Dalai Lama plädiert für Mitgefühl – Und weitere Presseberichte zu Dalai Lama

19. September 2017

Frankfurter Neue Presse, 13.9.17:

Dalai Lama trifft Schüler in Frankfurt

Frankfurt.  Einen Tag später als geplant wird der Dalai Lama heute in das Programm seines mehrtägigen Besuches in Frankfurt starten. Zunächst wird das 82-jährige geistliche Oberhaupt der Tibeter in der Jahrhunderthalle im Stadtteil Höchst rund 1800 Frankfurter Schüler treffen und mit ihnen diskutieren. Später ist ein Vortrag über globale Ethik geplant.

Ursprünglich sollte der Dalai Lama, der bis Donnerstag in Frankfurt weilt, am Dienstag das neue Tibethaus in der Stadt einweihen. Wegen eines technischen Defekts bei seinem Flug von Irland nach Frankfurt kam er aber nicht rechtzeitig in der Rhein-Main-Metropole an. Das Haus wurde ohne ihn seiner Bestimmung übergeben.

 

Frankfurter Rundschau, 14.9.17:

Dalai Lama plädiert für Mitgefühl

In der Frankfurter Jahrhunderthalle beantwortet der Dalai Lama vor 1800 Schülerinnen und Schülern die Fragen Jugendlicher.

Von Marie-Sophie Adeoso

Um 9.52 Uhr ist Ralf Bauer überzeugt: „Wir nähern uns der Ankunft.“ Da hatte der Schauspieler den rund 1800 Schülerinnen und Schülern in der Frankfurter Jahrhunderthalle als Moderator bereits Heinz-Erhardt-Witze erzählt, den Sänger Loten Namling ein tibetisches Hirtenlied anstimmen und den ganzen Saal die Begrüssung des Dalai Lamas proben lassen, um Zeit zu schinden.

Als dieser dann gegen 10 Uhr verspätet die Bühne betritt, schallt ihm lauthals der tibetische Gruss „tashi delek!“ entgegen. Das spirituelle Oberhaupt des tibetischen Volkes nickt lächelnd und sagt dann schlicht: „Hallo.“ Und: „Sorry, ich bin spät, ich rede immer so viel“, und dann lacht er wie so oft sein kratzig-keckerndes Lachen, ehe er zwischen zehn ausgewählten Schülerinnen und Schülern auf der mit Schlingpflanzen dekorierten Bühne Platz nimmt.

Eigentlich hatte der buddhistische Mönch bereits Dienstagmittag das Tibethaus in Frankfurt einweihen sollen. Doch ein technischer Defekt verzögerte seinen Abflug – erst abends konnte er seine Unterkunft im Schlosshotel Kronberg beziehen. Am Mittwoch nahm er dann sein nunmehr noch zweitägiges Besuchsprogramm wie geplant auf.

Integrations- und Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) begrüsst den 82-jährigen Friedensnobelpreisträger im Namen der Stadt Frankfurt. Dann setzt der erste Schüler an, „seiner Heiligkeit“ eine der zuvor sorgfältig ausgewählten Fragen zu stellen – und wird prompt unterbrochen: „For the moment keep quiet“, sagt der Dalai Lama, kichert und hebt an, von Leid und Gewalt in der Welt zu sprechen. „Wir dürfen nicht gleichgültig sein gegenüber dem, was unseren Mitmenschen angetan wird.“

Auf konkrete Konflikte geht er dabei nicht ein – draussen vor der Jahrhunderthalle, wo eine endlos scheinende Schlange unter Regenschirmen auf den Einlass zum Nachmittagsvortrag wartet, wird später ein Demonstrant ein Beispiel auf Pappe in den Regen halten: „Buddhists are killing muslims in Burma“, steht da mit Bezug auf die Gewalt an den Rohingya in Myanmar, die der Dalai Lama in den vergangenen Tagen allerdings schon verurteilt hatte.

„Jetzt im 21. Jahrhundert liegt es in eurer Hand, eine bessere, mitfühlendere Welt zu gestalten“, ruft der Dalai Lama den Kindern und Jugendlichen zu. Die dürfen nun auch das Wort ergreifen. Ein echter Dialog entsteht aber nicht. Kaum haben die 15- bis 18-Jährigen aus Schulen in Frankfurt, Friedrichsdorf, Hanau, Flörsheim, Wiesbaden und Würzburg eine Frage gestellt, hält der Dalai Lama einen durch die anschliessende Übersetzung arg in die Länge gezogenen Monolog. Nach drei von zehn Antworten ist schon eine von zwei Stunden rum, Nachfragen sind nicht möglich.

Die Podiumsgäste sind aber mehr als zufrieden mit dem Verlauf. „Es ist eine sehr grosse Ehre für mich“, sagt die 15-jährige Malaika Lobello von der Katholischen Mädchenrealschule in Hanau im Anschluss. „Das ist eine Erfahrung, die man, wenn man Glück hat, einmal im Leben macht“, pflichtet ihre gleichaltrige Mitschülerin Paula-Marie Schillo ihr bei.

Neben seinen wiederholten Plädoyers für eine auch auf moralischen Werten fussende Bildung geht der Dalai Lama teils sehr konkret auf die Fragen der jungen Bühnengäste ein. Ob Freiheit oder Sicherheit der höhere politische Wert seien, will etwa Amelie Hipp von der Frankfurter Elisabethenschule wissen. Freiheit, erwidert der 82-Jährige, denn ohne sie könnten Menschen ihre Kreativität nicht entfalten, die Welt nicht voranbringen. Andere fragen, was er von sozialen Netzwerken denke, wie er zu anderen Religionen stehe oder zur Flüchtlingspolitik der Europäischen Union.

Und so spricht der Dalai Lama vom Internet als Instrument, das es intelligent zu nutzen gelte, ohne sich von ihm „versklaven“ zu lassen, äussert seine Bewunderung für den Geist der Europäischen Union. Betont aber auch, dass er in der Flüchtlingsfrage der Ansicht sei, es sei falsch, wenn Geflüchtete sich dauerhaft in Europa niederliessen, „und ihre Länder sind leer“. In Friedenszeiten müssten sie zurückkehren und ihre Heimat mit aufbauen.

Die Schülerinnen und Schüler lauschen den gut zweistündigen Lebensweisheiten des Dalai Lama überwiegend mit großer Geduld, erheben sich am Ende zu Standing ovations. Exiltibeterinnen und -tibeter strecken dem 82-Jährigen am Bühnenrand ihre Kleinkinder und Hände entgegen.

Dann verlässt der Dalai Lama die Bühne. „It’s lunch time.“

 

Frankfurter Neue Presse, 15.9.17:

Zwischen Lausbub und Gottgestalt

Von Klaus Späne

Nach einem ersten vergeblichen Anlauf hat es gestern doch noch geklappt: Der Dalai Lama hat das neue Tibethaus in Frankfurt eingeweiht. Und für Deutschland und Frankfurt hat er bei dieser Gelegenheit ebenfalls überaus nette Worte gefunden. 

Frankfurt.  Es scheint so, als ob die Nähe von Hollywood-Star Richard Gere zum Dalai Lama auch auf das Tibethaus abgefärbt hätte. Jedenfalls klingt das, was die Mitarbeiter der Frankfurter Einrichtung am Donnerstagnachmittag vor dem Besuch des buddhistischen Mönchs von sich geben, nach Regieanweisungen bei Dreharbeiten. „Seine Heiligkeit wird nachher durch diese Tür kommen“, weist Andreas Hilmer, Sprecher des Tibethauses in Richtung einer Seitentür. Dort werde er eine Kordel durchschneiden, danach eine kurze Zeremonie abhalten, nach etwa einer halben Stunde sei dann alles zu Ende. Aber nicht blitzen, meint Hilmer in Richtung der Fotografen: „Seine Heiligkeit mag keine Blitzlichter.“

Auf der anderen Seite ist die Aufregung bei Hilmer und den anderen Mitarbeitern des Tibethauses verständlich. Schliesslich war der erste Versuch schiefgegangen, die für Exil-Tibeter und Freunde dieser Kultur und des Buddhismus bedeutsame Einrichtung durch das geistliche Oberhaupt des Himalaya-Volkes einweihen zu lassen. Und das war in etwa so, als würde der kirchliche Segen Urbi et Orbi nicht vom Papst gesprochen.

Wie berichtet, musste der Dalai Lama sein für Dienstag geplantes Kommen absagen, nachdem ein technischer Defekt seinen Flug nach Frankfurt torpediert hatte.

Am zweiten Tag seines Frankfurt-Besuchs trifft der Dalai Lama dann aber wirklich ein, durchschneidet wie geplant die grün-rot-gelbe Kordel, streut Reis aus und entzündet die Butterlampe, die vor einer goldenen Buddha-Statue auf einem kleinen Altar steht.

Soweit der offizielle Teil der Zeremonie. Kurz darauf zeigt sich der 82-Jährige wieder von seiner gewohnten Seite. Entspannt und fröhlich sitzt er in seiner rot-gelben Kutte am Podium, fasst Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) bei der Hand, tätschelt Dagyab Rinpoche, dem spirituellen Leiter des Tibethauses, herzhaft-zärtlich den Kopf und gibt sein lausbubenhaftes Lachen von sich, das so oft zu hören ist, wenn er etwas erzählt. Dazwischen mischen sich ernste Töne.

„I love Deutschland“

Immer wieder betont er die Gemeinsamkeit aller Menschen, sowohl geistig als auch physisch. Allen sei gemeinsam, dass „wir im Grunde genommen ein glückliches Leben führen wollen.“ Auch zu China verliert er ein paar Worte. Trotz der schwierigen Beziehung zwischen Tibetern und Chinesen lehnt er Pauschalkritik an dem Land ab. Er wolle nicht das „hart arbeitende“ chinesische Volk kritisieren. Vielmehr müssten politische Entscheidungen der vergangenen Jahre hinterfragt werden. Kritik müsse konstruktiv geäussert werden und stets von gegenseitigem Respekt getragen sein. Mit Blick auf die wachsende Zusammenarbeit von Deutschland und China sagte er, es sei normal, dass wirtschaftliche Interessen wesentlich für die Beziehung zweier Länder seien.

Schliesslich noch eine Liebeserklärung an Deutschland und Frankfurt. „I love Deutschland“, sagt der Dalai Lama. Und zu Frankfurt meint er: Die Stadt sei sehr nah an seinem Herzen. Wie nah der 82-Jährige seinen Landsleuten ist, wird bei seinem Abschied deutlich. „Er ist für mich wie ein Gott“, sagt eine Tibeterin, die extra für den Besuch aus der Schweiz angereist ist.

 

Frankfurter Neue Presse, 14.9.17:

Dalai Lama für differenzierte Kritik an China

Frankfurt/Main (dpa/lhe) – Der Dalai Lama lehnt Pauschalkritik an China ab. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter sagte am Donnerstag in Frankfurt, er wolle nicht das „hart arbeitende“ chinesische Volk kritisieren. Vielmehr müssten politische Entscheidungen der vergangenen Jahre hinterfragt werden. Der 82-Jährige sagte, Kritik müsse konstruktiv geäussert werden und stets von gegenseitigem Respekt getragen sein.

Mit Blick auf die wachsende Zusammenarbeit von Deutschland und China sagte er, es sei normal, dass wirtschaftliche Interessen wesentlich für die Beziehung zweier Länder seien. China sieht Tibet seit seinem Einmarsch in die Hochebene im Jahr 1950 als Teil seines Territoriums an. Der Dalai Lama lebt im Exil in Indien.

Zuvor hatte der Dalai Lama das neu gebaute Tibethaus in Frankfurt offiziell eingeweiht. Das Haus ist nach Angaben der zuständigen Stiftung ein Kulturinstitut, in dem Besucher die alte und moderne Kultur Tibets kennenlernen können. Der Dalai Lama ist Schirmherr des Tibethauses. Er hält sich seit Dienstagabend in Frankfurt auf und hatte am Mittwoch mit Schülern über religiöse und gesellschaftliche Fragen diskutiert. Seine Abreise ist für Freitagmorgen geplant.

 

Taunus-Zeitung, 13.9.17:

Mit Verspätung aus Dublin

Von Alexander Schneider 

Spät kam er, doch er kam: Der Dalai Lama ist gestern zur Einweihung des neuen Tibet-Hauses nach Frankfurt gekommen und für zwei Nächte im Kronberger Schlosshotel abgestiegen. Er verspätete sich aber wegen einer Flugzeugpanne in Irland um sechs Stunden, so dass die Feier ohne ihn stattfinden musste. So wie man das Oberhaupt der Tibeter kennt, nahm er es wohl mit der ihm eigenen Gelassenheit . 

Hochtaunus.  Hoher Besuch gestern in Kronberg: Der 14. Dalai Lama, das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter, bereist noch bis Freitag das Rhein-Main-Gebiet und übernachtet während seiner Visite zweimal im Schlosshotel Kronberg. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, traf die Wagenkolonne des Dalai Lama gestern aber erst mit siebenstündiger Verspätung gegen 18 Uhr vor dem Schlosshotel ein, ursprünglich war er bereits für 11.30 Uhr erwartet worden.

Bis zu den zum Empfang geladenen Tibetern, meist in Landestracht, hatte sich die Verspätung noch nicht herumgesprochen. Sie blieben jedoch gelassen und vertrieben sich die Zeit, indem sie Selfies vor dem Hotel machten. Später, als klar war, dass der Dalai Lama viel später kommen würde, wurden sie mit Kleinbussen nach Frankfurt zur Tibet-Haus-Eröffnung gebracht, in der Hoffnung, Seine Heiligkeit dort treffen zu können. Doch auch daraus wurde nichts, wer weiterhin fehlte, war der Ehrengast.

Spärliche Informationen

Am Morgen hatte es für die wartenden Journalisten nur spärliche Informationen zum Grund der Verspätung gegeben, dann aber teilte der Leiter der Königsteiner Polizeistation, Erster Polizeihauptkommissar Rüdiger Jesse, mit, Seine Heiligkeit sitze wegen einer Flugzeugpanne in Dublin fest, es müsse erst eine Ersatzmaschine beschafft werden. Nun hiess es, die Ankunft des 82-jährigen buddhistischen Oberhirten sollte nicht vor 15 Uhr erfolgen, dann war von 17 Uhr die Rede. Am Ende wurde es 18.30 Uhr. Dabei sollte der Dalai Lama bereits um 13.30 Uhr in Frankfurt das neue Tibet-Haus in einer vom Verein Tibet-Haus Frankfurt mit einem Kostenaufwand von 3 Millionen Euro restaurierten, 600 Quadratmeter grossen Professorenvilla im Westend eröffnen. Die Feier mit geladenen Gästen musste ohne ihn stattfinden, er wartete zu diesem Zeitpunkt immer noch in Dublin auf seinen Anschlussflug.

Diskretion des Hotels

Der Gast, wie immer mit klassischer roter Robe der tibetischen Mönche, war dann zu späterer Stunde vom Hoteldirektor Franz Zimmermann sowie geladenen tibetischen Landsleuten im Portikus des Hotels begrüsst worden. Er liess beim Verlassen seiner Limousine den Blick über die prächtige Fassade des Schlosses schweifen, bevor er sich von Franz Zimmermann ins Hotel geleiten liess, wo ein Abendessen gerichtet war. Ob die Schlossküche tibetisch gekocht hatte, wurde von der Hotelleitung aus Diskretionsgründen nicht kommuniziert.

Heute und morgen stehen weitere Termine im Programm des Dalai Lama, unter anderem ein wissenschaftliches Symposium. An den drei Tagen werden 9000 Besucher erwartet, darunter rund 1500 hessische Schüler, mit denen der Dalai Lama heute das Thema „Zukunft gemeinsam gestalten“ erörtern wird.

 

Dom-Radio, 13.9.17:

„Buddhismus im Westen angekommen“

Ohne den ursprünglich erwarteten Dalai Lama ist in Frankfurt das neue Tibethaus Deutschland eröffnet worden. Der Dalai Lama konnte an der Eröffnungszeremonie nicht teilnehmen, weil sein Flugzeug nicht starten konnte. Er holt seinen Besuch nach. 

domradio.de: Sie verfolgen das Leben und Werk des Dalai Lama. Was fasziniert Sie daran?

Werner Höbsch (Katholischer Theologe und Experte für den christlich-buddhistischen Dialog): Mich fasziniert seine Authentizität, seine Ehrlichkeit, seine Offenheit. Er ist ein charismatischer Vertreter des Buddhismus, nicht nur des tibetischen hier in Deutschland, und vor allem fasziniert mich, dass er sich immer wieder für den Frieden – nicht nur in Tibet – und für die Gewaltlosigkeit einsetzt.

domradio.de:  Man hört relativ wenig über den Buddhismus in Deutschland. Wie zeigt der sich denn?

Höbsch: Der Buddhismus ist hier im Westen angekommen. Sie haben alle grossen Strömungen des Buddhismus hier im Westen vertreten. Er zeigt sich im Seminarangebot und vor allem in meditativen Angeboten sowie Zen-Meditationen. In Deutschland leben etwa zweihundertfünfzigtausend Buddhisten, wobei die Sympathie für den Buddhismus weit über diesen Kreis hinaus reichen dürfte.

domradio.de: Jetzt kommt der Dalai Lama nach Frankfurt zur Eröffnung des neuen Tibethauses und er wird selber auch einen Vortrag halten Mittwoch Nachmittag. Um was wird es da gehen?

Höbsch: Der Dalai Lama hat in den vergangenen Jahren immer wieder ein grosses Thema nach vorne gebracht. Das sind die globale Ethik und die  gemeinsamen Werte aller Menschen. Darum wird es auch in diesem Vortrag gehen. Er wird sich mit ethischen Fragen auseinandersetzen. Er sucht eine Verbindung über Religionsgrenzen hinweg in der Begründung gemeinsamer Werte und in einem Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit. Das ist wahrscheinlich auch das Hauptanliegen, welches er in Frankfurt vertreten wird.

domradio.de:  Äussert sich der Dalai Lama auch zum Christentum? Gibt es da einen Dialog?

Höbsch: Es gibt einen christlich-buddhistischen Dialog, der ist allerdings sehr vereinzelt. Wir haben auch hier im Erzbistum Köln einen christlich-buddhistischen Dialog-Kreis schon seit mehreren Jahren. Der Dalai Lama wie auch andere Repräsentanten des Buddhismus äussern sich zum Christentum durchweg positiv. Wir haben hier keine Kritik. Das Einzige was für viele Buddhisten am Christentum unverständlich ist, ist das Kreuz Jesu Christi. Wie kann ein Mensch durch das Kreuz erlösen? Aber auch hier hat sich der Dalai Lama positiv geäussert und hat gesagt: „Kann es denn etwas Grösseres geben, als wenn jemand sein Leben hingibt für seine Freunde und für die Menschen?“

domradio.de: Zurzeit fliehen mindestens 300.000 Rohingya aus dem buddhistischen Myanmar in das überwiegend muslimische Nachbarland Bangladesch. Schon seit Ende August gibt es Konflikte zwischen den Rohingyas und der Armee von Myanmar. Häuser werden niedergebrannt, Menschen erschossen. Ist der Buddhismus wirklich friedlich?

Höbsch: Der Buddhismus ist genauso friedlich wie auch das Christentum friedlich ist, aber Buddhistinnen und Buddhisten genauso wie Christinnen und Christen sind nicht immer friedlich. Und genau das erleben wir oder haben es bereits erlebt, dass zum Beispiel in Tibet auch Klöster gegeneinander gewaltsam vorgegangen sind. Das erleben wir jetzt auch in Myanmar, wo Buddhisten und auch buddhistische Mönche zur Gewalt aufrufen und einsatzbereit sind gegen diese muslimische Minderheit. Also auch der Buddhismus wird instrumentalisiert und missbraucht.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.

 

Presseberichte recherchiert von Jan T. Andersson