Erklärung der Parlamentarischen Gruppe Tibet anlässlich des 65. Jahrestages des Tibetischen Volksaufstandes am 10. März

8. März 2024

An ihrem Treffen vom 5. März 2024 im Bundeshaus Bern mit einer Vertretung des Tibet Büros Genf und der GSTF hat die Parlamentarische Gruppe Tibet auch eine Erklärung zum Jahrstag des Tibetischen Volksaufstandes in Lhasa verabschiedet, der sich am 10. März 2024 zum 65. Mal jährt. Sie zeigt sich darin bestürzt über das aktuelle Vorgehen der VR China gegen tibetische Demonstrierende in Dege, Osttibet, die sich gegen den Bau eines Mega-Staudammes wehren, durch den in der Folge tausende Einwohner ihr Heim verlieren und unschätzbare Kulturgüter, wie Klöster aus dem 13. Jh. überflutet würden.

Dieses aktuellste Vorgehen der VRC in ihrer fortgesetzten illegalen Besetzung Tibets fügt sich ein in weitere kolonialen Methoden gegen das tibetische Volk wie Zwangs-Umsiedlung von Nomaden, Zwangsinternierung von Schulkindern in chin. Internate, Zwangsabnahme von DNA-Proben, Verbot von religiöser Praxis usw.

Die Parlamentarische Gruppe Tibet solidarisiert sich mit allen Tibeterinnen und Tibetern innerhalb und ausserhalb Tibets und versichert ihnen die fortwährende Unterstützung in ihrem friedlichen Streben nach Gerechtigkeit.

Hier die Erklärung im Wortlaut:

Gemeinsame Erklärung der Schweizer Parlamentarischen Gruppe Tibet anlässlich des 65. Jahrestages des Tibetischen Volksaufstandes

«65 Jahre Bruch des Völkerrechts – 65 Jahre Verletzungen der Menschenrechte»

10. März 2024

Die Mitglieder der Schweizerischen Parlamentarischen Gruppe Tibet begehen gemeinsam mit Tibeterinnen und Tibetern und ihren Unterstützern aus der ganzen Welt den 65. Jahrestag des Tibetischen Volksaufstandes,

Seit der blutigen Niederschlagung des gewaltlosen Volksaufstandes in Lhasa im März 1959 verfolgt die Volksrepublik China ihren Kurs der Kontrolle über die buddhistische Religion und Kultur und Auslöschung der tibetischen Sprache.

Mit grosser Besorgnis und Empörung verfolgen wir die kürzliche Verhaftung von mehr als 1’000 Tibeter:innen in der Region Drago. Die massive Intervention von Polizei und Sicherheitskräften erfolgte nach lokalen Protesten gegen ein grosses Staudamm-Projekt, für das zwei Dörfer zwangsgeräumt und mit ihnen sechs Klöster überflutet würden – darunter ein wichtiges Kloster mit wertvollen Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert. Von den Verhafteten, die in grosser Kälte ausharren müssen, werden Mangel an Nahrungsmitteln und Wasser sowie Misshandlungen beklagt, die zu schweren Verletzungen führten.

Wir verurteilen auf das Schärfste die Verhaftungen und Misshandlungen in der Region Dege und fordern die adäquate Versorgung und Freilassung der friedlich Protestierenden.

Unbeirrt von internationaler Kritik werden weiterhin zwangsweise tibetische Schulkinder, beginnend ab Alter 4 Jahre, in Internate mit Unterricht in chinesischer Sprache aufgenommen. Schätzungsweise eine Million Kinder, darunter 100’000 Kinder zwischen 4 und 6 Jahren, werden durch Unterricht nur in chinesischer Sprache ihren Eltern, ihrer Kultur und ihrer tibetischen Identität entfremdet.

Die Volksrepublik China verfolgt mit dem verbreiteten Sammeln von DNA-Proben und Scannen der Iris ohne plausiblen Grund, und auch ohne das Recht auf Verweigerung durch die Betroffenen, weiter den Zweck der totalen Kontrolle über Tibet und seine Bevölkerung.

Wir fordern ein Ende der Massenüberwachung durch DNA-Sammlungen und Iris-Scans ohne spezifischen Grund oder Anlass.

An einem wahren «Menschenrechtsdialog», der diese Bezeichnung verdienen würde, zeigt die Volksrepublik China kein Interesse. Beim jüngsten Zusammentreffen im letzten Jahre wurden die ebenfalls eingeladenen Vertreter der Zivilgesellschaft, wie zum Beispiel die Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft, die Gesellschaft für bedrohte Völker, Amnesty, Uigurischer Verein aufgrund eines Vetos aus der VR China einen Tag vorher wieder ausgeladen.

Wir sind beunruhigt über die anhaltende, bewusste Politik der „Sinisierung“ mit Auslöschung der tibetischen Kultur und Identität, der Verweigerung des Zugangs zu Bildung in der eigenen Muttersprache und der Unterdrückung der Religion.

Wir solidarisieren uns mit allen tapferen Tibeterinnen und Tibetern, die die Grundrechte, die Selbstbestimmung und die Wiederherstellung der Freiheit in Tibet fordern und bekräftigen die fortgesetzte Unterstützung für die friedliche und gewaltfreie Freiheitsbewegung der Tibeter.

Wir gedenken Hunderttausenden von Tibetern, die ihr Leben als direkte oder indirekte Folge der von der Regierung der Volksrepublik China als „friedliche Befreiung“ bezeichneten Invasion in Tibet verloren haben.“

Hier ganze Erklärung D-F-E herunterladen

Bildlegende: Vordere Reihe v. links: Fanny Morel GSTF, Phuntsok Topgyal Office of Tibet Genf, NR Nik Gugger, SR Maya Graf, Thomas Büchli GSTF – Hintere Reihe v. links: NR Barbara Gysi, NR Nicolas Walder, NR Fabian Molina, SR Mathias Zopfi