SRF 1 zeigt am Donnerstag, 13. Februar, um 20.05 Uhr den DOK-Film «Auf euch hat hier niemand gewartet – Die Jahre danach».
«Auf euch hat hier niemand gewartet», so unzimperlich begrüsste Heinz Gerig die Flüchtlinge zum Start seines Integrationskurses. Das war vor vier Jahren. Konnten die Absolventen in den Arbeitsmarkt finden, weg von der Sozialhilfe? Und wie betreibt Heinz Gerig heute sein Integrationshandwerk?
SRF-«DOK» berichtete damals in zwei Filmen über den einjährigen Kurs im luzernischen Emmenbrücke, der vorläufig aufgenommene und anerkannte Flüchtlinge fit machen sollte für die Gastrobranche, ja für die Schweizer Gesellschaft. Was ist aus diesen Flüchtlingen geworden? Konnten sie endlich in den Arbeitsmarkt finden? In einem aktuellen Fortsetzungsfilm geht Autor Beat Bieri diesen Fragen nach. Da ist der junge Tibeter, ein Bauernbub ohne Schulbildung, der es dank beträchtlicher Motivation schaffte, im Service eines Restaurants tätig zu werden – und der nun noch den grossen Wunsch hat, mit seiner Mutter in Kontakt zu treten, von der er seit seiner Flucht nichts mehr gehört hat. Da ist der arbeitslose Afghane, dessen Eltern von den Taliban erschossen wurden und der heute sagt: «Ich bin stolz, ich verdiene mein eigenes Geld und bezahle nun alles selbst.» Jetzt träumt er von einer Schweizer Kochlehre – und von seiner bevorstehenden Heirat. Oder der ugandische Menschenrechtsaktivist, dem Heinz Gerig die Augen für Schweizer Eigenheiten öffnete: «Oh mein Gott, die Pünktlichkeit in der Schweiz ist eine fundamentale Sache. Ich musste mich ändern.» Riesco heisst der Flüchtlingskurs, angeboten von der Branchenorganisation Hotel & Gastro formation, entwickelt von Heinz Gerig, einem Pionier in der Eingliederung von Flüchtlingen. Doch die berufliche und gesellschaftliche Integration von Menschen aus völlig anderen Kulturen ist eine aufwendige und kostspielige Angelegenheit, nicht frei von Rückschlägen. Lohnt sich das überhaupt? Heinz Gerig, ein Mann mit viel Sinn für die harte Realität, ist überzeugt davon. Er expandiert gar und bietet neue Integrationskurse in den Bereichen Bauwesen und Pflege an: Es zeigen sich neuen Chancen – mit neuen Problemen. Flüchtlinge als Pflegehelfende? Für viele ein ungewohnter Gedanke. Die sprachlichen Schwierigkeiten im Walliser Pilotkurs waren fast unüberwindlich, mehrere Flüchtlinge mussten den Kurs abbrechen. Doch jene, die es geschafft haben, sind begehrt, denn in der Schweiz können Tausende von Stellen im Pflegebereich nicht besetzt werden. Integration – das Problem ist nach wie vor brennend: Rund 60 Prozent der Menschen im Asylbereich sind nicht erwerbstätig. Auf die Gemeinden kommen hohe Sozialhilfekosten zu.
Ein Film von Beat Bieri