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Präfektur Yushu: Kampf gegen «Kräfte der Unterwelt»

Tibeter beim Studium des Aufrufs_Free Tibet Campaign

In der Präfektur Yushu im Osten Tibets haben die Behörden die Bevölkerung aufgerufen, ihnen Erkenntnisse über Aktivitäten von «Kräften der Unterwelt» mitzuteilen. Der Aufruf wurde bereits am 26. März von dem «Komitee für Sicherheit und Aufsicht» der Lokalregierung publiziert und kürzlich in ganzer Länge der Free Tibet Campaign zugänglich gemacht.

Vor allem Parteimitglieder sind zur aktiven Mitarbeit aufgerufen, um Aktivitäten an eine publizierte Kontaktadresse zu melden. Als «Kräfte der Unterwelt» werden beispielsweise Personen oder Gruppen bezeichnet, die Fotos des Dalai Lama zur Schau stellen oder sich in das chinesische Erziehungssystem im Namen des Schutzes der tibetischen Kultur, Sprache oder Umwelt «einmischen». Der Bezug auf den Schutz der tibetischen Sprache ist besonders bemerkenswert, weil kürzlich die Berufung gegen die Haftstrafe für den tibetischen Sprachaktivisten Tashi Wangchuk abgelehnt wurde. Tashi Wangchuk hatte sich im November 2015 von einem Kamerateam der New York Times auf seiner Reise nach Beijing begleiten lassen, wo er sich – streng im Rahmen der chinesischen Verfassung – für den Schutz der tibetischen Sprache einsetzen wollte. Er wurde zwei Monate später verhaftet und in einem Gerichtsverfahren im Januar 2018 wegen «Anstiftung zu Separatismus» zu 5 Jahren Haft verurteilt.

Insgesamt enthält der Aufruf der Behörden in Yushi 19 Kennzeichen für «Kräfte der Unterwelt». Darunter fallen unter anderem folgende Kriterien, die sich eindeutig auf Aktivitäten von Tibetern beziehen:

  • Druckausübung auf Dorfvorsteher mittels Einflussnahme durch Famlienclans oder Religion
  • Anstiften von Bauern oder Hirten, sich gegen Landkauf, Landverpachtung, Abbruch von Gebäuden, oder Industrieprojekte zu wehren
  • Überqueren internationaler Grenzen
  • Zurschaustellen von Seidenschals oder Bildern des Dalai Lama auf Motorrädern

Free Tibet Campaign und Tibet Watch, 16. August 2018  // Übersetzung: Dr. Uwe Meya

Foto: Tibeter beim Studium des Aufrufs (Foto: Free Tibet Campaign)

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