Hausdurchsuchungen, “politische Erziehung” und Klosterabriss

10. Juni 2024

Zwei Dörfer, die infolge des Dammbaus im Bezirk Dege geräumt werden sollen, sind seit März von Hausdurchsuchungen und «politischer Erziehung» betroffen. Der geplante Bau von mehreren Staustufen wird Dörfer und Klöster mit teils kulturhistorisch wertvollen Wandmalereien unter den Fluten verschwinden lassen und hatte Proteste der lokalen Bevölkerung ausgelöst.

Laut Mitteilung von Huang Jun, Parteisekretär und Vizedirektor der Bezirksstadt Chamdo, auf dem offiziellen WeChat-Kanal der Stadtverwaltung von Wonpotoe hätten «tausende von Kadern» die betroffenen Dörfer Chage und Zhouge besucht, um «Konflikte und mögliche Sicherheitsrisiken» zu untersuchen. Die Kader hätten «von Tür zu Tür Untersuchungen, Beobachtungen und Verhöre» vorgenommen. Im Rahmen dieser Massnahmen wurden über alle Familien und dort lebende Nomaden mittels Befragungen und Beobachtungen umfassende Informationen gesammelt Auch hätten Kader Patrouillen in mehreren Dörfern und Klöstern durchgeführt, um die «soziale Kontrolle» zu stärken.

Im Bezirk Drakkar wurde unterdessen mit dem Abriss des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Klosters Atsok begonnen. Dieses soll dem Bau des Wasserkraftwerks Yangchu weichen.

Der Bevölkerung wurde untersagt, Fotos oder Videos vom Abriss aufzunehmen und zu verbreiten. Auch dürfen sie das Kloster nicht mehr besuchen. Laut Informanten wurde ein Tibeter verhaftet und verhört, weil er Fotos vom Abriss und vom Dalai Lama auf WeChat verbreitete.

Die Mönche des Klosters wohnen derweil in provisorischen Unterkünften, und das Klosterinventar werde in einem Lagerhaus in einer benachbarten Ortschaft aufbewahrt.

Tibet Watch, 29. Mai und 6. Juni 2024 // Dr. Uwe Meya

Foto: Tibet Watch