Magazin


Das GSTF-Vereinsmagazin «tibetfocus» erscheint vierteljährlich mit einer Auflage von über 2700 Exemplaren. Die Schwerpunktthemen sowie die Vereinsnachrichten und -beiträge der GSTF, des Vereins Tibeter Jugend in Europa (VTJE), der Tibetischen Frauen-Organisation Schweiz (TFOS) und der Tibetfreunde sorgen für spannende und informative Lektüre rund um Tibet.

Zur aktuellen Ausgabe

tibetfocus 143 – 60 Jahre Exil-Tibet

Taschenbestellung: buero@gstf.org  oder  gstf.org-Shop

Literaturangaben zu «Der Aufstand vom 10. März 1959 in Lhasa»:

  • Shakya, Tsering. (1999). The Dragon In The Land Of Snows. New York: Columbia University Press. 186–191.

  • Jian, Chen.(2006). The Tibetan Rebellion of 1959 and China’s Changing Relations with India and the Soviet Union. Journal of Cold War Studies. Cambridge: Harvard University.

  • Kollmar-Paulenz, Karénina. (2014). Kleine Geschichte Tibets. München: C.H. Beck.

  • Internet: http://m10memorial.org/timeline-of-events/, Zugriff am 16.02.19.

 

Quellenangaben zu «Die Jahre nach dem tibetischen Volksaufstand
– ein Gespräch mit Tendöl Namling»:

  • Tsering Shakya, The Dragon in the Land of Snows – A History of Modern Tibet since 1947, Pimlico 1999
  • Karénina Kollmar-Paulenz, Kleine Geschichte Tibets, C.H. Beck 2006
  • Thérèse Obrecht Hodler, Eine Kindheit in Tibet, Berlin 2019
  • Wikipedia: Grosser Sprung nach vorn; Kampf- und Kritiksitzung

 

 

tibetfocus 136

Seite 5: Quellen- und Linkverzeichnis zum Artikel «Die geplünderte «Schatzkammer des Westens» von Noémie Burger:

 

Seite 6/9: Quellenangaben Statistiken «Der Wasserkonflikt im tibetischen Hochland» von Nadine Lützelschwab:

Weitere Literaturhinweise:

Indische Perspektive:

  • Chaturvedi, Major General (Retired) AK: Water. A Source for Future Conflicts, published in association with Centre for Joint Warfare Studies (CENJOWS), Neu Delhi 2013.

Auch Xinjiang ist betroffen:

 

Seite 11: Quellen- und Linkverzeichnis von Artikel «Eine tibetische Antwort auf den chinesischen Raubbau» von Norzin-Lhamo Dotschung

 

 

tibetfocus 135 – Tibetische Gegenwartskunst

 

Seite 4:
Link- und Literaturliste zum Artikel «Michael Jackson, Mahakala, Mara und Mickey Mouse – Die Gegenwartskunst Tibets zwischen Tradition und Moderne» von Noémie Burger

Links:

Weiterführende Literatur:

  • Anna Bremm (2009): Jenseits von Shangri-la – Gegenwartskunst aus Lhasa. In: kunsttexte Sektion Gegenwart, Nr. 2

 

Seite 33:
Vollständiges Interview mit Dechen Shak-Dagsay – «The Call for Peace»

 Chodar Kone

Bühnenbild DAY TOMORROW photo by Fred Podolak

 tibetfocus – Am 15. April  dieses Jahres geben Sie im KKL Luzern ein Konzert. Es gibt in der Schweiz wahrscheinlich keinen anderen Klangraum der bessere Bedingungen Ihre besondere Form der Mantra-Gesänge bieten kann. Was bedeutet Ihnen der Auftritt in dieser nicht nur in akustischer Hinsicht prestigeträchtigen Konzerthalle?

Dechen Shak-Dagsay – Nachdem ich 2012 und 2016 auf Einladung von Philip Glass am alljährlichen Tibet House Benefit Concert’ in der Carnegie Hall in New York auftreten konnte, freute ich mich sehr, als die Anfrage vom World Music Veranstalter Hugo Faas für das KKL in Luzern kam. Unter den Musikern sagt man ‚When you made it at Carnegie Hall, then you can make it everywhere’.

Aber hier am KKL Luzern schwingt für mich abgesehen davon, dass es akustisch das non plus Ultra der Konzertsäle in der Schweiz ist auch noch etwas Besonders mit. Es wird das erste Mal sein, dass im KKL Luzern eine tibetische Künstlerin auftreten wird. Das erfüllt meine Familie und ich bin sicher, auch viele Tibeter/innen in der Schweiz mit etwas Stolz.

Sie treten gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester auf. Sphärisch-spirituelle, tibetisch-buddhistische trifft auf klassisch-westliche Musik. Wie kam es zu dieser, sagen wir mal nicht ungewöhnlichen, aber doch speziellen Konstellation?

Ich sehe meine Musik als eine Art musikalische Friedensbotschaft zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen. Was uns Menschen miteinander verbindet ist der Wunsch nach innerem Frieden, Ausgeglichenheit und Glück. Die tibetische buddhistische Philosophie birgt einen unvorstellbaren Schatz an Weisheit die für jeden Menschen kostbar sind, egal ob oder an welchen Gott oder an welche Götter wir glauben. Wenn ich die Essenz und die Kraft der uralten Mantra-Silben oder die Gebete den Menschen im Westen zugänglich machen möchte, gelingt mir das viel eher, wenn ich mit den ihnen bereits vertrauten Klängen arbeite. Von Anfang an war es mein Anliegen, eine neue Form der Mantra-Musik zu schaffen, um auf diese Weise den Samen für die wunderbare, kostbare Lebensphilosophie in die Herzen der Menschen zu setzen.

Es hat mich sehr gefreut, als Helge van Dyk, der als Produzent und Komponist meiner zwei letzten Alben auch für die musikalische Leitung zuständig ist, mir mitteilte, dass er das ZKO (Zürcher Kammerorchester) für eine Zusammenarbeit für das KKL Konzert gewinnen konnte. Durch die wertvollen Verbindungen, die er auch in der klassischen Musikwelt pflegt, konnte er den Komponisten und Arrangeur Fabian Müller dazu begeistern, die Notationen für das Orchester zu übernehmen.

Nicht nur das Zürcher Kammerorchester, auch andere Künstler werden Sie und Ihr JEWEL-Ensemble in diesem Konzert begleiten. Wie kann man sich die Vorbereitungen zu diesem Auftritt vorstellen? Wie bringt man diese verschiedenen Strömungen unter einen Hut bzw. in einen Fluss?

Für Musikliebhaber lohnt sich ein Besuch des Konzertes auf verschiedenen Ebenen. Ich werde Stücke aus den beliebten Alben wie DEWA CHE, SHI DE, TARA DEVI, JEWEL und THE SOUND OF DAYTOMORROW meiner langjährigen Gesangslaufbahn vortragen. Das Konzert beginnt sehr ruhig, meditativ mit einem

a-capella-Gesang, begleitet von einer indischen Shruddhi Box. Langsam wird mich dann eine indische Sitar begleiten und allmählich wird die japanische Shakuhachi-Flöte einsetzen. Das wird allen World Music Fans, die eine grosse Affinität zu Instrumenten wie der indischen Sitar oder der japanischen Shakuhachi Flöte haben, sehr gut gefallen.

Ich freue mich jetzt schon auf die Orchestrierung für das Zürcher Kammerorchester, die den heiligen tibetischen Mantras sowie den wunderschönen Texten meines lieben Vaters Dagsay Rinpoche einen aussergewöhnlich schönen musikalischen Klang verleihen werden. Kostbarste heilige Mantras aus der tibetisch buddhistischen Tradition, getragen von einem klassischen Kammerorchester, welches die höchste Form der westlichen Musikkultur verkörpert.

Darüber hinaus wird auch eine spannende musikalische Verschmelzung von Klassik und Pop stattfinden, da ich vom JEWEL Ensemble begleitet werde. In diesem Ensemble spielen hochkarätige Schweizer Musiker mit, wie Daniel Pezzotti, Cello, Hank Shizzoe, Guitars, Thomas Niggli, Sitar, Thomas Jordi, Bass, Tosho Yakkatokuo, Drums und Helge van Dyk, Piano.

Gastmusiker wie der Percussionist  Rhani Krija, der oft mit Sting und Peter Gabriel spielt und Jürg Fuyûzui Zurmühle, werden für besondere highlights sorgen.

Als krönender Abschluss wird eine tibetische Tanzgruppe des Lithang-Vereins Schweiz mit ihren farbenprächtigen Trachten das Publikum verzaubern.

Dirigiert wird das Konzert von Dieter Dyk. Dieter wird vielen noch in bester Erinnerung sein, als hervorragender Percussionist von meinen Live-Konzerten. Ich freue mich sehr, dass er sich bereit erklärt hat, dieses für mich so wichtige Konzert zu leiten.

Die Botschaft des Konzerts ist «The Call for Peace». Was steckt hinter dieser Botschaft?

Es geht um den Wunsch nach Frieden. Nicht nur in Tibet sondern auf  der ganzen Welt.  Wir alle sind überfordert mit dem aktuellen Weltgeschehen und fragen uns, wohin das wohl führen mag. Mit meiner Musik möchte ich den Menschen eine wertvolle Stütze sein, trotz all der schrecklichen Ereignisse auf dieser Welt eine positive Haltung zu bewahren und niemals die Hoffnung zu verlieren.

Es ist wichtiger denn je, dass wir uns als eine Weltengemeinschaft sehen, die zusammenhalten muss, wenn wir diesen Planeten, unser aller einziges Zuhause, schützen und für die Nachwelt erhalten wollen.

Das Konzert ‚THE CALL FOR PEACE’ steht für den Frieden auf dieser Welt, der Nachhaltigkeit im Umgang mit den Ressourcen, und dem Schutz unserer Natur und Umwelt.

Sie sind Tibeterin und eine international bekannte Künstlerin. Sie sind mit Tina Turner befreundet und haben mit ihr in der Vergangenheit sogar gemeinsame Projekte realisiert. Inwiefern ist in diesen «Kreisen» und in diesem Business Tibet und sein Schicksal ein Thema?

Ich möchte meine tibetischen Wurzeln mit nichts tauschen. Trotzdem versuche ich in erster Linie einfach nur ein ‚verantwortungsbewusster Mensch’ zu sein und versuche den Mitmenschen als Mensch zu begegnen. Ganz im Sinne unserer tibetischen Kultur, die auf das Engste mit Buddhas Lehre verbunden ist, habe ich ein offenes Herz für alle Menschen, egal woran sie glauben oder woher sie stammen. Ich bin dankbar, dass ich durch meine Musik als Schweiz/Tibeterin international bekannt geworden bin und dadurch sehr viel Unterstützung für Tibet gewinnen durfte.

Auch wenn ich mich ganz klar aus der Politik heraushalte, glaube ich, dass ich durch meine Musik in mancher Hinsicht viel Positives bewirken kann. So ist es für mich ein sehr schönes Zeichen der Verbundenheit zu meinen Fans, dass im Vorverkauf für das Konzert im KKL innert 4 Wochen bereits schon über 1000 Plätze verkauft waren.

Es gibt kaum einen Ort auf dieser Welt, wo man die grossartige Künstlerin Tina Turner nicht kennt. Wir haben zusammen mit Regula Curti drei wunderschöne BEYOND Alben herausgegeben und ich habe die Zusammenarbeit mit ihnen sehr geschätzt und genossen.

Zu Beginn meiner Gesangskarriere bewegte ich mich eher in Kreisen, die grosse Affinität zu Tibet verspürten. Im Gegensatz zu heute waren die Menschen damals sehr offen für Tibet.

Heute muss ich feststellen, dass die Leute doch selber grosse Probleme haben und die Tibet-Frage nicht mehr so im Vordergrund steht. Von meiner Musik lassen sie sich gerne nach wie vor berühren, weil meine Stimme in ihnen eine grosse Sehnsucht nach innerem Frieden und Gelassenheit erwecken kann. Gleichzeitig glaube ich aber, dass die Menschen nach jeder Begegnung mit mir an den Konzerten oder an den Workshops, doch eine besondere Zuneigung zu Tibet  und seiner Kultur entwickeln.

Was bedeutet es für Sie sich in Tibet sozial zu engagieren?

Meine liebe Mutter Yischi Tsedön la verstarb 2002 nach einer langen Krankheit. Sie und unser lieber Vater Dagsay Rinpoche, haben sich gemeinsam unermüdlich für die Menschen in Tibet eingesetzt. Sie haben das zerstörte Chokri Kloster wieder vollständig aufgebaut und eine Klinik für die rund 10’000 Tibeter dieser Region gebaut. Es war ihr Wunsch, dass wir drei Töchter diese Projekte fortführen und uns für das Wohl der Menschen dort kümmern. Inzwischen haben wir einen gemeinnützigen Verein ‚DEWA CHE’ gründen können und zusätzlich eine Nähschule und eine Automechaniker Schule aufgebaut.

2010 reisten mein Mann Dr. Kalsang Shak und ich nach Tibet und als ich tibetische Kleider für meine Bühnenauftritte kaufen wollte musste ich feststellen, dass es vorwiegend chinesische Schneiderateliers und Geschäfte waren, die Tibetische Kleider verkauften.

Es machte mich betroffen, dass unsere Leute nicht in der Lage waren, dieses Geschäft für sich in Anspruch zu nehmen. Wieso mussten Tibeter ihre tibetischen Alltagskleider oder Festkleider bei den Chinesen kaufen? Ich fragte nach und es hiess, die Tibeter hätten leider keine Möglichkeit sich selbständig zu machen. Es gäbe sehr wenige Tibeter/innen die Kleider nähen können und ausserdem fehle das Startkapital für ein kleines Geschäft. Daraufhin entschlossen wir uns, dafür zu sorgen, dass man in Zukunft die tibetischen Trachten auch in einheimischen tibetischen Läden kaufen kann.

Ich fragte den Mönchsverwalter unseres Klosters Lobsang Dawa, von dem ich wusste, dass er alle Brokatstoffdekorationen für die Klöster und die tibetischen Festzelte nähen konnte, ob er sich vorstellen könnte die Leitung einer Nähschule zu übernehmen und den jungen Tibeter/innen seine Kunst weiterzugeben.

Er meinte, das wäre für ihn die schönste Lebensaufgabe und so begannen wir unverzüglich mit dem Beginn der Nähschule.

Zurück in der Schweiz war es eine glücklich Fügung, dass der CEO von Bernina Schweiz, Claude Dreher von meinem Vorhaben erfuhr und sich bereit erklärte, Nähmaschinen für das Nähschule-Projekt zu sponsern. Es war einer meiner glücklichsten Momente im Leben, als ich diese Nachricht erhielt. Genau so wie vor einigen Jahren davor, als die GOFUS Stiftung die Patenschaft für die Ausbildung von 10 jungen begabten Schülern für in Tibet übernahm

2014 bei meiner letzten Tibet Reise konnten wir bereits mehrere kleine tibetische Läden besuchen, welche die Nähschüler/innen unserer Nähschule eröffnet hatten.

Es ist ein unglaublich schönes Gefühl in Tibet zu sein und zu sehen, wie wir mit relativ wenig Geld aus dem Ausland in Tibet Grosses verändern und bewirken können. Die Nähschule hat innerhalb von 4 Jahren 300 jungen Menschen eine Ausbildung geben können. Inzwischen haben sich über die Hälfte schon selbständig gemacht und in den grösseren Städten wie Kharze, Drango, Tawu, Seta und sogar im entfernten Lithang ihre kleinen Näh-Ateliers und Geschäfte eröffnet.

Ein Teil der 300 Nähschüler/innen in Osttibet.

2012 haben wir noch ein weiteres Projekt begonnen. Es gibt sehr wenige Autowerkstätten die von Tibetern geführt werden. Auch hier fanden wir dass es wichtig ist, dass die Tibeter im eigenen Land die gleichen Chancen wie die Chinesen erhalten sollten. So haben wir jetzt eine Autowerkstatt Schule gegründet wo wir junge Tibeter zu Automechanikern ausbilden. Auch bei dieser Schule haben wir inzwischen einige Absolventen die sich in den umliegenden Städten bereits selbständig gemacht haben und ihre eigene kleine Werkstatt führen.

Gibt es neue Projekte, die anstehen?

Wir sind in der Fertigstellung meines neuen Buches mit dem Titel ‚A CALL FOR PEACE’, welches das Album ‚THE SOUND OF DAYTOMORROW’ enthalten wird. Das Besondere an diesem speziellen Remix ist, dass jedes der Lieder und Mantras von schönen Sprecherstimmen auf Deutsch, Englisch oder Französisch erklärt werden. Auf Deutsch wird die unverkennbare Stimme von DRS Sprecher Christoph Schwegler die Leute mit auf eine Reise nehmen. Somit erfüllt sich ein grosser Wunsch von mir, dass die gehaltvollen Texte für eine friedlichere, gerechtere und nachhaltigere Welt von allen Hörern wunderbar verstanden werden.

Vielen Dank für das Interview.