Erdbeben in Dingi: Solidarität und Zensur

27. Februar 2025

Die International Campaign for Tibet hat einen umfassenden Bericht über das Erdbeben in Dingri vom 7. Januar veröffentlicht, der sowohl von grosser Solidarität als auch von Zensur handelt.

Gleich nach dem Erdbeben begaben sich Mönche, Nonnen und Laien in die betroffene Region, um spirituellen Beistand zu leisten und Spenden an die Betroffenen abzugeben. Im Bericht von ICT sind Links zu mehreren YouTube-Videos aufgeführt, die die direkten Hilfeleistungen dokumentieren. In den Videos ist zu sehen, wie Mönche, Nonnen, Künstlerinnen und Unternehmer Geld- und Sachspenden direkt verteilen. Klöster organisierten Spendenkampagnen und leiteten die Bestattungsrituale. Wegen der vielen Opfer wurde vielfach auf die traditionelle Himmelsbestattung verzichtet und stattdessen zur Kremation gewechselt.

Bereits einen Tag nach dem Erdbeben veröffentlichte die Bezirksverwaltung von Dingri einen Erlass, der privat organisierte Hilfeleistungen verbot. Kontrollpunkte wurden errichtet, und nur noch Fahrzeuge mit offizieller Genehmigung durften in die betroffene Region einreisen. In einem Akt der Verzweiflung luden private Helfer verderbliche Güter vor der Bezirksverwaltung ab, in der Hoffnung, dass sie noch verteilt würden. Die Bezirksverwaltung erklärte, sie habe „ausreichende Reserven“ und deshalb werde die Annahme weiterer spontaner Hilfsgüter suspendiert. Das steht im Kontrast zu Äusserungen von Betroffenen, dass keine Hilfe angekommen sei.

Auch zensierte die Regierung alle Informationen, die beispielsweise über Douyin (das chinesische Äquivalent zu TikTok) zirkulierten. Dennoch konnte ICT mehrere Videos über erfolgte Zensur und Drohung von Strafen in den Bericht einschliessen. Nutzerinnen und Nutzer wurden gewarnt, dass ihr Konto gelöscht werde, wenn sie weiter Berichte posten. Ein Video zeigt eine Nutzerin, die eine entsprechende Warnung erhielt und vor sich Hilfsgüter und Geld vor einer Schlange von Wartenden gestapelt hat.

Offizielle Berichte beziffern die Zahl der Toten auf 126, aber spontane Berichte aus der Region deuten auf eine möglicherweise doppelt so hohe Zahl hin.

International Campaign for Tibet (ICT), 24. Januar 2025
Bericht:
https://savetibet.org/tibet-earthquake-tibetan-resilience-and-future-risks

Dr. Uwe Meya

Foto: ICT