Kein Unterricht mehr in tibetischer Sprache an ältester tibetischer Universität

28. Januar 2019

An der Tibet Minzu University, der ältesten Universität für Studenten aus Tibet, wird ab sofort der Unterricht nur noch in chinesischer Sprache erteilt. Die Universität wurde 1958 in der Stadt Xianyang in der Provinz Shaanxi als öffentliche Bildungseinrichtung für Tibet gegründet und 1965 in «Tibet Minzu University» umbenannt. Derzeit sind dort 6‘000 Studenten und Studentinnen eingeschrieben, etwa die Hälfte von ihnen aus Tibet. Unterricht wird in elf verschiedenen Fachrichtungen erteilt. Gründe für die Änderung der Sprache sind nicht bekannt. Die einzige Ausnahme ist ein Sprachkurs «Tibetisch als Zweitsprache». Auch im Fachbereich «ethnische Minderheiten» wird nur in chinesischer Sprache unterrichtet.

Tibetische Studenten beklagen sich, dass sie damit gegenüber ihren Kollegen mit Chinesisch als Muttersprache benachteiligt sind. Sie haben nun damit begonnen, auf eigene Initiative eine Gruppe zum Studium der tibetischen Sprache und Kultur aufzubauen, die sich an Wochenenden trifft.

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Künstler, Musiker und Schriftsteller verhaftet, die in ihren Werken für den Erhalt der tibetischen Sprache und Kultur eintraten. Private Vereinigungen, die Unterricht in tibetischer Sprache organisierten, wurden als «illegale Vereinigungen» eingestuft. Der Aktivist Tashi Wangchuk, der sich öffentlich für den Erhalt der tibetischen Sprache einsetzte, wurde im Mai 2018 wegen «separatistischer Aktivitäten» zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Radio Free Asia, 10. Januar 2019 / Dr. Uwe Meya

Bild: Homepage der Minzu University (Screenshot)