Behörden schliessen tibetisches Kloster und sagen Shotön-Festival ab

10. August 2021

Das Kloster Kharmar (in anderen Berichten auch Hongcheng oder Yulingta genannt) wurde von den Behörden geschlossen und gewaltlos protestierende Mönche und Nonnen aus dem Kloster entfernt. Das jahrhundertealte Kloster liegt in der Autonomen Präfektur Linxia in der Provinz Gansu. Es wurde bereits 1958 einmal zerstört, aber 2011 unter dem damaligen chinesischen Präsidenten Hu Jintao mittels Geldspenden wieder restauriert.

Videoaufnahmen zeigen, wie sich Mönche und Nonnen auf dem Klostergelände versammeln, Protestbanner zeigen und Parolen gegen die Verfügung zur Schliessung rufen. Danach werden sie von Sicherheitskräften, teils gewaltsam, weggetragen. Sie sollen gezwungen worden sein, ihre Roben abzulegen und ein weltliches Leben zu führen.

Die Gründe zur Schliessung sind unklar. Angeblich soll dem Kloster eine grosse Geldspende an Pandemie-Betroffene vorgeworfen worden sein, welche aus Sicht der Behörden nicht direkt Betroffenen hätte weitergereicht werden dürfen; vielmehr hätte das Kloster diese zuerst der Regierung übergeben müssen. Andere vermuten, dass das Kloster selbst über ein hohes Guthaben aus Spenden verfügte, die Misstrauen und Interesse der Behörden geweckt hätten. Die Schliessung liegt auf der Linie einer generellen Kampagne der Provinzregierung von Sichuan nicht nur gegen den tibetischen Buddhismus, sondern auch christliche Gemeinschaften.

In Lhasa wurde zur gleichen Zeit das traditionelle Shotön-Festival abgesagt, angeblich wegen ansteigenden Infektionszahlen in China. Das Festival wird jedes Jahr im August begangen. Höhepunkt ist das Entrollen einer grossen Thangka im Kloster Drepung, dazu werden tibetische Opern aufgeführt. Auf Geheiss der Behörden sollte das diesjährige Festival eigentlich unter dem Motto der Feiern zum 70. Jahrestag der «friedlichen Befreiung Tibets» stehen, dem Jahrestag des unter Zwang abgeschlossenen «17-Punkte-Abkommens zur friedlichen Befreiung Tibets». Die Absage erfolgte laut Behörden zur «Sicherheit der Bevölkerung». Schon im Mai waren alle Feierlichkeiten anlässlich des Heiligen Monats Saga Dawa drastisch eingeschränkt worden [vergl. Tibet-Information vom 19. Mai 2021; UM]. Auch hier wurde die Massnahme mit der Pandemie begründet, dieses aber trotz vorheriger Verlautbarungen, dass in Tibet gar kein Covid-Fall aufgetreten war.

International Campaign for Tibet, 4. und 6. August 2021 // Dr. Uwe Meya

Foto: Screenshot Radio Free Asia