seinem einnehmenden Wesen begeistert der Dalai Lama die Menschen in aller Welt. Auch in Hamburg konnte der Friedensnobelpreisträger die Zuhörer überzeugen. Seine Hoffnung für die Zukunft ruht auf der Jugend und den Frauen.
An den Seitenwänden in der riesigen Halle im Congress Centrum Hamburg hängen tibetische Gebetsfahnen, die Rückwand strahlt in den tibetischen Farben Gelb, Rot und Blau, links und rechts zwei riesige Bildschirme. Als der Dalai Lama mit fünfminütiger Verspätung den Saal betritt, brandet frenetischer Beifall los. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter – wie immer traditionell gekleidet in seinem weinroten Gewand – lächelt in die Menge, winkt und scheint jeden Einzelnen der 7000 Zuhörer persönlich begrüßen zu wollen. Dann nimmt der 79-Jährige auf dem beigefarbenen Sofa Platz und beginnt mit seinem Vortrag über menschliche Werte.
«Wir sind als Menschen alle gleich. Brüder und Schwestern», sagt der Friedensnobelpreisträger. «Jeder hat das Recht, ein glückliches Leben zu führen.» Ob jemand arm ist oder reich, spiele dabei keine Rolle. Eine ungünstige Umgebung könne durch den Geist ausgeglichen werden. Umgekehrt nütze eine schöne Wohnung oder ein teures Auto nichts, wenn man innerlich unglücklich ist.
«Je egoistischer ein Mensch ist, desto mehr ist er erfüllt von Ängsten und in diesem Zustand kann man kein glücklicher Mensch sein», meinte der 79-Jährige, der seine Rede immer wieder unterbrach, um zu scherzen oder sein Gewand zu richten. Wenn man sich jedoch für andere Menschen einsetze, reduziere man negative Gefühle wie Wut und Angst.
Menschliche Werte wie Mitgefühl, Toleranz, Vergebung und Gewaltlosigkeit sorgten für inneren und äußeren Frieden. «Wir müssen Wege finden, wie wir diese inneren Werte entwickeln», forderte der Dalai Lama. Nur mit solch einer säkularen Ethik könnten die Probleme des 21. Jahrhunderts gelöst werden. Bilder vom Krieg im Irak, in Syrien, der Ukraine und dem Nahen Osten schreckten die Menschen auf.
Gewaltlosigkeit bedeute jedoch nicht die Abwesenheit von Gewalt, sondern die innere Abkehr von egoistischen Handlungen, mit denen man anderen schadet. «Der Frieden fällt nicht vom Himmel. Der Frieden kommt nicht von Allah oder Buddha, sondern muss von den Menschen geschaffen werden.» Bildung sei das Wichtigste, um Dialog herzustellen und somit eine friedliche Welt zu schaffen.
«Ich bin bald 80 Jahre alt. Es ist fraglich, ob ich das noch erleben werde», sagte der Dalai Lama lächelnd. Vielleicht in 30 oder 40 Jahren. «Wenn ich wiedergeboren werde, wird die Welt friedlicher sein», scherzte er und legte sich gegen die Hitze der Scheinwerfer ein nasses Tuch auf den Kopf.
Seine Hoffnung für die Zukunft ruhe auf den Kindern. «Die jüngere Generation hat die Möglichkeit, eine bessere Welt zu schaffen – mit mehr Liebe und Mitgefühl.» Auch den Frauen in der Welt traut das geistliche Oberhaupt der Tibeter viel zu: «Die meisten Problemfälle sind doch Männer», meinte er vor Pressevertretern. Frauen seien sensibler für die Bedürfnisse anderer Menschen und könnten so zum Frieden in der Welt beitragen.