Datenleck: zahlreiche chinesische KP-Mitglieder arbeiten in internationalen Firmen

15. Dezember 2020

Mutmasslich Dissidenten haben von einem Server in Shanghai eine Liste von fast 2 Millionen chinesischen Parteimitgliedern mit zahlreichen Details wie Geburtsdatum, Ausweisnummer, ethnische Zugehörigkeit und Parteirang entwendet. Zahlreiche Parteimitglieder arbeiten nun im Ausland bei internationalen Firmen, ohne dass diesen die Parteimitgliedschaft bekannt war. Die Liste wurde bereits 2016 entwendet und zuerst Mitte September 2020 einer überparteilichen internationalen Vereinigung von etwa 150 Parlamentariern, der Inter-Parliamentary Alliance on China, zugänglich gemacht. Im Oktober erhielt ein Konsortium von Medien in Australien, Grossbritannien, Schweden und Belgien Zugang zur Liste zur Analyse.

Allein in Grossbritannien arbeiten diese Mitglieder teils in sensitiven Bereichen wie Luftfahrt- und Rüstungsindustrie (Rolls Royce, Airbus, Boeing), Banken (HBSC, Standard Chartered) und Pharmafirmen (AstraZeneca), aber auch in Universitäten und beispielsweise im britischen Konsulat in Shanghai. Parteimitglieder schwören bei Aufnahme einen Eid, «Parteigeheimnisse zu bewahren, hart zu arbeiten, ein Leben lang für den Kommunismus zu arbeiten, und nie die Partei zu betrügen». Die Liste teilt diese Mitglieder in 17’000 Zweigstellen ein, die jeweils internationalen Firmen zugeordnet sind.

Zwar sind konkret keine Fälle von Spionage bekannt, jedoch liegt angesichts der Positionen in sensitiven Bereichen zumindest die Versuchung nahe. Parteimitglieder, die an Universitäten arbeiten, sind teilweise in sensitive Forschung im Bereich von Verteidigungstechnik involviert.

Die Kommunistische Partei hat etwa 92 Millionen Mitglieder. Die Konkurrenz zur Parteiaufnahme, die lukrative Führungspositionen verspricht, ist hart; nur jeder zehnte Bewerber wird aufgenommen.

The Mail on Sunday, 12. Dezember 2020, Skynews (Australien), 13. Dezember 2020 // Dr. Uwe Meya