In einem ausführlichen Bericht zieht Human Rights Watch eine Bilanz aus den letzten 5 Jahren über die Überwachung und Reglementierung vom Gebrauch des Internets und von Mobiltelefonen in Tibet. Während die genaue Zahl wegen der Nachrichtensperren unbekannt ist, sind 60 bekanntgewordene Fälle von Überwachung und Durchsuchung von Mobiltelefonen näher beschrieben. Human Rights Watch folgert daraus: „Tibeter, vor allem in abgelegenen Gebieten, haben einst die Einführung von Mobiltelefonen gefeiert, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, aber ihre Telefone sind zu Überwachungsgeräten der Regierung geworden.“
Bekannt sind Fälle von Verhaftung und Misshandlung, die zumindest in einem Fall zum Tod eines 38-jährigen Tibeters führten, wegen «illegalen Inhalten» wie z.B. eine WhatsApp-Gruppe zum Geburtstag des Dalai Lama enrichten, Eintreten für tibetische Sprache und Kultur, oder Übermitteln von Nachrichten in das Ausland.
In Lhasa besteht seit 2018 ein System für Denunziationen, die mit Geldprämien von umgerechnet zwischen Fr.12 bis Fr.1’200 belohnt werden. Meldungen können elektronisch oder über aufgestellte Postkästen erstattet werden. Das «Berichtszentrum für Schädliche Information» in der sogenannten Autonomen Region Tibet meldete bis 2022 insgesamt 1’395 Meldungen über verdächtige Inhalte und Nachrichten.
Das zwangsweise Einsammeln und Durchsuchen von Telefonen mittels einer forensischen Software ist in mehreren Regionen etabliert. Es sind Fälle bekannt, wo Bewohner extra zu einer Versammlung gerufen wurden, um deren Telefone zu konfiszieren. Verpflichtend ist die Installation einer «Anti-Betrugs-App» [vergl. 10. Februar 2024; UM]. Diese soll vorgeblich vor Internet-Betrug schützen, übermittelt aber private und sensitive Inhalte von den Telefonen an die Behörden. Angeblich wurden Parteikader verpflichtet, monatlich eine bestimmte Zahl von Installationen in ihrer Region zu organisieren, was Teil ihrer Leistungsevaluation wird.
Human Rights Watch, 13. April 2025
Bericht: https://www.hrw.org/news/2025/04/13/china-police-arrest-tibetans-internet-phone-use
Dr. Uwe Meya