Chinas neue Verleumdungskampagne gegen tibetische Opfer

16. Februar 2013

studentsforafreetibet.org, 9. Februar 2013 –

Peking benutzt Tibeter als Sprachrohre, um Kritik an seiner Politik wegen der Selbstverbrennungen von sich zu weisen.

In einem Versuch, Kritik wegen der Welle der Selbstverbrennungsproteste, die Tibet erschütterten, von sich abzulenken, geht die chinesische Regierung mit entmutigender Gewaltanwendung und einer massiven Verleumdungskampagne gegen die Tibeter vor, die sie als Kriminelle und religiöse Fanatiker hinstellt.

China beschuldigt den Dalai Lama, die Exiltibeter und den US-amerikanischen Nachrichtendienst Voice of America, zu den Protesten angestiftet zu haben.

In den vergangenen zwei Wochen nahmen die chinesischen Behörden über 70 Tibeter in der Region Malho in Osttibet fest und verurteilten ein Dutzend Tibeter zu überlangen Gefängnisstrafen, einen 41jährigen Mönch sogar zum Tode mit zweijährigem Aufschub.

„Pekings jüngste Initiative, die Verantwortung für die Selbstverbrennungen auf die Tibeter zu verlagern und von den wahren Gründen – den Jahrzehnten chinesischer Besatzung und Unterdrückung – abzulenken, ist eine Verleumdungskampagne, wie sie direkt aus dem Handbuch eines Diktators stammen könnte“, sagte Tenzin Dorjee, der Direktor von Students for a Free Tibet. „Wir fordern die chinesische Regierung auf, den Gewalteinsatz und diesen irrsinnigen Desinformations-Feldzug einzustellen und wir bitten die internationale Gemeinschaft – insbesondere die Nachrichtenmedien – Vorsicht walten zu lassen, damit ihre Berichterstattung über diese Geschehnisse nicht unwillentlich sogar noch Chinas Absicht verstärkt, den Tibetern, die doch hier die Opfer sind, die Schuld zu geben.“

In den chinesischen Medienberichten der letzten zwei Wochen werden die Tibeter wiederholt als „Kriminelle“ bezeichnet und in Häftlings-Overalls mit gefesselten Händen und gebeugtem Kopf gezeigt. Am 6. Februar strahlte CCTV, der staatliche chinesische Fernsehsender, ein 25minütiges Video aus, in dem die Tibeter als Sprachrohre für Chinas Desinformations-Kampagne über das Thema der Selbstverbrennungen missbraucht werden. Durch das Video, wie durch viele andere in den letzten Tagen von chinesischen Staatsmedien veröffentlichte Artikel soll der Betrachter zu der Überzeugung gebracht werden, dass Tibeter, die sich selbst verbrannten oder es versuchten, zu dieser Tat von ihren Landsleuten und Medien im Exil verleitet wurden oder es einfach nur deshalb taten, weil sie als „Helden“ verehrt werden wollten.

Da gibt es keine Erwähnung der über 19 „Selbstverbrenner“, die Botschaften hinterliessen, in denen sie deutlich machten, dass sie ihr Opfer als einen Akt des politischen Widerstandes gegen Chinas extreme Repressionspolitik in Tibet sehen (1). Wie Xinhua, der staatliche chinesische Nachrichtendienst, mitteilt, wird das Video von den Kanälen von CCTV auch in französischer, spanischer, arabischer und russischer Sprache ausgestrahlt werden.

(1) „21 letzte Botschaften von Tibetern, die sich für die Freiheit ihres Landes selbst verbrannten“

rfa.org, 8. Februar 2013

Inhaftierter Filmemacher Dhondup Wangchen in ein Frauengefängnis verlegt

Die chinesischen Behörden isolieren einen Filmemacher, der das Leben der Tibeter unter chinesischer Herrschaft dokumentierte.

Die Behörden in der Provinz Qinghai verlegten Dhondup Wangchen in ein anderes Gefängnis, nachdem er sich beklagt hatte, dass das Aufsichtspersonal die tibetischen Insassen unfair behandle, wie aus seiner Familie nahestehenden Quellen hervorgeht.

Dhondup Wangchen, der einen politisch brisanten Dokumentarfilm über die Bedingungen drehte, unter denen die Tibeter unter dem chinesischen Regime leben müssen, verbüsst eine sechsjährige Gefängnisstrafe, weil er mit seinen Aktivitäten angeblich die „Spaltung des Mutterlandes“ betrieben habe. Nach Monaten der Isolationshaft in dem Gefängnis Xichuan in der Provinz Qinghai wurde er nun in das Frauengefängnis von Qinghai verlegt, wo er ebenfalls isoliert gehalten wird.

Er sagte zu Familienmitgliedern, die ihn am 15. Januar in dem Frauengefängnis besuchten, im Gefängnis Xichuan habe er eine sehr harte Behandlung erfahren und sei mit Isolationshaft bestraft worden, wie sein in der Schweiz lebender Cousin Gyaljong Tsultrim RFA mitteilte. Wangchens brutale Behandlung und die Verlegung seien vermutlich die Folge davon, dass er sich beschwert habe.

„Dhondup Wangchen stand in hohem Ansehen bei den anderen tibetischen Gefangenen“. „Er schrieb auch einen Brief, in dem er über die unfairen Praktiken im Gefängnis und die Misshandlung der tibetischen politischen Gefangenen durch die chinesischen Aufseher klagte“.

„Der Brief gelangte irgendwie an die Öffentlichkeit, und das mag der Grund dafür sein, dass er vom 12. März 2012 bis zu seiner Verlegung in das Frauengefängnis isoliert wurde“, fuhr Tsultrim fort.

Tsultrim, der Präsident des Filmherstellers „Filming for Tibet“ sagte, dass er und andere Mitglieder der Familie zwar etwas erleichtert seien, dass sich Wangchens Gesundheit stabilisiert habe, aber dennoch sehr besorgt seien über die Isolation, in der er gehalten wird. Sie hoffen, dass er jetzt Zugang zu Lesestoff bekommt, ein Privileg, das ihm im Gefängnis Xichuan vorenthalten wurde.

Wangchen wurde am 23. März 2008 festgenommen, nachdem er aus dem Exil zurückkehrte, um an dem Film „Leaving Fear Behind“ zu arbeiten. Die Dokumentation wurde ausserhalb Chinas hergestellt, denn es war Wangchen gelungen, das Filmmaterial aus Tibet herauszuschmuggeln, ehe die Behörden ihn fassten.

Während der Olympischen Spiele 2008 wurde der Film in Peking ausländischen Journalisten vorgeführt, was wohl die Regierung in Verlegenheit brachte und ärgerte.

Auf seine Verhaftung hin führte die für die Pressefreiheit eintretende Gruppierung Reporter-ohne-Grenzen aus Paris eine Kampagne zugunsten Wangchens durch, und bezeichnete ihn als einen „mutigen Mann, der das Risiko auf sich nahm, in sein Heimatland zu reisen, um andere Tibeter zu interviewen“. Und im November 2012 ehrte das Komitee zum Schutz von Journalisten Dhondup Wangchen mit dem Internationalen Freiheitspreis.

Im März 2008 nahmen die Behörden auch Golog Jigme Gyatso fest, einen Mönch aus Kham, der Wangchen beim Drehen seines Films beistand. Nach schwerer Folterung im Oktober 2008 entlassen, wurde Jigme Gyatso erneut im März 2009 festgenommen, und seit dem September 2012 ist er nun gänzlich verschwunden. Vermutlich befindet er sich im Gewahrsam.

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer
Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
Arbeitsgruppe München