Die zwangsweise Vertreibung von Mönchen und Nonnen aus dem Buddhistischen Lehrinstitut Larung Gar in Sichuan durch die chinesischen Behörden ist nun fast abgeschlossen. Wie einer der Äbte der Institution den Bewohnern mitteilte, wurden letztes Jahr annähernd 5.000 Personen vertrieben, während 250 noch auf ihre Abreise warten.
„Von 2016 und bis jetzt haben insgesamt 4.828 Mönche und einige Nonnen Larung Gar verlassen, und nun sind noch 250 aus der Provinz Qinghai übrig, die auch bald gehen werden“, sagte der Abt am 23. März zu den Bewohnern des Instituts, wie einer Aufnahme, die RFA zuging, zu entnehmen ist.
„In den nächsten drei Tagen, vom 25. bis zum 27. März, werden auch sie uns verlassen, und nach ihrer Abreise, braucht keiner mehr dieses Zentrum verlassen“, fuhr der Abt fort.
Die Übriggebliebenen werden, so wie bisher, die buddhistischen Lehren vernehmen, sich in sie versenken und über sie meditieren, sagte der Abt. Er mahnte die Anwesenden, Geduld zu üben und nicht gegen das, was er die „Umsetzung der chinesischen Regierungspolitik“ in der weltberühmten Akademie nannte, zu protestieren. „Diejenigen, die uns verlassen haben, taten dies nicht aus freien Stücken. Sie alle gingen gegen ihren Willen. Und ob sie nun einen Ort hatten, wohin sie gehen konnten, oder nicht, so mußten sie dennoch abreisen“.
Viele Tausend Tibeter und Han Chinesen studierten einst in dem florierenden Larung Gar Komplex im Bezirk Serthar, der 1980 von dem inzwischen verstorbenen spirituellen Meister Khenpo Jigme Phuntsok gegründet wurde und weltweit eines der größten und wichtigsten Zentren zum Studium des tibetischen Buddhismus darstellt.
Nach Monaten der Zerstörung der monastischen Behausungen durch chinesische Arbeitsbrigaden, müssen noch etwa 2.000 abgerissen werden, fuhr der Abt fort. „Diese Arbeit wird morgen, am 24. März, beginnen“.
Ein unverifiziertes, vermutlich von einem Mönch aufgenommenes, Video zeigt chinesische Arbeiter, wie sie leere Häuschen niederreißen und lauter Schutt und Trümmer auf der Straße hinterlassen, die einst beidseitig von den rot leuchtenden Häuschen der Bewohner flankiert wurde.
Ein Reisender, der kürzlich durch die Gegend kam, berichtete RFA, er habe gesehen, wie Mönche und Nonnen in Larung Gar in einigen Fällen sogar vor dem festgesetzten Abbruchtermin sich gegenseitig dabei halfen, ihre Behausungen abzureißen. „Das taten sie, damit sie ihre Habseligkeiten sammeln und das Bauholz für spätere Verwendung sichern könnten“.
Die Ausweisungen und Demolierungen in Larung Gar sind, ebenso wie die Restriktionen in Yachen Gar, einem weiteren großen buddhistischen Zentrum in Sichuan, Teil einer „sich entfaltenden politischen Strategie“, die den Zweck verfolgt, den Einfluß und das Wachstum dieser wichtigen Zentren für das Studium und die Praxis des Buddhismus einzudämmen, heißt es in dem Bericht „Shadow of Dust Across the Sun“ (1) der International Campaign for Tibet vom 13. März 2017.
„Beide Zentren zogen Tausende von Chinesen an, die seit der Gründung des Lehrinstituts gekommen sind, um die buddhistischen Lehren zu studieren und spirituelle Unterweisungen zu empfangen. Sie bauten eine Brücke zwischen den tibetischen und chinesischen Gemeinschaften“.
(1) “Shadow of Dust across the Sun“,https://www.savetibet.org/shadow-of-dust-across-the-sun-how-tourism-is-used-to-counter-tibetan-cultural-resilience/
Quelle: Radio Free Asia
Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer